Mitten in Bayern:Locker bleiben am Fußballplatz

Hanf und Fußball bringt man vielleicht nicht sofort miteinander in Verbindung, das ist allerdings ein Fehler. Das zeigt sich gerade bei einer Debatte um Kunstrasen

Kolumne von Florian Fuchs

Mit Hanf kann man eine Menge anstellen, zum Beispiel Kunstrasenplätze bauen. So wollen sie es jetzt bei den Fußballern im Münchner Vorort Gröbenzell machen. Dort ist eine Diskussion um das Granulat entbrannt, das als Füllstoff zwischen den Plastikhalmen ausliegt, weil es angeblich krebserregend ist und vor allem aber Mikroplastik über, neben und um die Fußballplätze herum verteilt. Die Gröbenzeller wollen deshalb bei der Sanierung eines Kunstrasenfeldes ein Granulat verwenden, das aus Hanf und einem synthetisch gebundenen Kautschuk-Kunststoff-Gemisch besteht.

Da trifft es sich gut, dass die schwäbische Brauerei Oettinger nun ebenfalls auf Hanf setzt, Bier und Amateurfußball führen ja eine ähnlich symbiotische Beziehung wie, sagen wir, Cannabis und Tabak. Oettinger hat ein sogenanntes Biermischgetränk entwickelt, das sich Hanfkiss nennt und Grüntee-, Kräuter- sowie eben Hanfextrakte enthält - auf Bio-Basis, versteht sich. Der Hanf hat allerdings einen THC-Gehalt von 0,2 Prozent, was wenig rauschhaft ist. Zum Vergleich: Die meisten alkoholfreien Biere haben einen Alkoholgehalt von 0,5 Prozent. Der Boulevard ist trotzdem im Erregungsmodus, zum Glück hat die Bild für Aufklärung gesorgt: Ein Professor aus Hamburg bestätigt, dass durch das Getränk "keine psychotrophen Effekte" zu erwarten sind. Auf Deutsch: Es macht nicht high, nicht einmal so richtig durch das Bier selbst, der Alkoholgehalt beträgt auch nur 2,5 Prozent.

Eigentlich ist die Verbindung von Hopfen und Hanf nur logisch, gehört doch der Hopfen zur Familie der Hanfgewächse. Trotzdem sind sie beim Deutschen Brauer-Bund nicht so gut auf Hanf zu sprechen. Vor ein paar Jahren, da hatten sie gerade Cem Özdemir von den Grünen zum Bier-Botschafter ernannt, sahen sie sich genötigt, ihn an seine Aufgaben als Werbeträger zu erinnern, weil er ständig nur über die Legalisierung von Cannabis redete und weniger über die segensreiche Wirkung des Bieres. Und zum Reinheitsgebot passt so ein Gebräu natürlich auch überhaupt nicht. Die Bierbrauer aus Oettingen kümmert das nicht, sie starten ab Juli den Testverkauf und beschwören ein altes Kiffermotto. Die Flasche ziert der Spruch: "Relax. Take it easy".

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