Münchner Momente:La deutsche vita

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Sonnenbrille auf der Nase, Sprizz im Glas - so kann der Frühling starten. (Foto: Florian Peljak)

Wenn am Sonntagabend Stress ausbricht in München, kann das nur heißen: Es wird warm am Montag. Und darauf muss man sich selbstverständlich vorbereiten.

Glosse von Philipp Crone

Man kann eigentlich nur hoffen, dass nicht alle Einwohner Münchens die Wetterprognose für Montag im Blick haben: In diversen Apps wird eine Vollsonne und bis zu 20 Grad Celsius vorhergesagt. Was das bedeutet in einer Stadt, die schon bei wolkenlosen sieben Grad buchstäblich aus dem Häuschen ist, kann man nur erahnen.

Vermutungen über das wichtigste Accessoire für diesen ersten süditalienischen Tag, an dem sich tout München, Verzeihung, tutta la città, auf den sonnenbestrahlten Flächen aufhalten wird, sind überflüssig - es ist natürlich die Sonnenbrille auf der Nase, dicht gefolgt vom Sprizz in der Hand. Aber um am Montag draußen so entspannt auszusehen, muss man am Sonntag drinnen ordentlich vorlegen.

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Zunächst die vier Umzugskisten mit der Aufschrift "Frühsommer-Modelle" auspacken, Sonnenbrillengläser einzeln polieren, bereitlegen. Ist das Outfit geklärt, kommt der zweite Planungspunkt: Route und Haltestellen. Die Online-Reservierungsportale laufen bereits am Sonntagvormittag über. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Start im Schumann's, Sprizz, dann flanieren an den Boccia-Spielern vorbei, die ihren Saisonstart spontan auf Montag gelegt haben, zum Tambosi, Hugo's, weiter zu den Stufen der Residenz am Max-Joseph-Platz und warten, bis auf der Spatenhaus-Terrasse was frei wird.

Andere wiederum sind am Sonntag zur Tatort-Zeit in der Garage, weil sie ihre Cabrios polieren müssen - bei der Wahl der Sonnen-Bühne können sie großflächiger planen als die Fußgänger. Die bei manchen über den Winter eingemotteten Insta-Accounts werden reaktiviert, der Selfie-Arm mit ein paar Trockenübungen trainiert, die Sonnencreme auf ihre Konsistenz geprüft.

Und zu guter Letzt - aber das ist in München ja überhaupt kein Problem, denn die hiesigen Firmen kennen ja das la deutsche vita - muss an der Abwesenheitsnotiz respektive den Termin-Blöcken für Montagnachmittag gefeilt werden. Wobei das so ist wie am Rosenmontag in Köln: Es erwartet schon keiner mehr, dass rund um die renaturierte Isar jemand arbeitet. Also reicht ein gemütliches "Außer Haus". Wenig bringt die Einstellung vieler Münchner so auf den Punkt, wie der FC Bayern und der erste Sonnentag: Erster sein und das auch allen zeigen.

Wer sich nun am Montagnachmittag über all die sich entspannenden Männer und Frauen wundert, wovon die sich wohl erholen müssen, der weiß eben nicht, was es heißt, sich als Münchner artgerecht auf den Sommeranfang vorzubereiten.

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