Null Acht Neun:Gestrandet in Laim

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Der November zeigt den Münchnern, was er kann. Bald werden sich die Schanigärten in Schneegärten verwandeln. Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken - wohl aber die Füße.

Glosse von Anna Hoben

Die Woche ging gut los. Montag, der erste Tag dieses Monats, bei dem man sich fragt, warum er November heißt und nicht zum Beispiel Grauvember, obwohl das zugegebenermaßen vielleicht zu sehr einer gewissen Rebsorte ähneln würde. Jedenfalls zeigte der November gleich, was ihn ausmacht und was er kann - er lieferte, wie man heute sagt. Grau, Regen, kalt. Dieses Gedicht kam einem in den Sinn. Sie wissen schon, jene Verse, die so gut auf München zugeschrieben sind: Wer jetzt keine Wohnung hat, mietet sich keine mehr, oder so ähnlich.

Der Sommer war sehr groß, aber was zuletzt noch irgendwie an vergangene Sommertage erinnerte, ist nun endgültig vorbei. Halt, endgültig stimmt auch wieder nicht: In den Münchner Schanigärten darf noch ein paar Wochen gesessen und Sommer gespielt werden. Ein paar Tage überschneiden sie sich mit dem Christkindlmarkt - wem dort vom Glühwein zu warm geworden ist, der kann dann direkt in den nächsten Schanigarten zum Abkühlen mit einem Spritz. Und wer weiß, vielleicht werden die Schanigärten sich zum Ende ihrer diesjährigen verlängerten Existenz hin sogar kurzzeitig noch in Schneegärten verwandeln.

Vielleicht auch nicht - das Wetter ist ja unberechenbar geworden. Wenn man nachschaut, wann Zeitungen zum ersten Mal über Klimaschutz geschrieben haben, findet man zum Beispiel folgenden Satz aus der SZ vom 29. Dezember 1965: "Ein Teil der Fußwege auf den Querforen ist überdacht, um ganzjährigen Klimaschutz zu gewähren." Der Begriff hat also offensichtlich einen interessanten Bedeutungswandel durchgemacht; und die alte Bedeutung lässt sich gut auf die heutigen zum Teil überdachten Schanigärten anwenden.

Wem es auch mit Klimaschutzdach zu kalt ist im Schanigarten, wer den Sommer gar zu sehr vermisst, speziell das Strandgefühl, der kann sich künftig in die S-Bahn setzen und an der Haltestelle Laim wieder aussteigen. Dort wird an diesem Samstag Münchens vorerst einzige Halle für Beachvolleyball eröffnet. Kaum zu glauben, aber nachdem 2019 die letzte Halle im Werksviertel schließen musste, hatte es für die Sandsportliebhaber im Winter keine Möglichkeit in München mehr gegeben. Für den "Beachdome" in Laim haben sie mit einer Crowdfunding-Aktion Geld gesammelt. Es floss in eine Sandheizung, die die Füße wärmt. Einmal die nackten Füße im Sand wärmen, dafür lohnt sich doch die Fahrt nach Laim. Und dann rein in die gefütterten Stiefel und ab auf den Christkindlmarkt.

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