Münchner Lokalderby:"Wir werden kein Schaulaufen von Fußballgewalttätern dulden"

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Bereits bei den vergangenen Derbys hatten Polizisten mit gewaltbereiten Anhängern schwer zu tun. (Foto: Claus Schunk)
  • Die Münchner Polizei rechnet fest damit, dass gewaltbereite Ultras das kleine Lokalderby der Viertligamannschaften des TSV 1860 und des FC Bayern im Grünwalder Stadion als Vorwand nutzen wollen, um Randale zu machen.
  • Unterstützung für die "Problemfans" kommt von auswärts: für die Bayern aus Bochum und Karlsruhe, im Fall der Löwen aus Nürnberg und Kaiserslautern.
  • Mehr als 1000 Beamten sollen Ausschreitungen verhindern. Die Stadt hat jetzt schon elf Betretungsverbote ausgesprochen.

Von Martin Bernstein

Die Münchner Polizei rechnet fest damit, dass gewaltbereite Ultras das kleine Lokalderby der Viertligamannschaften des TSV 1860 und des FC Bayern im Grünwalder Stadion am Montag als Vorwand nutzen wollen, um Randale zu machen. Die "Problemfans", wie Polizeivizepräsident Robert Kopp sie am Mittwoch nannte, werden dabei nach Erkenntnissen der Sicherheitskräfte Unterstützung von auswärts bekommen: die Bayern aus Bochum und Karlsruhe, die Löwen aus Nürnberg und Kaiserslautern. Deshalb wird auch die Bundespolizei voraussichtlich mit einer Hundertschaft im Einsatz sein, um insbesondere die großen Bahnhöfe und die S-Bahn-Stammstrecke zu überwachen. Das Präsidium wird am Ostermontag mehr als 1000 Beamte aufbieten.

"Wir werden kein Schaulaufen von Fußballgewalttätern dulden", sagte Einsatzleiter Kopp und kündigte eine "Deeskalation durch Stärke" an. Diese hat bereits begonnen: Das Münchner Kreisverwaltungsreferat sprach auf Antrag des Polizeipräsidiums schon jetzt elf Betretungsverbote aus für Fußballrowdies, die schon einmal durch Raub, Landfriedensbruch, Gewalttaten oder die Verwendung von Pyrotechnik auf sich aufmerksam gemacht haben. Diese Verbote gelten für das gesamte Umfeld des Stadions, präzisierte Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle am Mittwoch. Man könne außerdem auch im laufenden Einsatz weitere Betretungsverbote aussprechen, ergänzte Kopp.

Wie das vergangene Derby ablief

Der Einsatz wird für die Münchner Polizei schon Stunden vor dem eigentlichen Spielbeginn um 14.30 Uhr anfangen. Beim Derby im August hatten sich rund 1000 zum Teil gewaltbereite Bayernfans auf dem Viktualienmarkt gesammelt und dort inmitten der hölzernen Buden Pyrotechnik abgefackelt, 500 Löwenanhänger waren vom Candidplatz aus auf der Straße zum Stadion marschiert, auch sie zündeten Bengalos und warfen Böller.

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Ob solche Fanmärsche am Ostermontag wieder geplant sind und wo sich die rivalisierenden Gruppen treffen - darüber hätte die Polizei mit den Ultra-Gruppierungen beider Vereine gerne gesprochen. Doch alle Gesprächsangebote seitens des Polizeipräsidiums seien von den Fangruppierungen ausgeschlagen worden. "Wir wollten schon reden - sie leider nicht", sagte Kopp, der kritisiert, dass das Münchner Fanprojekt in seiner jüngsten Stellungnahme "eine klare Absage gegen Gewalt" versäumt habe.

Fanprojekt kritisiert Ausweitung der Sicherheitszone

Das bei der Arbeiterwohlfahrt angesiedelte Fanprojekt, das mit Mitteln der Stadt und des Freistaats finanziert wird, hat am Montag die Ausweitung der Sicherheitszone auf das weitere Umfeld des Grünwalder Stadions kritisiert und alle Beteiligten aufgerufen, "einen kühlen Kopf zu bewahren". Bestehende Kommunikationsmöglichkeiten sollten genutzt werden. Doch an dieser Kommunikation sind laut Kopp gerade die "Problemfans" nicht interessiert. So hat die Polizei bisher lediglich durch einen Aufruf im Internet davon erfahren, dass Bayernfans sich um 10 Uhr im Tal versammeln wollen.

"Das kann stimmen - muss aber nicht", sagte Kopp. Die Nähe zum Viktualienmarkt macht die Polizei aber hellhörig. Der Viktualienmarkt ist nicht nur wegen seiner Stände, die am Feiertag leerstehen werden, eine besondere Problemzone. Anders als ursprünglich geplant gilt nämlich die Erweiterung der Sicherheitszone fürs Derby auf dem Viktualienmarkt nicht, wie Blume-Beyerle am Mittwoch einräumen musste.

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Doch Robert Kopp machte deutlich, dass die Polizei auch dort und an anderen Stellen Zusammenrottungen zu "gemeinsamen friedensstörenden Handeln", wie es in der Beschreibung der Sicherheitszone heißt, unterbinden werde - "ob jetzt da eine Verordnung ist oder nicht". Auch gegen Vermummte will die Polizei vorgehen. Besonders niedrig wird die Einschreitschwelle sein, wenn es um Pyrotechnik geht. Welche schrecklichen Verletzungen die bis zu 2500 Grad heißen Handfackeln anrichten können, zeigte ein Video, dass am Mittwoch im Polizeipräsidium vorgeführt wurde. Danach herrschte erst einmal Stille im Pressezentrum.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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