"Munich Mash" im Olympiapark:Pommes, Skate-Versuche und waghalsige Rotationen

Lesezeit: 3 min

45 000 Besucher kamen in diesem Jahr zum "Munich Mash" - auch wenn das Wetter nicht immer ideal war. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Wakeboard, Breakdance und BMX: Beim Actionsport-Festival erfreuen sich 45 000 Besucher an den Künsten der Profis aus der Szene. Viele probieren auch selbst etwas Neues aus.

Von Anna Weiß

"900 Grad", tönt der Moderator über den Olympiasee "und da kocht das Wasser!" Es ist keine Open-Air-Präsentation von besonders leistungsstarken Küchengeräten, die am Samstag im Münchner Olympiapark stattfindet, sondern der Vorentscheid im Wakeboarding der Herren beim Actionsport-Festival "Munich Mash". Und hier hat gerade ein Teilnehmer mit einer gelungenen, sogenannten 900-Grad-Rotation überzeugt.

Noch ist es bewölkt, doch am Ufer drängen sich schon zahlreiche Schaulustige, die sich die Fahrten der Sportler ansehen. Auf der einen Seite des Sees sitzen die Leute auf Decken, auf der anderen stehen sie, es ist 12 Uhr mittags. Der Duft von dicker Pommesbuden-Mayonnaise hängt in der Luft, einige trinken die erste Mass Bier. In Orlando im US-Bundesstaat Florida oder Bangkok in Thailand, wo einige der Sportler, die hier antreten, herkommen, dürften johlende Zuschauer mit einem Masskrug in der Hand ein eher ungewohnter Anblick sein.

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Das macht den Charme der Veranstaltung aus: die Sportarten Skateboard, BMX, Wakeboard und Breaking, die ein Nimbus der Coolness umweht, gepaart mit bayrischer Gemütlichkeit. Auf der einen Seite werden Wettbewerbe unter Spitzensportlerinnen und -sportlern präsentiert, auf der anderen gibt es zahlreiche Angebote zum Mitmachen für verschiedene Altersklassen.

Dass die Sportarten, um die sich hier alles dreht, die große Leidenschaft der meisten Besucher ist, ist kaum zu übersehen. Viele haben sich die Bretter, die ihnen die Welt bedeuten, tätowiert. Skateboards sind auf Armen verewigt, bunte Surfbretter und Wellen zieren Rücken. Eltern vererben ihre Sportbegeisterung an die Kinder. An einer der vielen Mitmachstationen balanciert ein Mädchen mit strahlendem Lächeln auf einem Brett. Neben ihr steht ihr Bruder, ihr Vater streckt ab und zu die Arme aus, um ihr zu assistieren. "Doch, das ist schon unser Hobby", sagt er "wir fahren viel zusammen." Er deutet auf seine Knie, um frisch verschrammte Wunden zu präsentieren. "Und heute sind wir für die Kinder hier." Seine Tochter Lena steht schon ziemlich sicher auf dem wackeligen Brett. "Darf der Hannes jetzt auch mal?", fragt ihr Vater, um Geschwistergerechtigkeit bemüht.

Lena hat die Begeisterung für Sport von ihren Eltern geerbt und möchte gar nicht mehr runter vom Brett. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Dass es viele Mitmachangebote für Kinder und Laien gibt, ist den Organisatoren wichtig. "Das ist unsere DNA", sagt Mash-Organisator Frank Seipp, "Angebote schaffen und das Mash damit erweitern, damit der Actionsport auch einem breiten Publikum zugänglich wird." Auf diese Besonderheit, bei freiem Eintritt gleichermaßen Profis wie auch Interessierten ein schönes Erlebnis zu bereiten, ist er stolz. "Wir haben unsere Core-Fans, aber wir hatten in den vergangenen Jahren im Schnitt 60 000, 70 000, 80 000 Besucher, so viele Profiskater gibt es zum Beispiel in Deutschland nicht."

Seipp ist an diesem Samstag "total zufrieden", obwohl das Festival mit dem denkbar schlechtesten Wetter gestartet ist. Am Freitagnachmittag waren wenige Menschen da, ein paar von ihnen ließen es sich vor der kleinen Bühne mit Live-Musik dennoch nicht nehmen, im strömenden Regen zu tanzen. Tanzen ist in Form von Street- und Breakdance auf dem Mash erstmals auch im Wettbewerb vertreten. "Das Tanzen ist was Neues, da haben wir uns richtig Mühe gegeben", sagt Seipp.

Darauf freuen sich auch schon viele der 45 000 Gäste am Samstag. Auf dem Gelände gibt es eine Bühne der "Streetlove Dance Academy", die Tanzschule zieht viele Neugierige an: Auf einer kleinen Bühne wird vorgetanzt, Kinder und Erwachsene machen ausgelassen mit. Ob Tanzen, Skaten, Tischtennis oder "Minga Warrior", ein Hindernis-Parcours, der an das beliebte Konzept "Ninja Warrior" angelehnt ist - die Sportangebote werden ausnahmslos genutzt.

Das bestaunen ein paar Senioren-Paare und einzelne Touristen-Grüppchen, auf Spanisch und Französisch wird diskutiert, was denn hier alles los sei im Olympiapark: Nicht nur der Mash, sondern auch das Tollwood-Festival. Ein wenig Tollwood-Flair gibt es bei den Verkaufsständen der "Lifestyle"-Kategorie. Strandtücher, Hängematten, Produkte aus recycelten Fischernetzen, Kleidung. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit. Und auf einem bestimmten Stil. Der scheint ebenso wie die Begeisterung für den Sport vererbt zu werden, Surfer-Mütter und BMX-Väter sind oft im Partnerlook mit ihren Kindern unterwegs, zu sehen sind viele blonde Strähnen, verspiegelte Sonnenbrillen mit bunten Gläsern, gängige Marken-Logos auf den bedruckten Shirts und Käppis in sämtlichen Variationen.

So eine trägt auch Björn aus Landsberg. Er schlendert mit einem Freund, der auf dem Kopf ebenfalls eine Kappe und auf dem Rücken sein Baby trägt, übers Gelände. "Wir sind mit der ganzen Clique hier, wir sind Wakeboarder", erzählen sie. Den Vorentscheid haben sie sich angeschaut, wie sieht es mit dem Finale morgen aus? Grinsen. "Das verpassen wir, da wollen wir selber fahren".

Björn aus Landsberg ist mit seiner gesamten Clique angereist. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Das Wetter klart im Laufe des Tages auf, der Hügel neben dem Amphitheater am Olympiasee ist voller Menschen, die sich den Skateboard-Vorentscheid der Männer ansehen. Noch voller wird es am Abend, der mit dem Tanzwettbewerb endet - der inoffizielle Höhepunkt des Tages. "Das Theatron hat gekocht", sagt Olympiapark-Geschäftsführerin Marion Schöne am Sonntag am Telefon. Sie ist zufrieden mit der Entscheidung, das Tanzen vom "Side-Event" auf die große Bühne geholt zu haben. "Es war eine Wahnsinnsstimmung und hat vor allem ein echtes Großstadtfeeling verbreitet. Dieser Streetdance-Wettbewerb hätte auch im Central Park stattfinden können", findet sie.

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