Konzert im kleinen Posthof des Deutschen Museums:A bissl Pop, a bissl Poesie

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Verlässlich liefert der "Nino aus Wien" im neuen Album "Eiszeit" wieder poetische Texte. Bei seinem Konzert in München überzeugt er auch mit einer unaufgeregten, aber gekonnten Performance.

Von Magdalena Zumbusch, München

Fast auf die Minute pünktlich steht er plötzlich auf der Bühne im kleinen Posthof des Deutschen Museums. Aus Interviews weiß man, dass Nino Mandl, der sich als Künstler "Nino aus Wien" nennt, das Exzessive mag und den Raum für Allüren, den der Status als einer der größten Indie-Popnamen Österreichs einräumt, eigentlich gerne ausfüllt. Er kündigt dann auch gleich an, dass es eigentlich "a kleines Wunder" sei, dass der Abend stattfinde: Weil er sich nämlich gerade erst erholt habe von einer Vergiftung, "so in der Art einer Lebensmittelvergiftung" meint er mit vielsagendem Blick. Leicht gebräunt und äußerst gesund sieht er jedenfalls aus aus: Ins Gesicht geschrieben wie dem blassen, ausgezehrten Nino von früher ist ihm ein exzessiver Lebensstil jedenfalls nicht mehr.

Ein Wunder ist der Abend auch, weil sich für gleich zwei ausgefallene Bandkollegen über Nacht Ersatz fand: So ergänzen den Nino und den Gitarristen Raphael Sas ausnahmsweise Thomas Pronai an der Bassgitarre und David Wukitsevits am Schlagzeug. Pronai hat das neue Album "Eiszeit" produziert, aus dem viel gespielt wird an diesem Abend. Rocklastiger als das meiste aus den letzten Jahren ist das Album. Die Lieder changieren zwischen Rock und Indie-Pop, die Texte liefern die zwei Dinge, die gute Lyrics einfach bringen müssen: Sich in Leiden einfühlen einerseits - in die Momente, in denen das Leben "zach" ist und die Liebe am Ende auch immer nur ein "süßer Kampf" wie im Song "Glücksbringer". Und andererseits mitreißend euphorisch sein können wie die Refrain-Strophen von "Rendezvous". In gerade noch so dezent gehaltenem Dialekt, dass man alles versteht, singt der Nino die neuen Nummern und einige Klassiker wie "Plurabelle". Vor allem bei den wienerisch langgezogenen Silben vieler Worte überrascht einen die starke, klare Stimme, die besser als in Aufnahmen zur Geltung kommt an diesem Abend.

Auch musikalisch wird trotz fehlender gemeinsamer Proben und Vergiftung performt. Bis auf ein rauschhaftes Schlagzeug-Solo bleibt die Darbietung dabei so unaufdringlich und unaufgeregt wie auch die herausgewienerten Anekdoten, mit denen der Nino sein Publikum unterhält. Performen wie nebenbei, diese Disziplin beherrscht der Nino unbestreitbar.

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