Sport:Umweltschädliches Granulat auf Münchner Kunstrasenplätzen

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Umstrittener Untergrund: Auch in München gibt es zahlreiche Kunstrasenplätze, die von einem Granulatverbot betroffen wären. (Foto: imago images / Digitalsport)

Jahrelang wurden Sportplätze mit Kunstrasen als ideale Lösung für Sportvereine gefeiert. Doch mittlerweile ist bekannt, dass die Beläge ökologisch höchst problematisch sein können - und womöglich Münchner Gewässer verunreinigen.

Von Thomas Anlauf, München

Kunstrasenplätze sind jahrelang als ideale Lösung für Sportvereine gefeiert worden. Darauf können Spieler schließlich ganzjährig trainieren. Bereits 2013 hatte der Stadtrat ein Sonderförderprogramm beschlossen, dass Sportvereinen zehn Millionen Euro für den Bau von Kunstrasenplätzen zur Verfügung stellte. Im Mai vergangenen Jahres dann forderte die CSU, keine bürokratischen Hürden für solche Spielfelder zu schaffen. Diese seien für den "Trainings- und Spielbetrieb unbedingt notwendig", begründeten die Christsozialen. Auch die SPD stellte in der Vergangenheit entsprechende Anträge. Doch mittlerweile ist bekannt, dass die Plastikbeläge ökologisch höchst problematisch sein können. Vor allem das häufig eingesetzte Gummigranulat verschmutzt die Umwelt mit Mikroplastik. Von 2022 an soll das Granulat deshalb nach dem Willen der EU verboten werden.

In München gibt es zahlreiche Sportplätze mit Kunstrasen, weil sie eben scheinbar so praktisch und im Vergleich zu natürlichem Rasen deutlich belastbarer sind. Die Stadt unterhält 47 Kunstrasenplätze, davon 35 Groß-, sieben Klein- und fünf Mini-Spielfelder, wie das Referat für Bildung und Sport mitteilt. Dazu kommen etwa 130 Kunstrasenplätze von Vereinen in München und der näheren Umgebung.

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Noch ist unklar, wie viele Sportvereine und Schulen von einem Verbot betroffen wären. Doch Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) teilte nun mit, dass die Stadt mittlerweile "bei Modernisierungen und Neubauten von Kunstrasenplätzen für Fußball den Kunstrasenplatztyp der dritten Generation mit einer Füllung aus Quarzsand und Granulat" einsetze. Dieses sogenannte EPDM-Granulat werde seit etwa zehn Jahren zur Verfüllung der städtischen Kunstrasen verwendet, bei lediglich zwei Plätzen ist es noch das besonders umweltschädliche Recycling-Granulat, das zum Teil aus Altreifen besteht. Bei diesen fällt nach Auskunft der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages etwa 50-mal mehr Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) an als bei EPDM-Material. Das Granulat auf den beiden Plätzen soll laut Zurek jedoch bis Ende des Jahres ausgetauscht werden.

Bislang gibt es von der Stadt keinerlei Messungen, wie viel umweltschädliches Mikroplastik bei den Kunstrasenplätzen anfällt und ob dieses letztlich in der Isar, der Würm oder den Münchner Seen landet. Doch das ist wahrscheinlich. Einige Kunstrasenplätze liegen laut Zurek "im Umfeld von ökologisch sensiblen Bereichen". Pro Großspielfeld müssen jährlich etwa 500 Kilogramm EPDM-Granulat nachgefüllt werden. Da liegt es nahe, dass das Granulat verweht wird oder an Schuhen und Kleidern der Sportler wegtransportiert wird. Seit einem Jahr rätseln Experten darüber, weshalb Forscher in der Isar flussabwärts von München zehn Mal so viel Mikroplastik gefunden haben wie flussaufwärts. Bei Baierbrunn fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damals 8,3 Partikel pro Kubikmeter. Bei Moosburg waren es fast 88 Partikel pro Kubikmeter.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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