Wohnungsbau:Ein Wechsel, der Fragen provoziert

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Strebt eine gut dotierte Spitzenposition in der städtischen Wohnungswirtschaft an: Christian Müller, einer der Vorsitzenden der Fraktion SPD/Volt. (Foto: Florian Peljak)

SPD-Fraktionschef Christian Müller will Geschäftsführer bei einer der städtischen Wohnungsbaugesellschaften werden. Die Opposition zweifelt seine Qualifikation an.

Von Anna Hoben und Sebastian Krass

Ein Spitzenmann der grün-roten Rathauskoalition könnte schon bald auf eine Spitzenposition in die Wohnungswirtschaft wechseln. Christian Müller, einer der beiden Vorsitzenden der Fraktion SPD/Volt, bestätigt, dass er Interesse an einem Geschäftsführerposten bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften habe. Es werde "demnächst" eine Position ausgeschrieben für den Bereich Wohnungsbewirtschaftung und soziale Dienstleistungen. "Es ist durchaus so, dass ich mich dafür interessiere", sagte Müller am Freitag auf Anfrage. Es werde aber ein Bewerbungsverfahren geben.

Seine Co-Vorsitzende Anne Hübner sagte, ihre Fraktion setze sich dafür ein, "dass nach dem Grundsatzbeschluss zur Fusion der Wohnungsbaugesellschaften noch nicht besetzte Geschäftsführungen ausgeschrieben werden". Müllers Bewerbung für den Posten unterstütze man "ausdrücklich, da er als langjähriger Planungssprecher nicht nur über die notwendigen Kenntnisse des Wohnungsbaus in München verfügt, sondern auch seit Jahren eine große Dienstleistungseinheit eines Wohlfahrtsverbandes leitet und die entsprechende Führungserfahrung hat". Sie sei "absolut überzeugt", dass Müller der Richtige für den Posten sei.

Obwohl dieser erst noch ausgeschrieben werden soll, klingt das so, als sei er schon so gut wie besetzt. Ob die Ausschreibung sich auf die kleinere der beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften beziehen soll, die GWG, oder auf das dann mit der größeren Schwester Gewofag fusionierten Unternehmen, ist offenbar noch unklar. Aus Rathauskreisen ist zu hören, dass der Aufsichtsrat Ende Januar darüber entscheiden könnte.

Dass Müller entsprechende Ambitionen hat, machte im Rathaus seit einiger Zeit die Runde. In dieser Woche sprach Jörg Hoffmann (FDP) es dann in einer Stadtratssitzung an. Als Geschäftsführer bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften ist man oberster Vermieter von - nur auf die GWG bezogen - 30 000 Wohnungen (beide Gesellschaften zusammen: 66 000) und in der Pflicht, Jahr für Jahr Hunderte neue Wohnungen fertigzustellen.

Die bisherigen Geschäftsführer, der Jurist und ehemalige SPD-Stadtrat Christian Amlong, und die Architektin Gerda Peter bekamen dafür im Jahr 2021 je etwa 215 000 Euro Jahresgehalt. Allerdings wurden sie im Sommer abberufen, auch von Christian Müller, der als einfaches Mitglied im GWG-Aufsichtsrat sitzt, Vorsitzende ist Bürgermeisterin Verena Dietl (ebenfalls SPD). Seit November arbeitet der bisherige Prokurist Armin Hagen als Interims-Geschäftsführer der GWG.

Der Posten wurde schon öfter politisch besetzt

Am Freitag nun zog eine zweite Fraktion das Thema in die Öffentlichkeit: ÖDP/München-Liste fordern per Stadtratsantrag, dass künftige Geschäftsführerposten bei den städtischen Wohnungsgesellschaften ausgeschrieben werden. "Eine politische Besetzung des Geschäftsführungsposten durch eine - mit Verlaub - absolut fachfremde Person" würde das Fusionsvorhaben gefährden, es brauche "eine geeignetere Person".

Die Opposition sieht hier offenkundig die Chance, die Regierungskoalition in die Enge zu treiben mit dem Vorwurf, sie nutze ihre politische Macht, eigene Leute mit Posten zu versorgen. Christian Müller ist studierter Sozialarbeiter, er arbeitet als Fachbereichsleiter für Kitas bei der Münchner Caritas. Allerdings steckt er durch seine Stadtratsarbeit inhaltlich tief drin im Thema "bezahlbares Wohnen".

Müller selbst sagte am Freitag, er leite bereits jetzt bei der Caritas eine Organisationseinheit mit mehr als 700 Beschäftigten. Soziales und Wohnen seien zwei wesentliche Themen seiner beruflichen und politischen Tätigkeit: "Was ich tue, hat Hand und Fuß."

Politische Besetzungen an der Spitze der städtischen Wohnungsgesellschaften gab es nicht nur von der SPD. So wurde 2016 der Jurist Max Straßer Gewofag-Geschäftsführer, der bis dahin CSU-Stadtrat gewesen war. Unklar bleibt, inwiefern die mögliche Personalie Müller schon in der Koalition besprochen ist. Die Fraktionsspitze der Grünen wollte sich am Freitag dazu nicht äußern.

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