Musik:Zwischen Himmel und Erde

Lesezeit: 3 min

Christian Bischof hat eine CD auf der frisch sanierten Orgel von Sankt Margaret eingespielt

Von Dirk Wagner

Zugegeben: Im Ausdruck "Trauerfeier" fehlt dem darin enthaltenem Wort "Feier" jene Assoziation mit "Fröhlichkeit", die es normalerweise weckt. Dem Begriff "Messfeier" indes darf man sehr wohl unterstellen, dass es sich hierbei auch um eine fröhliche Zusammenkunft einer Glaubensgemeinschaft handeln kann. Eine, die in manchen Kreisen sogar mit einer entsprechend freudigen Gospelmusik gefeiert wird. Aber auch die erhabene Orgelmusik, die hierzulande zumeist die Messen begleitet, hat etwas Feierliches, das mitunter auch die fröhlichen Aspekte eines Gottesdienstes unterstreicht. In der Münchner Kirche Sankt Margaret kam es darum schon öfters vor, dass die anwesende katholische Gemeinde am Ende eines Gottesdienstes den Kirchenmusikern für ihre besonders inspirierenden Darbietungen mit einem euphorischen Applaus dankte. Dem Organisten und Dirigenten Christian Bischof zum Beispiel, der seit 2013 hier das Musikleben in der Sendlinger Gemeinde auch mit spannenden Kirchenkonzerten bereichert. Dabei kam es immer wieder zur fruchtbaren Kooperation mit der nicht minder musikalischen protestantischen Gemeinde in Sendling, deren Himmelfahrtskirche aus guten Gründen auch regelmäßig als Tonstudio genutzt wird.

Zum Höhepunkt solchen musikalischen Zusammenlebens in diesem Münchner Stadtteil zählen vor allem auch jene Sendlinger Orgeltage, bei denen sich die Besucher beider Kirchen, der protestantischen Himmelfahrtskirche und der katholischen Margaretenkirche also, in einer Musik begegnen, die schon der persische Dichter Rumi im Mittelalter als das "Knarren der Pforten des Himmels" beschrieben hatte: "Ich will singen wie Vögel singen, denen es gleich ist, wer zuhört, oder wer was denken könnte", hatte Rumi gedichtet. Achthundert Jahre später versuchte der französische Organist Olivier Messiaen den Gesang der Vögel zu notieren und in seine Kompositionen einfließen zu lassen.

Drei Jahre hatte nun die große Orgel von Sankt Margaret geschwiegen, deren längste Pfeife über elf Meter lang ist, derweil die kleinste ihrer insgesamt 4160 Orgelpfeifen gerade mal etwas mehr als 10 Millimeter misst. Weil die 1915 gebaute spätromantische Orgel im zweiten Weltkrieg von einem Bombenangriff stark beschädigt wurde, musste sie in der Nachkriegszeit erst einmal repariert werden. Dabei entschied man sich für einen Teilneubau unter Verwendung des unbeschädigten Pfeifenwerks. Dazu sagt der Organist Christian Bischof: "Man hatte damals wenig Geld gehabt, es musste schnell gehen. Man hatte auch mit neuem Material experimentiert, das sich als nicht sehr langlebig herausstellte. Und zum anderen hatte man ein anderes Klangempfinden gehabt, man wollte weg vom Romantischen. So wurde die Orgel über die Jahre zu einem Stückwerk, das klanglich auseinander fiel."

Nun, da man die Orgel auf Bischofs Empfehlung hin grundsanierte, wurde sie auch klanglich zurückgeführt zu ihren romantischen Wurzeln. Im Advent 2020 erstrahlte die große Orgel darum endlich wieder im neuen alten Klang auf der Westempore der einschiffigen im Stile des italienischen Barocks errichteten Kirche. Allerdings ohne der sonst so zahlreich hier versammelten Glaubensgemeinschaft, von der wegen der Infektionsgefahr in der Pandemie auch hier nur wenige am Gottesdienst vor Ort teilnehmen dürfen. Konzerte sind zur Zeit wegen der Pandemie ganz ausgeschlossen, bedauert Bischof.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Stattdessen ist der neue Klang der Orgel nun auf einer CD dokumentiert, für die Bischof Orgelmusik aus vier Jahrhunderten zusammen getragen hat. Neben Klassiker der Orgelliteratur wie Johann Sebastian Bachs "Toccata und Fuge in d-Moll" oder Messiaens "Die Jungfrau und das Kind" aus "La Nativité du Seigneur" gibt es darauf auch eigens von Bischof für die Orgel transkribierte Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Richard Wagner oder Gabriel Fauré zu hören. Mit solcher musikalischen Vielfalt demonstriert Bischof auf der bei Organum-classics erschienenen CD "Sounds Of The Centuries - Die große Orgel von Sankt Margaret München" nicht nur die klanglichen Möglichkeiten seiner "Königin der Instrumente". Sie sorgt zudem für einen spannenden und abwechslungsreichen Hörgenuss, der letztlich aber auch Lust darauf macht, die Orgel live in der Margaretenkirche zu erleben.

"Heute darf man sich an einer klanglich und technisch sehr gelungenen Orgel erfreuen, die reflektierte Geschichte in sich trägt, zum Klingen bringt und dank innovativer Technik auch Brücken in unsere Zeit schlägt", lobt Klaus Faika, der Musikproduzent und Labelchef von Organum-Classics, den neuen Klang der Margareten-Orgel im CD-Booklet zu "Sounds Of The Centuries".

Sounds Of The Centuries - Die große Orgel von Sankt Margaret München, erschienen im Januar auf Organum-Classics, unter anderem ist die CD auch im Pfarrbüro am Margaretenplatz 5c erhältlich, t 76 44 40

© SZ vom 06.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: