Schwanthalerhöhe:Scheitert "Westend Kiez" an einer Großbaustelle?

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Zusätzlicher Verkehr statt der geplanten Freiluft-Lounge für die Anwohner: die Baustelle an der Ecke Schießstätt- und Schwanthalerstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Zur Vorbereitung auf den autofreien "Westend Kiez" sollte der Verkehr von der Schießstättstraße verbannt werden. Dort liegt aber eine Großbaustelle.

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Baustellenlaster, die alle zwei Minuten durchs Wohnzimmer brettern - braucht keiner. Das aber würde der Freiluft-Lounge für Nachbarn mitten auf der Schießstättstraße in diesem Sommer drohen, für die eigentlich der Verkehr zeitweise von der Straße gedrängt werden sollte. Überraschend hat die Bayerische Hausbau aber nun diese Pläne durchkreuzt, die in einem bürgerschaftlichen Dialog entstanden waren - durch mangelhafte Kommunikation, wie jetzt im Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe kritisiert wurde. Das Unternehmen beginnt gerade mit dem Umbau des ehemaligen Saturn just an der Ecke Schießstätt- und Schwanthalerstraße. Die Baustelleneinrichtung ragt weit in den Straßenraum hinein, und der dazugehörige Verkehr soll über die Schießstättstraße abfließen.

Von einer "Hiobsbotschaft" spricht Sylvia Hladky von der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN), die die temporäre Umnutzung der Straße, begleitet vom Mobilitätsreferat, gemeinsam mit Bürgern, Bezirksausschuss, Studenten, und dem Forum Schwanthalerhöhe entwickelt hat. Die Freiluft-Lounge wäre eine Art Versuchsballon, eine Umnutzung in einem kleinen Abschnitt im Viertel, ein Vorläufer auf dem Weg zum großen Projekt, dem "Westend Kiez". Der soll in einem der nächsten Sommer im Karree Kazmair-, Ganghofer-, Westend- und Schießstättstraße die Straßen auf Zeit zum qualitätsvollen Aufenthaltsraum für Anwohner machen. Das kleinere Schwester-Projekt diesen Sommer auf der Schießstättstraße sollte "Umparken 2" heißen. Vorgesehen war auch, das Projekt mit dem Mobilitätskongress zu verbinden, der im September in der Alten Messe stattfinden soll. Die Nachricht von der jetzt eingerichteten Großbaustelle habe sie ebenso "verblüfft" wie den Bezirksausschuss, sagt Hladky diplomatisch.

"Verblüfft" trifft die Reaktion des Gremiums nicht ganz. "Uns geht's nass nei", reagierte Dominik Lehmann (Linke) auf die Wendung und die BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) verwies spitz darauf, dass man es bisher von der Bayerischen Hausbau "gewohnt war, immer sehr gut informiert gewesen zu sein". Auch mit dem Kommunikationsverhalten des Mobilitätsreferats, das die "Umparken 2"-Pläne begleitete, sei man "nicht zufrieden". Deshalb luden die BA-Mitglieder Vertreter des Bauherrn zu ihrer jüngsten Sitzung ein.

Christian Ebner und Dagmar Boos machten es kurz: Die anstehenden Bauarbeiten gliederten sich in drei Teilprojekte. Nach dem eben angelaufenen Umbau des "Gewerbesockels Saturn" sei von März 2022 an der "prägende Wohnturm mit über 200 Wohneinheiten" an der Reihe und ebenfalls 2022 Sanierungsarbeiten am Hotel Four Points. Und so lange werde es an der Ecke Schießstätt-/Schwanthalerstraße eine Baustelleneinrichtung geben - bis Oktober inklusive eines großen Krans, weil der neue Mieter am einstigen Saturn-Standort, der Labordienstleister Synlab, der im Sommer 2022 einziehen will, spezielle Lichtbedürfnisse habe und deshalb ins Flachdach Oberlichter eingebaut werden müssten. "Wie wirkt sich das alles auf die Schießstättstraße aus?", wollte Severin Beilner (ÖDP) wissen. "Darüber wird der Baustellenverkehr abgeführt", so Boos. Grummeln im Ausschuss. Beilner, Fahrrad- und Mobilitätsbeauftragter des Gremiums, schüttelte den Kopf: "Die Info kam zu spät", schließlich hätte man die Schießstättstraße im Sommer gebraucht.

Sylvia Hladky war einmal Leiterin des Verkehrszentrums des Deutschen Museums auf der Theresienhöhe, sie ist bestens vernetzt. Ihre Fäden gedenkt sie nun notgedrungen umzuknüpfen. Schließlich wolle man "Umparken 2" unbedingt trotzdem an den Mobilitätskongress im September andocken. "Wir könnten uns vorstellen, das stattdessen an der Parkstraße zu machen, sind aber erst noch dabei, etwas zu entwickeln." Außerdem wolle das Forum Schwanthalerhöhe die Nachbarn in nächster Zeit in eigenen Räumen über die Pläne zum "Westend Kiez" informieren. Die MIN selbst präsentiert am Samstag, 29. Mai, 13 bis 16 Uhr (Ausweichtermin 5. Juni), auf dem Schneckenplatz vor dem Verkehrszentrum alle bisher vorgeschlagenen Ideen zum Westend Kiez. Baustellenverkehr ist nicht angekündigt.

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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