Banking-App:Münchner Sparkasse testet reines Smartphone-Banking

Lesezeit: 2 Min.

Die Zentrale der Stadtsparkasse München im Tal. (Foto: Stadtsparkasse München/oh)
  • Die Sparkasse führt die App Yomo ein, mit der Bankgeschäfte nur mit dem Smartphone erledigt werden können.
  • Ab April steht die App zum Download bereit, wird dann aber zunächst nur von ausgewählten Nutzern getestet - und soll ab 2018 für alle zur Verfügung stehen.
  • Angeboten wird Yomo vorerst von zehn deutschen Sparkassen, neben München sind auch Berlin, Nürnberg oder Düsseldorf dabei.

Von Christina Hertel, München

"Yomo" heißt die neue App der Sparkasse, das klingt natürlich jung und hipp. Und genau so soll es auch sein: Yomo steht für "Your Money", die App, die nun erstmals in München vorgestellt wurde, ist so etwas wie eine Smartphone-Bank.

Kunden - vor allem solche zwischen 18 und 35 Jahren - sollen ihre Bankgeschäfte komplett über das Internet, eben mit dem Smartphone erledigen. Der Clou dabei ist: Yomo ist keine normale App für Finanzgeschäfte, wie sie viele Banken schon betreiben. Die Sparkasse zielt damit auf Neukunden: Wer die App nutzen will, muss ein neues Girokonto abschließen, es spielt keine Rolle, ob er bereits Kunde einer Sparkasse ist - und es ist auch völlig egal, wo er lebt.

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Münchner könnten sich auch über die Stadtsparkasse in Berlin für Yomo registrieren, wenn sie denn wollten. Die Sparkassen also hebeln mit der App ihr geheiligtes Regionalprinzip selbst aus; die Münchner ist eine von zehn, die das neue Produkt im Angebot haben.

Von April an soll die App zum Download bereitstehen - allerdings noch nicht für die breite Masse. Zunächst kommen die potenziellen neuen Kunden auf eine Warteliste, bis ihnen ein Einladungscode geschickt wird. Ausgewählte Nutzer sollen sich durch diese Strategie nicht nur exklusiv fühlen, sie sollen auch helfen, die App noch weiterzuentwickeln, bevor sie spätestens von 2018 für alle zur Verfügung steht.

Um ein Yomo-Girokonto zu eröffnen, braucht es keine Filialen, die sollen auch gar nicht dafür zuständig sein. Es braucht nur Wlan und ein Betriebssystem auf dem Smartphone, das dem neuesten Stand entspricht: Den Vertrag erhält der Nutzer als PDF-Dokument. Dann wird der Ausweis noch in einem Videochat mit einem Yomo-Mitarbeiter überprüft. Fertig.

Wer ein Yomo-Konto hat, bekommt eine EC-Karte, kann Geld überweisen und Umsätze anschauen. Die Funktionen sollen allerdings stetig erweitert werden: Kim Rauprich, der Yomo für die Sparkassen vermarktet, kann sich vorstellen, dass Kunden damit eines Tages Geld am Supermarkt abheben, ohne vorher eingekauft zu haben. Auch Überweisungen durch Sprachsteuerung seien denkbar. Oder indem man die Kontodaten des Empfängers abfotografiert. "Wir haben jetzt erst einmal die minimale Basis geschaffen", sagt Rauprich.

Minimalistisch sind offenbar auch die Sicherheitsvorkehrungen. Überweisungen funktionieren schneller als bei vielen anderen Bank-Apps. Der Nutzer muss keine zufällig generierte Tan-Nummer eingeben, sondern immer dieselbe Pin oder - je nach Belieben - seinen Fingerabdruck. Ist das aber sicher? Marketingmann Rauprich sagt: Geld könne keines verloren gehen.

Im Falle eines Betrugs könne man sich den Betrag wieder von der Bank zurückholen. Doch er gibt zu: Ein Tan-Verfahren zum Beispiel, wie es beim Internetbanking Standard ist, sei sicherer, dafür komplizierter. "Unsere Kunden verlangen Einfachheit. Doch das geht zur Lasten der Sicherheit."

Mit Yomo will die Sparkasse junge, technikaffine Kunden gewinnen. Das Produkt, dessen Entwicklung einen mittleren einstelligen Millionenbetrag gekostet hat, soll jungen Finanz-Start-ups wie "Number 26" Konkurrenz machen, das mit einer Girokonto-App in nur wenigen Monaten mehr als 100 000 Kunden gewonnen hat.

Angeboten wird Yomo vorerst von zehn deutschen Sparkassen, neben München sind auch Berlin, Nürnberg oder Düsseldorf dabei. Grundfunktionen wie Kontoführung oder Überweisungen sollen kostenfrei sein. Für mögliche Zusatzfunktionen wie Dispokredite oder Kreditkarten können die teilnehmenden Sparkassen selbst Gebühren festlegen.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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