Musik:So war das Konzert von Ellie Goulding in der Olympiahalle

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Ellie Goulding bei einem Konzert in Amsterdam. (Foto: dpa)

Mit geheimnisvollen Schattenspielen und kurzen Shorts versuchte die britische Sängerin ihr Publikum zu verzaubern - doch so ganz wollten die Münchner da nicht mitspielen.

Von Hannah Vogel

Verborgen hinter weißen, wallenden Tüchern steht die britische Sängerin, nur ihre Silhouette zeichnet sich als zartes Schattenspiel ab. Als der Vorhang flatternd fällt, schrauben sich die kreischenden Stimmen in der Olympiahalle erstmals an diesem Abend in ungeahnte Höhen. Im grellen Gegenlicht erstrahlt Ellie Goulding - Liebling der englischen Pop-Szene.

Ende Januar begann die 29-Jährige, bekannt für ihre außergewöhnliche Stimme der zarten Töne, getragen von poppigen und elektronischen Beats, ihre weltweite Tour mit ihrem neuen Album "Delirium" in Hamburg.

Schon bei ihrem ersten Song Aftertaste wirbelte Ellie Goulding in knappen Shorts und weitem Mantel mit ihren drei männlichen Tänzern über die Bühne, als gäbe es kein Morgen mehr.

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Gibt es auch nicht. Drei Tage Regeneration bleiben ihr bis zu ihrem nächsten Auftritt. Da kann man schon mal übermütig werden. "Heute Nacht werden wir tanzen, uns bewegen und unsere Hemmungen verlieren", kündigt sie vor ihrem Stück "Outside" an. Das bisher zurückhaltende Münchner Publikum folgt ihrer Aufforderung - wenn auch nur für die nächsten Minuten - und bringt den Hallenboden zum Beben.

Wie Goulding zum Star wurde

Es war ein langer Weg zum Erfolg, der Goulding nun die 6500 Besucher in der Olympiahalle beschert. Sie nahm an keiner TV-Talentshow teil, hatte keine Branchenkontakte. Mit drei Geschwistern wuchs sie im englischen Hereford auf, ihre Mutter arbeitete im Supermarkt, ihr Stiefvater war Lastwagenfahrer.

Sie lernte Klarinette, Gitarre und schloss sich der lokalen Operngesellschaft an. Bei einem Talentwettbewerb an der Universität in Canterbury, an der sie Schauspiel-, Politik- und Englischkurse belegt hatte, entdeckte sie ein Musikmanager, der zufällig im Publikum war.

Ihr Erfolg blieb zunächst aus. Dieser stellte sich erst nach einiger Zeit und einem Wechsel des Managers ein. Noch bevor sie ihr Album Lights 2010 veröffentlichte, erhielt sie innerhalb eines Jahres den Brits Critics' Choice Award bei den BRIT Awards als vielversprechendste Newcomerin und wurde in der BBC-Liste Sound of 2010 als Favoritin für das kommende Jahr genannt. Neben Sängerin Adele ist sie bisher die Einzige, der das gelungen ist.

So lief das Konzert in München ab

Bei ihrem Konzert wird Goulding im Hintergrund von einer Band und drei Sängerinnen unterstützt. Solange sie entschwindet, um ihre Bühnenoutfits zu wechseln - drei an der Zahl - richtet sich die Aufmerksamkeit des Publikums auf diese, sowie die Videoschnipsel der britischen Sängerin, die auf mehreren überdimensionierten Bildschirmen als gigantische Installation zu sehen sind.

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Durch diese effektvolle Inszenierung tritt Gouldings Stimme zeitweise jedoch in den Hintergrund. Pur, leicht schwermütig und sensibel bietet erst der Song Devotion, begleitet durch ihre hellen Gitarrenakkorde, dieser genügend Raum.

Mit ihrem bisher erfolgreichsten Stück, Love Me Like You Do - Titelsong der filmischen Version von Fifty Shades of Grey - beschließt Ellie Goulding ihren 90-minütigen Auftritt. Endlich tanzt das Publikum, so wie Goulding sich das vorgestellt hat. Es folgt eine tiefe Verbeugung, bei der ihr goldblondes Haar fast die Bühne streift. Das Ende, ihr Abgang, ist fast abrupt. Einige Zuschauer bleiben unschlüssig stehen, warten noch, bis Bühnenarbeiter in Warnwesten schon mit dem Abbau beginnen.

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