Maxvorstadt:Das Gesundheitshaus wird zur Kunst-Spielwiese

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Das leerstehende, ehemalige städtische Gesundheitshaus an der Dachauer Straße 90 wird für fünf Jahre zur Zwischennutzung freigegeben. (Foto: Robert Haas)
  • Das knapp 9000 Quadratmeter große ehemalige Gesundheitshaus wird für fünf Jahre von Künstlern bespielt.
  • Das Team des Muca (Museum of Urban and Contemporary Art) hat den Zuschlag für die Zwischennutzung bekommen.
  • Die genauen Pläne müssen noch mit den Anwohnern abgestimmt werden. Inoffiziell läuft das Projekt unter dem Titel "Kunstlabor 2".

Von Heiner Effern und Christiane Lutz

Monströs, sagt Stephanie Utz, seien die Dimensionen ja schon. Und klar, sie und ihr Team hätten "durchaus Respekt" vor der Aufgabe, die nun auf sie zukäme. Vor allem aber hätten sie große Lust und seien sehr vorfreudig auf das, was kommt. Seit Mittwochabend steht fest, dass das Team des Muca (Museum of Urban and Contemporary Art) den Zuschlag für die Zwischennutzung des ehemaligen Gesundheitshauses an der Dachauer Straße 90 bekommt. Monströs deshalb, weil mit dem Gebäude knapp 9000 Quadratmeter zu bespielen sind, und das über die Dauer von fünf Jahren. Zwölf Nutzungskonzepte waren beim Kommunalreferat eingegangen, die in den vergangenen Monaten geprüft wurden.

Der Stadtrat hat sich nun auf Vorschlag des zuständigen Kommunalreferats für das Muca-Team entschieden. Details zum Konzept darf Utz noch nicht preisgeben, vorher muss alles mit den Anwohnern abgestimmt werden. Die große Linie schon: Was sie in der Dachauer Straße vorhat, trägt den inoffiziellen Arbeitstitel "Kunstlabor 2" und ist auf gewisse Weise als Nachfolgeprojekt einer früheren Zwischennutzung zu verstehen. Stephanie Utz und ihr Team bespielten von Oktober 2018 an vier Monate lang das "Kunstlabor" in einem abrissreifen Bürokomplex inklusive der ehemaligen Tengelmann-Zentrale an der Landsberger Straße in Laim. "50 Künstler auf 5000 Quadratmetern" hieß die Idee und war ziemlich genau so gemeint. 50 Künstler der Street-Art-Szene werkelten in der alten Kantine, in Duschräumen und Gängen, sie bezogen die Räume und die Überbleibsel des einstigen Büroalltags mit ein, Aktenordner wurden zu Skulpturen.

Warum die Wahl der Stadt nun auf sie gefallen ist, weiß Utz derzeit offiziell noch nicht. Weil das erste Kunstlabor so gut funktionierte und sie sich als vertrauensvoller Partner etabliert hätten, vermutet sie jedoch. Nun soll alles noch eine Nummer größer werden. "Es wird große Ausstellungsflächen geben. Wir wünschen uns Ateliers für Künstler, können uns vorstellen, Räume wieder an Yogagruppen oder Musiker zu vergeben. Auf jeden Fall wird es einen gastronomischen Betrieb im Haus geben." Das Ganze soll sich über die fünf Jahre immer wieder und weiter verändern, "es wird ein wenig wie eine Operation am offenen Herzen", sagt Utz. Sie und ihr Team träumen davon, aus dem Haus eine Kunstbegegnungsstätte "für Opas, Eltern und Kinder" zu machen und sehen das Projekt als gigantische Spielwiese. Sie hätten so viele Ideen, die sie weder im Muca noch im ersten Kunstlabor verwirklichen hätten können, die nun endlich an der Dachauer Straße stattfinden sollten.

Im Mittelpunkt des Ganzen steht also wieder die moderne Kunst, alles andere bildet den Rahmen. Kommunalreferentin Kristina Frank zeigte sich ursprünglich offen für allerlei Nutzungskonzepte - von Kitas über Clubs oder Theaterräume, sagte sie im Februar, könne sie sich alles vorstellen. Die Entscheidung für die Muca-Leute ist daher eine eher konventionelle Lösung, mit der Frank aber sehr zufrieden ist. "Muca hat uns inhaltlich voll überzeugt, da es den Kunst- und Kreativschaffenden viel Raum für ihre Arbeit und Werke lässt. Das Angebot wird die Umgebung mit öffentlich zugänglichen Ausstellungen sowie einer Gastronomie außerordentlich kunstvoll, aber zugleich maßvoll bereichern." Dem Vernehmen nach soll das Konzept das einzige gewesen sein, das ganz ohne eine Wohnnutzung, Hostelzimmer oder Appartements auskommt.

Sobald die Anwohner informiert sind, kann es losgehen. Angesetzt ist diese Versammlung am 19. August. In dem maroden Gebäude muss Einiges instand gesetzt werden, ehe dort Menschen arbeiten können. "Klar ist das ein Risiko", sagt Utz, die mit ihrem Team auch einen Businessplan vorlegen musste und das Gebäude nur von kurzen Besichtigungen kennt. Daher kann sie auch noch nicht sagen, wann das Haus eröffnet. Vielleicht sind sie in drei Monaten bereit, vielleicht auch erst in sechs. Das Gebäude wird auf Erbpacht vergeben, der Vertrag soll über fünf Jahre laufen. Danach will die Stadt auf dem Gelände an der Ecke Dachauer- und Gabelsbergerstraße dann ein Bürogebäude für die eigenen Mitarbeiter errichten. Bis die Pläne fix und genehmigt sind, wird das alte Gebäude nun vom Muca genutzt. Die Entscheidung darüber hatte sich zuletzt noch verzögert, ursprünglich hätte der Beschluss schon im letzten Kommunalausschuss fallen sollen. Das hatte weniger inhaltliche als formelle Gründe: Einige Stadträte waren unzufrieden, weil die strikten Kriterien der Politik kaum mehr Spielraum ließen.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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