Obermenzing/Nymphenburg:Die Zaungäste rebellieren

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Kein schöner Anblick: Der Sicherheitszaun entlang der Bahnstrecke zieht die Kritik der Lokalpolitiker auf sich. (Foto: Robert Haas)

Und plötzlich war sie da, die zwei Meter hohe Schutzbarriere entlang des Gleisdamms beim Nymphenburger Park. Jenseits der Bahntrasse in Pasing gefällt die Stahlgitter-Konstruktion im Schloss-Umfeld aber nicht jedem

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing/Nymphenburg

Fast könnte man von einem veritablen Grenzzaun sprechen, der die Stadtbezirke Pasing-Obermenzing und Nymphenburg-Neuhausen seit diesem Spätsommer trennt. Die Deutsche Bahn hat entlang des Fuß- und Radwegs an der Grünanlage westlich des Nymphenburger Schlossparks eine durchgehend zwei Meter hohe Sicherheitsbarriere aufstellen lassen. Das Konstrukt soll verhindern, dass Unbefugte dort den Bahndamm erklimmen und so den Zugbetrieb zum Stillstand bringen - wenn die Zugreisenden dann wieder "Personen im Gleis" zu hören bekommen und die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verschoben wird. So weit, so nachvollziehbar für die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Pasing-Obermenzing. Kritik an der Maßnahme kommt nun trotzdem aus der Gegend westlich des Zauns.

Die SPD-Fraktion im Stadtviertel-Gremium hatte den DB-Zaun in der jüngsten Sitzung per Antrag zum Thema gemacht. "Diese Verschandelung ist nicht hinzunehmen", hieß es darin mit einiger Entrüstung. Die Landeshauptstadt München solle umgehend bei der Deutschen Bahn "intervenieren". Bei diesem Gespräch solle geklärt werden, ob dieses unansehnliche Gatter so nahe am Schlosspark, in einem Bereich also, in dem viele Spaziergänger und Radler unterwegs seien, nicht attraktiver gestaltet werden könnte - durch Pflanzen beispielsweise. Zudem stellt sich für die SPD die Frage, ob der Zaun nicht weg vom Fuß- und Radweg direkt auf den Bahndamm versetzt werden könnte. Technisch dürfte das weiter kein Problem sein, spekulieren die Sozialdemokraten, weil die Barriere südlich der Bärmann-Unterführung auch oben am Bahndamm geführt werde.

Außerdem deutet die SPD Zweifel daran an, ob ein "derart massiven Eingriff in das Landschaftsbild" zu rechtfertigen sei. Die Deutsche Bahn soll deshalb Auskunft darüber geben, wie viele Eingriffe in den Gleiskörper - sprich Leute, die sich unter Lebensgefahr auf den Gleisen herumtreiben - es in den vergangenen zehn Jahren dort tatsächlich gegeben habe.

Was die SPD-Fraktion aber grundsätzlich erbost - ganz abgesehen davon, ob der Zaun nun unansehnlich ist oder nicht, ob er notwendig ist oder nicht - ist das generelle Vorgehen der Bahn: Wieder einmal sei der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing nicht in die Planungen der DB einbezogen und vor vollende Tatsachen gestellt worden. Das sei bereits das dritte solche Ereignis in kurzer Folge. So habe es auch keine Vorinformationen gegeben, als der Grünzug am Helihofweg nahe der Pasinger Fabrik abgeholzt wurde - wobei auch dort dann prompt ein Zaun auftauchte. Außen vor gelassen worden sei man zudem bei den Pläne für die Erneuerung der Unterführung an der Paosostraße, kritisiert der Bezirksausschuss.

Die Reaktionen auf den "Zaun des Anstoßes" fielen im Gremium dann verhaltener aus, als es sich die SPD mit ihrem Antrag wohl gewünscht hatte. Die Grünen zum Beispiel würden bei der Forderung nach Begrünung des Stahlgitters an sich mitgehen. Dabei gibt es aber ein Problem.

Der Zaun liegt quasi exterritorial auf dem Gebiet des benachbarten Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg. Der Antrag sei also eine Einmischung in die innereren Angelegenheiten der Nachbarn. "Ich würde das als übergriffig sehen, wenn der Bezirksausschuss dort unsere Themen aufgreift", sagte Ingrid Standl (Grüne). Sven Wackermann (CSU) hält den Zaun für sinnvoll, wollte aber ebenfalls nicht in Alleinregie über Problemlagen entscheiden, die andere Stadtbezirke betreffen. Interessieren würde ihn allerdings schon, wie die Stimmungslage drüben in Neuhausen-Nymphenburg aussieht.

Das soll nun in Erfahrung gebracht werden. Die SPD-Fraktion zog deshalb ihren Antrag zurück. Im Unterausschuss Umwelt des Bezirksausschusses aber soll der nackte Zaun noch einmal Thema werden.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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