Sorge um die Statik:U-Bahnhof Poccistraße muss dringend saniert werden

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Die Statik im U-Bahnhof Poccistraße muss schnell auf Vordermann gebracht werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Deckenkonstruktion in dem Bauwerk macht seit Langem Probleme, auch um den Brandschutz steht es schlecht. 2025 soll nun mit den Bauarbeiten begonnen werden. Dabei ist unklar, wie lange die Station überhaupt noch gebraucht wird.

Von Andreas Schubert

Ein Schmuckstück ist der U-Bahnhof Poccistraße mit seinen niedrigen und unverkleideten Decken nicht gerade. Und auch die Statik hat mit den Jahren gelitten. 2017 mussten die Stadtwerke München (SWM) an sechs der insgesamt 31 Gewölbe provisorische Stützpfeiler einbauen, nachdem sich die Decke teilweise gesenkt hatte. 2019 gab es erneut Probleme mit der Deckenkonstruktion.

Nun muss voraussichtlich von 2025 bis Ende 2026 die komplette Station statisch ertüchtig werden, da der Schadensprozess fortschreite, wie es in der kürzlich veröffentlichten Ausschreibung für die Bauarbeiten heißt. Einsturzgefahr bestehe aber nicht, versichert die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Die Decke habe sich laut einem 2017 installierten Überwachungssystem nicht weiter gesenkt. Trotzdem hat die Regierung von Oberbayern als technische Aufsichtsbehörde mit den Stadtwerken schon 2016 vereinbart, dass die Statik bis spätestens 2026 auf Vordermann gebracht werden muss.

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Dazu kommt wohl noch eine Schadstoffsanierung, da teilweise Spritzasbest verarbeitet wurde. Ein großes Problem ist zudem der Brandschutz. Hier besteht die höchste Gefährdungsstufe. Wegen der niedrigen Decken, der tiefen Lage des Bahnhofs, der beengten Zugänge und der vielen Bahnhofssäulen kann es bei einem Brand zu einer schnellen Verrauchung kommen, gleichzeitig seien die sogenannten Entfluchtungszeiten lang, wird in der Ausschreibung erläutert. Bei einem einigermaßen vollen Bahnsteig kämen die Menschen also nur langsam wieder ins Freie. Deshalb sollen unter anderem eine maschinelle Entrauchungsanlage und bodentiefe Einhausungen der beiden Aufgangsbereiche eingebaut werden. Dazu kommt eine erneuerte Sicherheitsbeleuchtungsanlage.

Während der rund zwei Jahre dauernden Bauzeit soll der Betrieb aufrecht erhalten werden. Tageweise, vor allem an Wochenenden, wird es voraussichtlich eingleisige Sperrungen geben, während die Züge die Station auf dem anderen Gleis ohne Halt passieren. 10,66 Millionen Euro soll die Sanierung maximal kosten. Der U-Bahnhof soll dann für weitere 20 Jahre nutzbar sein.

Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Sollte die geplante U9 gebaut werden, wollen SWM und MVG die beiden benachbarten U-Bahnhöfe Poccistraße und Implerstraße zu einer neuen großen Station zusammenlegen und die alten Stationen aufgeben. Damit ist aber nicht vor 2040 zu rechnen. Dennoch müsste die Statik des alten Bahnhofs Poccistraße so stabil gestaltet sein, dass sie den Bauarbeiten für die mögliche U-Bahn-Röhre der U9 standhält, da diese nur 1,2 Meter über dem bestehenden Bauwerk verlaufen wird.

Kommt die U9 nicht, bleibt die bisherige Station erhalten

Die MVG betrachtet die U9 als zentralen Baustein für einen leistungsstarken und nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr. Wegen der hohen Kosten von derzeit geschätzten vier Milliarden Euro und der unsicheren Förderlage ist aber noch nicht sicher, ob sie gebaut werden kann.

Kommt die U9 nicht, bleiben die bisherigen Stationen erhalten, und der U-Bahnhof Poccistraße wird am selben Ort neu gebaut. Deshalb, so die Vorgabe, sollen bei der nun anstehenden Sanierung nur zwingend erforderliche Maßnahmen für die vorgesehene Restnutzungsdauer umgesetzt werden. Um die Sanierung kommen die SWM dem eigenen Bekunden nach nicht herum, dazu seien die statischen und brandschutztechnischen Defizite zu schwerwiegend.

In den Siebzigern wurde der Bahnhof Poccistraße nachträglich in die schon damals viel befahrene Trasse der Linien U3 und U6 zwischen den Stationen Goetheplatz und Implerstraße eingebaut und 1978 eröffnet. Bis zu 35 000 Fahrgäste nutzen ihn täglich. Schon während der Bauzeit hatte es Probleme gegeben. So wurde der Zulassungsbescheid für den damals verwendeten Spannstahl widerrufen. 1977 traten Risse in der Decke auf, 1978 ein Spannstahlbruch in einem Deckengewölbe. Dennoch ging die Station in Betrieb.

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