Neubau:Das neue Volkstheater ist auch ein Prestigeprojekt der Stadt

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Die Bühne bekommt eine bessere Ausstattung und deutlich mehr Personal. Jetzt hat der Stadtrat das Budget für den Umzug und die Inbetriebnahme im Herbst 2021 bewilligt.

Von Heiner Effern und Christiane Lutz

Rote und gelbe Kräne ragen in den blauen Himmel über dem Viehhofgelände. Unter ihnen wächst rasant das neue Volkstheater heran, das man mit ein wenig gutem Willen schon als solches erkennen kann. Der Rohbau soll bereits in fünf Monaten fertig sein. Dass bisher alles nach Plan läuft, hat Kulturreferent Anton Biebl erst vergangene Woche bei einer Pressekonferenz im alten Volkstheater zufrieden verkündet.

Intendant Christian Stückl und sein Team starten zwar gerade erst in die neue Spielzeit, müssen sich aber jetzt schon Gedanken über den Umzug und den Start im neuen Haus im Herbst 2021 machen. Die wichtigsten Meilensteine hat die Münchner Volkstheater GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Stadt, nun auch der Politik vorgestellt. Der Kultur- und der Kommunalausschuss haben den Fahrplan und auch die Kosten dafür in nicht öffentlicher Sitzung genehmigt.

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Vier Minuten, sagt Intendant Stückl, länger habe die Sitzung nicht gedauert. Er ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das neue Volkstheater, für dessen Bau allein die Stadt nach aktueller Prognose etwa 139 Millionen Euro ausgeben wird, soll einer der wichtigsten Bühnen Münchens völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Das gilt vor allem für die Kapazität. Statt bisher zwei wird das neue Haus drei Spielstätten haben, es wird Platz für Probebühnen im Haus sein, auch für die Arbeiten hinter den Kulissen, Montageräume, Werkstätten, Garderoben und Maske. Intendant Stückl, dessen Vertrag bis 2025 verlängert wurde, will und muss den Spielbetrieb ausweiten.

In der Saison 2021/2022 sollen etwa 13 neue Produktionen entstehen, derzeit sind es etwa zehn im Jahr, es wird weniger Schließtage und mehr Vorstellungen geben. Dafür wird er deutlich mehr Personal benötigen, auf künstlerischer, verwaltender und vor allem auf technischer Ebene. Diese neuen Stellen hat der Stadtrat nun auch genehmigt. So wird die Zahl der Vollzeitstellen im Volkstheater um die Hälfte steigen, von jetzt 105 auf 155. Stückl will zum Beispiel sechs Schauspieler zusätzlich anstellen, das Ensemble wächst damit auf 22 Köpfe. Außerdem kann er zwei neue Dramaturgen anstellen. Für die Technik erhält das Theater 30 weitere Stellen, für Bühne, Werkstatt, Ton und Video, aber auch für Kostüm, Requisite und Maske wird es zusätzliches Personal geben.

Wen Stückl engagieren will, wisse er noch nicht. Auch nicht, wie sehr sich das neue Volkstheater vom alten unterscheiden soll und wird. "Momentan hinterfragen wir mal alles", sagt Stückl, "aber wir wollen schon mit der jetzigen Volkstheater-DNA umziehen." Das neue Haus soll das alte bleiben, nur größer. Stückl will sich künstlerisch auch weiterhin vor allem auf junge Künstler verlassen. "Immer wieder reizt es uns, mal große Regie-Namen zu holen", sagt er, "aber das machen ja die Kammerspiele und das Residenztheater schon. Wir holen gute junge, also vor allem gute."

In fünf Monaten soll der Rohbau für das neue Volkstheater fertig sein. (Foto: Catherina Hess)

Im jetzt genutzten Gebäude in der Brienner Straße zu bleiben, war keine Option. Das Haus gehört dem Bayerischen Fußballverband, der Mietvertrag läuft 2020 aus und wird nur noch um ein paar Monate bis zum Umzug verlängert. Der Ort war ohnehin noch nie wirklich theatertauglich und dem Renommée des Volkstheaters auch nicht angemessen. Dort spielt man beispielsweise ohne Seitenbühnen und Bühnenturm, die für einen kreativen Einsatz von Bühnenbildern eigentlich unerlässlich sind.

Der Neubau ist auch ein Prestigeprojekt der Stadt und einer der sehr seltenen Theater-Neubauten überhaupt. Die Stadt kommt auch für die knapp acht Millionen Euro für die Erstausstattung auf. Mehr als die Hälfte machen dabei die Beleuchtung und die Audio-Videotechnik aus. Das Licht für die große Bühne wird komplett neu gekauft und auf LED umgestellt. Weitere zehn Millionen werden für das Ansteigen der Betriebskosten des Theaters in den Jahren 2020 und 2021 nötig sein. Diese fallen zusätzlich zu den knapp zehn Millionen Euro an, mit denen die Stadt das Volkstheater pro Jahr bezuschusst.

Wie hoch der Fehlbetrag vom Jahr 2022 an sein darf, hat der Stadtrat noch nicht beziffert. Der Zuschuss für das Volkstheater aber wird auch künftig unter dem für die beiden größten städtischen Kulturinstitutionen bleiben. Die Philharmoniker sollen 2019 etwa 30 Millionen Zuschuss erhalten, die Kammerspiele knapp 35 Millionen.

© SZ vom 20.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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