Ausstellung:Stadt der Visionen

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Mit einer Kinderkamera sammelt Sandrine Iratçabal Impressionen. Hier vom Olympiapark. (Foto: Sandrine Iratçabal)

An welchen Orten entscheidet sich die Zukunft Münchens? Die Fotografin und Künstlerin Sandrine Iratçabal hat sich in der Stadtgesellschaft umgehört und präsentiert einige der Antworten in der Fotoausstellung "et ainsi de suite".

Von Anna Nowaczyk

Wenn Sandrine Iratçabal zur Arbeit aufbricht, hat sie den rosafarbenen Fotoapparat immer dabei. Die Kamera ist eigentlich ein Kinderspielzeug, das innerhalb weniger Sekunden kleine Bilder in schwarz-weiß druckt. "Natürlich könnte ich das auch mit meinem Handy machen. Aber ich will gar nicht erst die Möglichkeit haben, die Fotos nachzubearbeiten", sagt sie. Iratçabal ist Architekturfotografin und die Kinderkamera so etwas wie ihr architektonisches Notizbuch. Mit ihr sammelt die französische Künstlerin interessante Perspektiven und Motive, um später mit einer professionellen Kamera zurückzukehren.

Seit dem Jahreswechsel zieht Iratçabal mit ihren Kameras auch durch München. Als Stipendiatin des "Artist in Residence"-Programms, mit dem die Stadt ausländische Künstler vorübergehend nach München einlädt, präsentiert sie am Wochenende die Ergebnisse ihres dreimonatigen Kreativprojekts "et ainsi de suite" im Ebenböckhaus.

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Angefangen hat Iratçabal mit drei Freunden: Sie fragte jeden von ihnen nach drei Orten, in denen sie Potenzial für eine bessere Zukunft sehen und bat sie, ihre Auswahl zu begründen. Anschließend besuchte Iratçabal die Orte und fotografierte sie. Jeder der Befragten nannte ihr danach noch drei weitere Personen, denen sie dieselbe Frage stellte - und so weiter, oder wie es im französischen Original heißt: "et ainsi de suite".

Nachdenken über erneuerbare Energien vor der verschlossenen Tür des Dantebads

Mit mehr als 60 Münchnern hat Iratçabal mittlerweile gesprochen. Viele von ihnen hätten lange für ihre Antwort gebraucht, sagt Iratçabal. Ein Lieblingsplatz sei schnell gefunden, aber ein Ort, der das Potenzial einer besseren Zukunft in sich trägt, bereite schon mal mehr Kopfzerbrechen: "Die meisten Orte sind auch nicht schön im Sinne der klassischen Architekturfotografie. Aber sie sind schön in ihrer Bedeutung."

So fand sich die Künstlerin schon an einer Tiefbaustelle wieder, weil die Baugrube eine Teilnehmerin dazu veranlasste, über nachhaltige Perspektiven für die Bauindustrie nachzudenken. Eine andere Teilnehmerin schickte Iratçabal vor die verschlossenen Türen des Neuhauser Dantebads, das seinen Winterbetrieb wegen steigender Energiekosten einstellen musste. Der enttäuschten Schwimmerin habe das einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig erneuerbare Energien für das alltägliches Stadtleben werden könnten, erzählt Iratçabal. Natürlich sei das keine bahnbrechende Erkenntnis: "Aber es geht weniger um neue Informationen als um das, was man dabei fühlt und den Impuls, aktiv über die Zukunft nachzudenken."

Welche Konsequenzen das Sinnieren über die Zukunft nach sich ziehen kann, weiß die Kunsthistorikerin und Architektin aus eigener Erfahrung. Heute arbeitet sie als freie Künstlerin und Architekturfotografin, bis vor Kurzem leitete sie aber noch eine Firma für Museografie und Ausstellungsplanung. Iratçabal arbeitete viel und auf lange Sicht mehr als ihr gut tat. Als sie wegen einer Herzoperation für drei Monate im Krankenhaus lag, habe sie Zeit gehabt, ihren Lebenswandel zu überdenken, so Iratçabal: "Ich habe mich gefragt: Will ich das für meine Zukunft?"

Ihr eigenes Glück findet sie an Orten der Kunst

Diese Frage gibt sie heute gern weiter. Einige der Antworten, die sie in München bekommen hat, präsentiert sie nun mit "et ainsi de suite". Die Fotoausstellung, in der auch einige ihrer Skizzenfotos zu sehen sein werden, ist aber vor allem ein Zwischenfazit. Final ausstellen will Iratçabal erst, nachdem sie das interaktive Stadtporträt in ihrer Heimatstadt Bordeaux wiederholt hat. Die Zukunftsvisionen beider Städte möchte sie im Anschluss vereint in München präsentieren. Und von welchen Orten verspricht sich die Künstlerin selbst eine bessere Zukunft?

Eine schwierige Frage, sagt Iratçabal und lacht. Ihr eigenes Glück jedenfalls liege auch künftig an Orten der Kunst: "Museen wie die Pinakotheken sind und bleiben meine Medizin. Da fühle ich die Schönheit der Kunst und werde glücklich."

"et ainsi de suite" , Fr., 24. März, 19 Uhr, Sa., 25. März und So., 26. März von 14 - 18 Uhr, Ebenböckhaus, Ebenböckstr. 11, Eintritt frei

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