Ob das so eine gute Idee ist, mitten in München ein englisches Restaurant zu eröffnen? Das ist die Frage, die man sich zu allererst stellt, wenn man vom Little London hört, das vergangene Woche still und leise aufgemacht hat. Nun hat die Küche Großbritanniens trotz Jamie Oliver und diverser Sterne-Wunder noch immer nicht unbedingt den allerbesten Ruf.
Und das Little London ist ja nun im weitesten Sinne ein englisches Restaurant - ein Edel-Pub im Eingangsbereich, der allerdings mehr an eine vornehme Hotellobby erinnert als an eine Eckkneipe, und dahinter eine Abfolge unterschiedlicher Restaurantbereiche im klassisch-britischen Stil, von schlicht-elegant bis herrenhausmäßig-gehoben.
Das passt durchaus auch zur Speisekarte: Fish and Chips oder Kidney Pie sucht man darauf vergeblich. Beim Little London handelt es sich um ein gehobenes Steakhaus mit ambitionierter Küche.
Steakhaus soll ein Einzelstück bleiben
So etwas erwartet man nicht unbedingt an jenem Ort im Tal 31, wo früher eine doch eher profane Einrichtung wie das Maggi-Kochstudio untergebracht war. Das machte vor einem Jahr dicht, weil es sich nicht mehr rentierte, und daraufhin übernahm der Münchner Gastro-Unternehmer Thomas Hirschberger die Räume.
Hirschberger und seine Frau Gunilla führen höchst erfolgreich die Restaurantketten Sausalitos und Hans im Glück; im vergangenen Jahr haben sie damit einen Umsatz von knapp 90 Millionen Euro erzielt. Und jetzt, statt Texmex und Burger eine neue Kette mit Steaks?
Geschäftsführer Mario Pargger winkt ab: "Nein, das Little London ist eine Ausnahme, es wird kein zweites geben." Die Hirschbergers hätten eben eine Schwäche für London, das Steakhaus werde ein Unikat bleiben. Ein kleines Kronjuwel gewissermaßen, das sich die beiden hier leisten.
Das ist nachvollziehbar, denn der Aufwand, der im Little London betrieben wird, ist gewaltig und lässt sich sicher nicht auf ein Kettenrestaurant übertragen, das sich rechnen soll. Da ist nicht nur Münchens bislang erster Montague-Grill aus den USA in der Küche, der auf bis zu 928 Grad aufheizt.
Das klingt recht angeberisch: Bei solchen Temperaturen denkt man eher ans Stahlschmelzen als an Steaks. Tatsächlich schmilzt Stahl erst bei 1450 Grad, und die Steaks im Little London werden auf dem Hochleistungsgrill wirklich traumhaft zart.
Keine Preise aus London
Aber Küchenchef Matthias Barthelmes versteht sich nicht nur darauf, sondern auch auf überraschende Kombinationen, die überzeugen - zum Beispiel in Gestalt eines äußerst schmackhaften Spargel-Kokosmilch-Süppchens.
Die Preise erreichen nicht Londoner Niveau, sondern halten sich in dem Rahmen, der in Münchens besserer Gastronomie so üblich ist. Gehoben ist der Standard auch in der Bar: Neben 50 Gin- und 120 Whisky-Sorten, hauptsächlich Single Malt, gibt es Fuller's London-Pride-Bier vom Fass und diverse englische Craft-Biere.
Die Weinkarte ist sehr ordentlich, praktisch alle Weine kann man auch glasweise ordern.