Schwabing:Grün-Rot will separate Tramgleise auf der Leopoldstraße

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Dafür müssten zwei Autospuren gestrichen werden. Die neuen Pläne werfen die gesamte Tangente-Nord, die Nymphenburg und Bogenhausen verbinden soll, um mindestens ein Jahr zurück.

Von Heiner Effern

Die Sozialdemokraten und die Grünen stellen die weit gediehenen Trampläne in der Leopoldstraße auf Null zurück. Ihr Mobilitätsreferent Georg Dunkel soll gegen seine eigene Überzeugung eine Variante erarbeiten, in der die Züge auf knapp 700 Metern zwei eigene Gleise auf der Hauptverkehrsroute bekommen. Das geht aber nur, wenn Dunkel den Autofahrern zwei Fahrspuren wegnimmt. Er befürchtet offenbar Staus und ein Ausweichen des Verkehrs in die umliegenden Straßen.

"Ein schwieriger Tag" sei dies, erklärte er im Stadtrat. "Ich halte unsere Planung für ausgewogen und gut. Wir hätten gerne weitergemacht, um keine Zeit zu verlieren." Die Strecke auf der Leopoldstraße soll die geplante Tram-Nordtangente mit der Münchner Freiheit verbinden. Diese soll von Nymphenburg aus über Neuhausen und Schwabing durch den Englischen Garten bis nach Bogenhausen verlaufen. Neue Gleise wären nur auf etwa 2,2 Kilometern nötig, nämlich zwischen Elisabethplatz und der Tivolistraße. An der Kreuzung der Franz-Joseph-Straße und der Leopoldstraße soll eine Stichstrecke zur Münchner Freiheit abzweigen.

Genau diese knapp 700 Meter werfen nun die gesamte Nordtangente um mindestens ein Jahr zurück. Denn die neuen Hausaufgaben für das Mobilitätsreferat führen dazu, dass der Stadtrat den Beschluss über die Trassenführung am Mittwoch in wesentlichen Teilen nicht wie geplant fassen konnte. Lediglich die Verlängerung im Osten, die an die Cosimastraße anschließen soll, wurde verabschiedet. Sie soll von der Regina-Ullmann-nach Johanneskirchen verlaufen und dort an die S8 zum Flughafen anknüpfen.

Doch die kurze Strecke im Osten ist das unbedeutendste Stück der Tram-Nordtangente. Die Stadt hat diese in drei Teile gesplittet, weil sie hoffte, auf diese Weise schneller voranzukommen. Denn das Herzstück der Verbindung, das durch den Englischen Garten führt, wartet noch auf die endgültige Genehmigung vom Eigentümer des Parks, den Freistaat Bayern. Also trennte die Stadt den mittleren Teil der Tangente von der Leopoldstraße bis zur Tivolistraße ab, um wenigstens bei den anderen beiden Abschnitten schneller voranzukommen.

40 neue Stellen für das Mobilitätsreferat

Doch nun steigt plötzlich die SPD voll auf die Bremse. Bisher stützte sie die Planung von Mobilitätsreferent Dunkel die Leopoldstraße. Dieser hatte im Verbund mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) stets erklärt, eigene Gleise für die Tram seien auf der Leopoldstraße nicht möglich. Fahrgastverbände und Radweg-Lobbyisten machten zuletzt Druck gegen die Vorstellung, dass sich Autos und Trambahnen die Hauptverkehrsstraße teilen sollten. Die Züge würden mit im Stau stehen, der öffentliche Nahverkehr damit nicht verbessert werden, so die Argumente.

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Wie fundamental die SPD ihre Meinung hier geändert und sich den Grünen und den kritischen Verbänden angenähert hat, zeigte der Auftritt ihres Verkehrsexperten Nikolaus Gradl im Stadtrat. Dass ein Regierungsvertreter seine Rede mit einer äußerst ausführlichen Entschuldigung gegenüber der eigenen Verwaltung beginnt, ist äußerst ungewöhnlich. Es gebe so "wahnsinnig viele Anforderungen" an den Boulevard Leopoldstraße, denen der bisherige Entwurf einfach nicht gerecht wurde, begründete Gradl die Wende seiner Fraktion.

"Einsicht ist immer gut", antwortete CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. Die Grünen hielten sich mit Zeichen von Genugtuung zurück. Verkehrsreferent Dunkel erhielt aber für die viele Zusatzarbeit für sich und seine Mitarbeiter wenigstens einen Ausgleich. Gleich 40 neue Stellen genehmigt ihm die Koalition zur Umsetzung der Verkehrswende.

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