Varieté:Artistischer Frischekick

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Bühnenveteran im karierten Dreiteiler: Der Moderator Martin Quilitz mit den jungen Künstlern und Künstlerinnen der Show "Neo". (Foto: Gop-Varieté)

In der Gop-Show "Neo" präsentiert ein wortgewandter Bühnenveteran international erfolgreiche Newcomer: eine feine Melange aus Comedy, Akrobatik und Live-Musik.

Von Barbara Hordych

Auch wenn die neue Gop-Show den Titel "Neo" trägt, schlägt sie doch eine Volte zurück in die 1980er-Jahre. Zumindest was den rot-schwarz-karierten Anzug des schlagfertigen Entertainers Martin Quilitz betrifft. Der behauptet, das schöne Stück, in dem einst Thomas Gottschalk steckte, direkt aus dem ZDF-Fundus erstanden zu haben (lediglich die Hosenbeine mussten ein wenig eingekürzt werden). In seiner Rolle als Gastgeber verströmt Quilitz, der 35 Jahre Bühnenerfahrung und den Schweizer Comedypreis aufweisen kann, väterliche Gelassenheit und spontanen Witz.

Als er mit gekonntem Griff drei Gäste aus den vorderen Reihen rekrutiert, die zu Chart-Hits made in Munich wie Donna Summer, Spider Murphy Gang und Dschingis Khan performen müssen, stellt sich ad hoc ein nostalgisch-wohliges Gefühl ein - auch wenn diese Mitmach-Nummer tief in vergangenen Jahrzehnten wurzelt, sorgt sie für immense Heiterkeit im Publikum.

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Flankiert wird die von Knut Gminder inszenierte Show von einem weiteren Bühnenprofi, dem Musikallrounder Holger Dieffendahl. Der beherrscht sieben Instrumente, spielte schon live gemeinsam mit Stars wie Cro und James Blunt. Und ist in dieser Show viel mehr als nur der Mann am Klavier, entstanden doch in seinem Kölner Studio die atmosphärisch maßgeschneiderten Kompositionen für fast alle Darbietungen.

Ein Glücksfall für die Künstlerinnen und Künstler, Entdeckungen aus Zirkusschulen weltweit. Sie sind jung an Jahren, zeigen dennoch Darbietungen auf Spitzenniveau: Der Japaner Shu Takada studierte etwa in Yokohama Sportwissenschaften, begeistert aber nun mit seinen Jojos an langen Schnüren. Die Kalifornierin Sylphie Currin lässt sich an ihren kunstvoll präparierten Haaren aufhängen und dreht in der Luft baumelnd Pirouetten. Aus Québec stammt Amélie Bolduc, die nicht nur virtuos in ihrem riesigen Cyr-Rad über die Bühne kreiselt, sondern auch in einer exakt choreografierten, tänzerischen Jonglage, mit Metallstäben um sich wirbelt.

Gelenkiges Liebespaar: Michael Togni und seine Frau Yulia zeigen kraftvoll-elegante Partnerakrobatik. (Foto: Gop-Variete)

Noch aus gemeinsamen Kinderzirkus-Tagen in Witten kennen sich die Freunde Adrian und Jannis, die seit ihrer Ausbildung an der Berliner Artistenschule als "Duo One Line" übermütige Moves mit den Diabolos zeigen - prämiert etwa beim Zirkusfestival in Kuba. Der Italiener Michael Togni, Sprössling einer italienischen Artistenfamilie, bewältigt in jeder Show einen Doppel-Auftritt: Mit seinen Füßen lässt er seinen Bruder Dario in rasend schnellen Kaskaden in der Luft rotieren; später dann stemmt er seine Frau Yulia in einer eleganten Partnerakrobatik in die Höhe. Und er beweist: Die Transformation tradierter Artistik in eine neue Ära, sie kann gelingen.

Neo, bis 2. Juli, Gop-Varieté , Maximilianstraße47

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