Vor dem Amateur-Derby 1860 - FC Bayern:Fans randalieren auf dem Viktualienmarkt

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Eingenebelte Löwenfans: Anhänger des TSV 1860 wie auch des FC Bayern haben der Polizei beim Derby am Dienstag viel Ärger mit Pyrotechnik bereitet. (Foto: Claus Schunk)

"Eine neue Dimension" der Fan-Gewalt: 400 Fans des FC Bayern II haben vor dem Derby gegen den TSV 1860 II Leuchtfackeln auf dem Viktualienmarkt gezündet. Die Standbetreiber sind entsetzt.

Von Florian Fuchs und Christoph Leischwitz

Wenn Elke Fett beschreibt, was am Dienstagabend auf dem Viktualienmarkt los war, dann benutzt sie immer wieder die Worte Chaos, Randale und Bengalos. "Es ist ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist", sagt die Sprecherin der Standbetreiber. Fett meint den Aufmarsch von etwa 400 Fans des FC Bayern, die am Viktualienmarkt vor dem Derby gegen den TSV 1860 zahlreiche Leuchtfackeln abbrannten.

Manche Standbetreiber schlossen ihre Buden vorzeitig und kritisieren nun Stadt und Polizei. "Wir fühlen uns allein gelassen", schimpft Fett. Die Polizei bestätigt, dass der Aufmarsch am Viktualienmarkt "eine neue Dimension" sei, die es so bei Fußballspielen in der Stadt noch nie gegeben habe. Ein Verbot solcher Versammlungen, heißt es bei Polizei und Kreisverwaltungsreferat, sei aber nicht möglich. Maßnahmen gebe es gegen einzelne Personen.

Mit 3:1 gewann der FC Bayern gegen die Sechzger im Vergleich der zweiten Mannschaften vor knapp 12 500 Zuschauern, die Polizei präsentierte am Mittwoch ganz andere Zahlen: 13 Festnahmen gab es in München, am Bahnhof Grafrath nahmen Bundespolizisten nach Mitternacht noch einmal drei Bayernfans in Gewahrsam, die sich in einem Alex-Zug mit Löwenfans geschlägert hatten.

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Münchner Herzens-Spiel für Fußballfans mit Neigung zur Nostalgie: Beim Regionalliga-Derby 1860 II - FC Bayern II geben die lauten, treuen Fans alles. Bisweilen auch zu viel. Das ehrwürdige Stadion an der Grünwalder Stadion ist dafür eigentlich zu klein geworden.

Aus dem Stadion von Andreas Babst

Den Festgenommenen werfen die Polizisten Körperverletzungen, Landfriedensbruch, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz und Beleidigung vor. Vier Polizisten wurden verletzt: Einem Beamten schossen Randalierer aus nächster Nähe eine Leuchtrakete an den Oberkörper, der Qualm drang in den Helm - der Mann erlitt eine Rauchgasvergiftung. "Wären unsere Leute nicht geschützt und gepanzert gewesen, würden die Verletzungen bei so etwas wesentlich schlimmer ausfallen", sagt ein Polizeisprecher.

Es flogen Flaschen und Bierkrüge

500 Anhänger der Löwen hatten sich gegen 17 Uhr auf dem Candidplatz getroffen, um von dort aus zum Grünwalder Stadion zu ziehen. Die Teilnehmer des Marsches zündeten immer wieder Rauchbomben und Feuerwerkskörper, was dort Anwohner belästigte, aber weit weniger problematisch war als am Viktualienmarkt bei den Bayernfans. "Ich habe ein Loch auf meinem Dach, weil ein brennender Bengalo darauf geflogen ist", sagt Fett.

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Viel Aufregung um eine viertklassige Begegnung: Im Grünwalder Stadion treffen 1860 München II und der FC Bayern II aufeinander. Das gilt auch für die Fans - es gibt Verletzte und Festnahmen.

Bereits im April hatten sich Hunderte Anhänger des 1. FC Kaiserslautern am Viktualienmarkt getroffen, bevor ihr Team im DFB-Pokal gegen den FC Bayern spielte. Es flogen Flaschen und Bierkrüge, die Polizei nahm rund um die Partie 47 Fans fest. Nun brannten die Anhänger zwischen den Holzhütten Leuchtfackeln ab, die bis zu 1000 Grad heiß werden. "Viele von uns haben auch Gasflaschen in ihren Ständen, das ist wahnsinnig gefährlich", sagt Fett. Sie hätte sich gewünscht, dass die Polizei härter durchgreift, aber das war laut Präsidium einsatztaktisch nicht angebracht.

Einzelne, die Leuchtkörper abbrannten, seien wenn möglich identifiziert und herausgezogen worden, sagt ein Polizeisprecher. Man habe aber nicht die Masse an Fans auflösen können. Juristisch sei es nicht möglich, solche Treffen zu verbieten. "Man kann ja auch nicht Freunden verbieten, sich in der Stadt als Gruppe zu verabreden." Polizei und KVR kündigten aber an, die Vorkommnisse in der Innenstadt und rund ums Stadion zu besprechen. Einzelne Fans müssen etwa mit Stadionverboten rechnen.

Auch im Stadion brannten zahlreiche Bengalos ab, die Ordnern nicht aus dem Verkehr ziehen konnten. Ultras lassen die Pyrotechnik oft von Freundinnen einschmuggeln, die diese mitunter sogar in Körperöffnungen verstecken. Die Kontrolleure sind weitgehend machtlos.

Problematischer als die Leuchtfackeln aber war ein Blocksturm der Löwenfans kurz vor Anpfiff um 19.45 Uhr: Etwa 2000 TSV-Anhänger hatten sich nach den Kontrollen unter der Gegengeraden versammelt und waren dann gleichzeitig in den Block gestürmt. Etwa 40 Bayernfans kletterten daraufhin über einen Zaun und waren nur noch durch einen kleinen Graben von der Tribüne der Sechziger getrennt. Die Polizei musste mit Reizgas und Schlagstöcken dazwischen gehen.

© SZ vom 14.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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