Moosach:Sanierung des Westfriedhofs - nach 120 Jahren

Lesezeit: 2 Min.

Die Decke der Krypta ist marode, Kuppel-und Wandmalereien sind stark beschädigt: Auch in der Aussegnungshalle des Westfriedhofs ist einiges zu tun. (Foto: Robert Haas)

Die Gießwasser-Leitungen sind marode, im Hauptgebäude stammt vieles noch aus dem frühen 20. Jahrhundert - die Sanierung des zweitgrößten Münchner Friedhofs ist dringend notwendig. Mehr als 70 Millionen Euro will die Stadt sich das kosten lassen.

Von Stephan Handel

Nach Jahren des Planens, des Verwerfens und der neuen Anläufe soll es jetzt endgültig losgehen: Der Kommunalausschuss des Stadtrats soll in seiner Sitzung an diesem Donnerstag die Generalinstandsetzung des Westfriedhofs beschließen. Das will die Stadt sich gut 70 Millionen Euro kosten lassen.

Der Westfriedhof in Moosach ist mit rund 50 Hektar Fläche und knapp 42 000 Grabstätten nach dem Waldfriedhof der zweitgrößte Friedhof Münchens. Er wurde 1902 vom Stadtbaurat und späteren Stadtbaudirektor Hans Grässel errichtet. Durchschnittlich finden pro Jahr 650 Sargbestattungen und 1100 Urnenbeisetzungen statt. Zu den Besonderheiten zählen ein Ehrenmal, mit dem die Münchner Polizei ihrer seit dem Krieg im Dienst getöteten Kollegen gedenkt, sowie eine Gedenkanlage für Föten und totgeborene Kinder.

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In der Sitzungsvorlage für den Kommunalausschuss werden die Sanierungsmaßnahmen und ihre Notwendigkeit eingehend beschrieben. Die Gießwasser-Leitungen seien marode und an vielen Stellen leck, so dass ständig Wasser verloren geht. Das Leitungsnetz ist neun Kilometer lang und mündet in 90 Gießbrunnen. Allerdings ist es nicht frostfrei verlegt und kann so nur in den warmen Monaten genutzt werden. Außerhalb dieser Zeit wurden bislang Gießwasser-Container aufgestellt.

Nun sollen 20 Wasserentnahmestellen für die Ganzjahresversorgung aufgestellt werden, die 90 Brunnen für die Sommerversorgung bleiben erhalten. Ein neuer Grundwasserförderbrunnen soll den Friedhof vom Münchner Trinkwassersystem unabhängig machen. Für diesen Teil der Maßnahme sind Ausgaben in Höhe von 824 0000 Euro geplant.

2026 soll die Sanierung starten

Der größte Batzen ist natürlich die Generalsanierung des denkmalgeschützten Hauptgebäudes. Weil dieses für die Zeit der Renovierung komplett geschlossen wird, es aber nicht möglich ist, den Friedhofsbetrieb einzustellen, soll zuvor ein Interimsbau errichtet werden - er soll modular ausgestattet sein, so dass er zurückgebaut werden kann, wenn die Sanierung des Hauptgebäudes abgeschlossen ist. In dem Interimsbau sind neben Räumen für die Beerdigungsfeiern auch Verwaltungsräume vorgesehen. Die Stadt hat dafür 10,69 Millionen Euro eingeplant.

Im historischen Hauptgebäude stammen ein Großteil der Oberflächenmaterialien, Böden, Fenstern, Türen und Tore noch aus der Zeit der Errichtung - und sind in einem entsprechend schlechten Zustand. Fassadenflächen sind reich geschmückt, aber erheblich beschädigt. Die Decke der Krypta unter der Aussegnungshalle ist marode. Auch in der Halle selbst sind Kuppel-und Wandmalereien stark beschädigt. Heiz-, Trinkwasser- und Abwasserleitungen sind stark korrodiert und schadhaft. Über die Elektrotechnik heißt es in der Beschlussvorlage, sie "entspricht den heutigen Anforderungen nicht mehr". Für all diese Sanierungen und Renovierungen ist eine Summe von fast 42 Millionen Euro vorgesehen.

Auch ein neues Betriebsgebäude soll gebaut werden. Das soll unter anderem den Vorteil bringen, dass das Personal nicht mehr auf das alte Betriebsgebäude und das Haupthaus verstreut ist. Am neuen Standort soll es Fahrzeughallen geben, Lagerflächen, eine Tankstelle und Entsorgungscontainer.

Als Beginn für die Sanierung des Hauptgebäudes, die mehrere Jahre dauern wird, ist das erste Quartal 2026 vorgesehen. Gießwasserleitungen, Interims- und Betriebsgebäude werden vorher in Angriff genommen.

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