Münchner Flughafen:Geschäfte mit einem dubiosen Partner

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  • Die Grünen werfen dem Flughafen München (FMG) vor, in Honduras Geschäfte mit dem umstrittenen Geschäftsführer des dortigen Flughafens Lenir Pérez zu betreiben.
  • Pérez bringen verschiedene Menschenrechtsorganisationen in Verbindung mit Korruption, Drohungen und Gewalt.
  • Die Münchner Flughafengesellschaft, die dem Freistaat, dem Bund und der Stadt München gehört, weist die Kritik zurück.

Von Heiner Effern, München

Die Grünen werfen dem Flughafen München (FMG) vor, in Honduras Geschäfte mit einem zweifelhaften Partner zu betreiben. Konkret geht es um den Unternehmer Lenir Pérez, der die Konzession für den gerade im Bau befindlichen neuen Flughafen erhalten hat, und dessen Unternehmen die FMG über eine Tochterfirma berät. Pérez bringen verschiedene Menschenrechtsorganisationen in Verbindung mit Korruption, Drohungen und Gewalt. Der Schweizer Daniel Langmeier erklärte am Montag in München, im Jahr 2013 auf einer Beobachtungsmission von bewaffneten Sicherheitskräften eines Pérez-Unternehmens einen halben Tag lang gefangen gehalten worden zu sein. Nach seiner Freilassung sei ihm gedroht werden, dass er bei einer Rückkehr "verschwinden" werde.

Die Grünen im Landtag unterstellen der FMG deshalb, es beim internationalen Geschäft mit den Partnern nicht genau genug zu nehmen. "Dabei müssen die Menschenrechte einen hohen Stellenwert haben", sagte der Abgeordnete Christian Magerl. Es dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass in der FMG die Haltung vorherrsche: "Das ist ein gutes Geschäft für uns, das nehmen wir mit." Besonders stoßen sich die Grünen daran, dass in Honduras ein Foto von einem Besuch des Münchner FMG-Chefs Michael Kerkloh vom April dieses Jahres kursiert, auf dem dieser mit dem Unternehmer Pérez posiert. Hier demonstriere ein Spitzenmanager eines öffentlichen Unternehmens "Friede, Freude, Eierkuchen" mit einem Partner, gegen denen Menschenrechtsaktivisten schwere Vorwürfe erheben, kritisieren die Grünen.

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Die Münchner Flughafengesellschaft, die dem Freistaat, dem Bund und der Stadt München gehört, weist die Kritik zurück. Man habe "umfangreiche Überprüfungen" durchgeführt. Dabei habe man auch eine Expertise der Außenhandelskammer und der deutschen Botschaft in Honduras eingeholt. Daraus hätten sich keine Anhaltspunkte für die "Vorwürfe gegen die honduranischen Geschäftspartner und ihre Repräsentanten" ergeben.

Die Flughafengesellschaft ist gerade dabei, ihr weltweites Beratungsgeschäft auszubauen. Vor einem Jahr gründete sie dafür eine eigene Tochter, die Munich Airport International GmbH (Mai). In einer Mitteilung damals hieß es, die Experten seien unter anderem in Honduras, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien tätig. Zwei Mitarbeiter beraten nach aktuellen Angaben den Partner in Honduras. In der Antwort von Finanzminister Albert Füracker auf eine Anfrage der Grünen dazu heißt es: "Zu den genannten Vorwürfen gegen Lenir Pérez hat die FMG bzw. Mai nach deren eigenen Angaben keine Kenntnis."

Das verwundert Andrea Lammers, die Honduras-Expertin des Ökumenischen Büros in München. Über Jahre hinweg habe man bei Pérez-Unternehmen festgestellt, dass sie mit Gewalt und Druck Projekte durchdrückten. Aktuell im Jahr 2018 habe der Menschenrechtsverteidiger Carlos Leonel George geschrieben, dass die Arbeit in einem Gebiet "besonders gefährlich sei", in dem eine Firma von Pérez eine Mine ausbeute. Auftragskiller würden dort als Sicherheitskräfte engagiert.

Zum Jahreswechsel hatte es in Honduras blutige Proteste gegen Präsident Juan Orlando Hernández gegeben. Dieser hatte sich zur Wiederwahl gestellt, obwohl die Verfassung das verbietet. Nach seinem Sieg gab es massive Betrugsvorwürfe.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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