Obike in München:"Wir lagern die Räder ja nur ein"

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Die Firma Obike ist für die Stadt nicht mehr zu erreichen. So bleiben viele Räder erst einmal liegen. (Foto: Florian Peljak)
  • Der Fahrradhändler Radlbauer hat eine umstrittene Aktion gestartet: Wer ein Fahrrad für mindestens 500 Euro kauft und gleichzeitig ein Obike abgibt, bekommt 100 Euro Rabatt.
  • Die Fahrräder sind aber immer noch Eigentum von Obike - auch wenn das Unternehmen pleite und öffentlich nicht präsent ist.
  • Radlbauer-Chef Thomas Böttner sagt: "Wenn sich jemand von Obike meldet, werden wir uns damit auseinandersetzen."

Von Andreas Schubert

Wie viele Obikes noch in der Stadt herumstehen respektive -liegen, weiß kein Mensch. Noch im Juli hatte der Bayerische Rundfunk mittels Datenabgleich etwa 3000 dieser Leihräder gezählt. Bald dürften es aber erheblich weniger sein. Der Fahrradhändler Radlbauer gibt seit Freitag beim Kauf eines mindestens 500 Euro teuren Fahrrads einen Nachlass von 100 Euro, wenn der Kunde zugleich ein Obike abgibt. Bereits am ersten Tag wurden laut Radlbauer-Chef Thomas Böttner mehrere Dutzend Räder abgegeben. "Aufräumprämie" nennt die Firma das und tönt: "München räumt auf!"

Dass sie sich damit auf rechtlich heikles Terrain begibt, ficht Böttner nicht an. Denn die gelben Schrotträder sind, unabhängig von ihrem Zustand, nach wie vor Eigentum von Obike. Auch Lukas Raffl von der städtischen Stabsstelle Radverkehr findet, dass dieses Vorgehen eigentlich unzulässig sei. Böttner fürchtet aber keinen Ärger, etwa wegen Diebstahls: "Wir lagern die Räder ja nur ein und können sie jederzeit zurückgeben", sagt er - und hat leicht reden: Das Unternehmen Obike ist bekanntermaßen pleite und seit Längerem weder erreichbar noch öffentlich präsent.

"Wenn sich jemand von Obike meldet, werden wir uns damit auseinandersetzen." Aber Böttner ist sich ohnehin sicher, dass die Räder am Ende verschrottet werden. Die Idee zu der Nachlass-Aktion hatte er, so sagt er, weil es ihn nervte, wie die Obikes in der Landschaft herumliegen, in Bäumen hängen, Gehwege blockieren. So schlimm wie zu Hochzeiten der Obike-Invasion, zu denen knapp 7000 Räder in der Stadt herumstanden, ist es zwar nicht mehr. Aber jetzt, findet der Unternehmer, sollen sie endgültig verschwinden.

Die Stadt selbst sieht sich nicht befugt, die Räder wegzuräumen, wie Raffl von der Stabsstelle Radverkehr erklärt. So hätten bereits soziale Einrichtungen angefragt, ob sie Obikes nutzen könnten, das habe man mit Hinweis auf die Eigentumsverhältnisse verneint. Dass sich so mancher dennoch eines unter den Nagel gerissen hat, ist dennoch nicht auszuschließen. Noch ließen sich viele Obikes wegen ihres GPS-Senders orten. Doch bei vielen, vermutet Raffl, habe bereits die Batterie den Geist aufgegeben.

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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