Eine Frau als Intendantin der Kammerspiele - das hat es tatsächlich noch nie gegeben. Bald könnte sich das ändern. Barbara Mundel soll 2020 die Nachfolgerin von Matthias Lilienthal werden. Am Donnerstag präsentierte Kulturreferent Hans-Georg Küppers die Dramaturgin und Intendantin im Kulturausschuss, wo sie sich und mögliche Ideen für die Kammerspiele vorstellte. "Barbara Mundel ist eine versierte, bekannte, erfolgreiche und gut vernetzte Intendantin", heißt es in einem Statement des Referenten. "Sie steht für eine umsichtige Öffnung des Stadttheaters, was Inhalte, Formate und Zielgruppen angeht." Mundel werde "an die traditionsreiche und stets nach vorne gerichtete Linie" der Kammerspiele anknüpfen.
Mundel war von 2006 bis 2017 Intendantin des Theaters Freiburg, aktuell arbeitet sie als Dramaturgin für die Ruhrtriennale. Die 59-Jährige kennt aber auch die Kammerspiele: Von 2005 bis 2006 war sie Chefdramaturgin am Haus, das damals Frank Baumbauer leitete. "Dass ich nun als Intendantin für die Kammerspiele berufen werden soll, führt mich in eine Theaterstadt zurück, die meinen Werdegang von Anfang an geprägt hat", sagte Mundel am Donnerstag. "Hier erwartet mich ein kundiges, neugieriges und diskussionsfreudiges Publikum. Und eine Institution, die stets eine Vorreiterrolle im Sprechtheater eingenommen hat." Sie wolle, dass die Kammerspiele auch weiterhin künstlerische Maßstäbe setzten.
Münchner Kammerspiele:Barbara Mundel soll Nachfolgerin von Matthias Lilienthal werden
Die Münchner Kammerspiele kennt sie bereits. Als Chefdramaturgin prägte Mundel eine Blütezeit des Hauses mit. Bis 2017 war sie Intendantin des Theaters Freiburg.
Küppers möchte den Stadtrat noch im Oktober über seinen Vorschlag abstimmen lassen und Mundel einen Fünfjahresvertrag anbieten. Die Fraktionen sind nach der ersten Vorstellung der Kandidatin weitgehend angetan: "Wir finden den Vorschlag gut und gelungen", sagt Klaus Peter Rupp (SPD). "Barbara Mundel ist eine sehr kompetente, erfahrene Theatermacherin, die sehr gut zu München passen würde." Wolfgang Heubisch (FDP) findet, Mundel habe sich "gut präsentiert", und "ihre Ausrichtung würde sicher anders als beim jetzigen Intendanten". Richard Quaas von der CSU, erklärter Kritiker des aktuellen Intendanten Lilienthal, ist ebenfalls zufrieden: "Ein sympathischer Auftritt, ein interessanter und seriöser Vorschlag des Kulturreferenten." Florian Roth von den Grünen ist lediglich leicht verschnupft darüber, dass die Kandidatin entgegen einer internen Absprache den regierenden Parteien CSU und SPD bereits vor der Ausschusssitzung präsentiert worden sei. Inhaltlich ist Roth eher dem Lager Lilienthal zuzuordnen, er habe jedoch "keinerlei Vorbehalte" gegenüber der möglichen neuen Intendantin, sagt er.
Der Job der Kammerspiele-Leitung ist kein leichter, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Lilienthal, der München 2020 auch wegen des Ärgers mit der CSU verlässt, hat mit Mundel in den frühen Neunzigerjahren in Basel gearbeitet. Er lobt: "Barbara ist eine großartige Intellektuelle und eine großartige Theaterleiterin. Wenn sie Intendantin würde, wären die Kammerspiele bei ihr in super Händen."