Bis zu 150 Mängel an einem Zug:Warum die U-Bahn immer wieder ausfällt

Lesezeit: 3 Min.

Wegen Problemen bei der Wartung und beim Brandschutz kommt es bei der U-Bahn immer wieder zu Ausfällen. (Foto: Florian Peljak)

Wegen technischer Probleme gibt es immer wieder Einschränkungen. Vor allem die neuen Brandschutzanlagen in den Fahrzeugen bereiten der MVG Sorgen.

Von Andreas Schubert

Schon seit Längerem sind bei der Münchner U-Bahn auf den Linien U1 und U7 häufig nur kurze Züge im Einsatz. Zudem kommt es auf allen Linien immer wieder zu Taktlücken, was einerseits längere Wartezeiten an den Bahnsteigen mit sich bringt, andererseits volle Fahrzeuge.

Das liegt daran, dass der MVG regelmäßig zu wenig Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Ein Grund dafür: Der MVG mangelt es nicht nur an Fahrern, sondern auch an Personal in der Werkstatt, um alle U-Bahnen ausreichend schnell zu reparieren und zu warten. Zum anderen werden die alten Fahrzeuge der Baureihe B und C1 aktuell mit neuen Brandschutzanlagen ausgestattet. Und hier gibt es immer wieder Probleme und Verzögerungen.

Zum Verständnis: Die MVG fährt mit vier verschiedenen Fahrzeugtypen. Die Doppeltriebwagen der Baureihe A waren die allerersten Züge im Münchner Untergrund und wurden von 1971 bis 1983 gebaut. Noch heute sind viele dieser Oldtimer im Einsatz. Doch weil sie bis 2026 endgültig ausgemustert werden, bekommen sie den neuen Brandschutz nicht mehr. Die Doppeltriebwagen vom Typ B, seit 1987 unterwegs, und die durchgehenden Gliederzüge der Baureihe C1, seit 2002 im Einsatz, müssen dagegen nachgerüstet werden. Sie bekommen unter anderem Sprühnebelanlagen, die sowohl die Rauchentwicklung eindämmen als auch den Brand selbst bekämpfen sollen. Der aktuelle Fahrzeugtyp C2, der seit 2016 rollt, ist bereits mit der neuen Technik ausgestattet.

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Die Brandschutzanlagen bereiten den Disponenten derzeit aber größere Sorgen. Denn wie man bei der MVG erfährt, läuft die Nachrüstung in vielen Fällen nicht fehlerfrei. Manche Fahrzeuge weisen bis zu 150 Mängel auf. Hier summieren sich fehlerhafte Bohrungen oder Verdrahtungen schnell zu einer längeren Liste.

Wer für die Mängel konkret verantwortlich ist, verrät die MVG nicht. Nur so viel: Die B-Wagen werden in der Werkstatt von Siemens Mobility vom Hersteller der Brandschutzanlage, der Wagner Rail, nachgerüstet. Die Nachrüstung der C1-Fahrzeuge übernimmt die Firma Railmaint.

Wie MVG-Sprecher Maximilian Kaltner erklärt, habe man bei den betroffenen Systemlieferanten Schadenersatzansprüche erhoben, wie hoch diese sind, lässt er offen. Allerdings seien durch viele Gespräche und zunehmende Erfahrung des Personals die Mängel inzwischen zurückgegangen. Diese würden zudem ohne Zusatzkosten für die MVG behoben.

Dennoch fehlen die Fahrzeuge im Untergrund. Verschärft wird dieser Mangel durch ein weiteres Problem, und zwar an den modernen C2-Zügen. Hier löst die Brandschutzanlage immer wieder Fehlalarme aus. Das passiert laut Kaltner - insbesondere im Winter - an manchen Tagen bis zu zweimal. Und auch wenn kein ernsthafter Schaden oder gar ein Brandfall vorliegt, bekommt der Fahrer oder die Fahrerin ein Warnsignal. Das heißt dann, dass der Zug in die Werkstatt muss und dort überprüft wird. Das, so Kaltner, koste jeweils etwa 1500 Euro, der Schaden für die MVG ist also immens. Insgesamt verursachen Störungen beim Brandschutz bei der Münchner U-Bahn jährlich mehrere Hunderttausend Euro Kosten. Dazu kommen natürlich noch die allgemein für die Brandschutzertüchtigung der Fahrzeuge anfallenden Ausgaben in Höhe von 40 Millionen Euro.

Nicht nur die Fahrzeuge müssen erneuert werden

Seit 2022 läuft die Umrüstung bereits. Und auch wenn sich nach Angaben der MVG inzwischen vieles wieder gebessert hat, werden die Fahrgäste auch in den nächsten Jahren mit Einschränkungen im U-Bahn-Netz zurechtkommen müssen. Denn nicht nur die Fahrzeuge müssen auf Vordermann gebracht oder erneuert werden, auch im Netz selbst stehen nach teilweise mehr als 50 Jahren Betrieb immer wieder Arbeiten an, die mitunter Sperrungen und deutlich längere Reisezeiten mit sich bringen.

Dieses Jahr sind es zwei größere Projekte, die den Fahrplan durcheinander bringen: So wird aktuell noch bis Mitte März auf der Linie U2 gearbeitet, weshalb sie an Wochenenden zwischen Hauptbahnhof und Hohenzollernplatz unterbrochen ist. Am kommenden Faschingswochenende fährt sie allerdings durch.

Von Mitte April bis Mitte Juni sowie von Mitte Juli bis Mitte September kommt es auch bei der U6 wegen Bauarbeiten zu Unterbrechungen. Pausiert wird im Sommer wegen der Fußball-Europameisterschaft.

Wer viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, sollte sich also immer auch im Voraus gut informieren. Die Apps des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) oder der MVG zeigen nicht nur an, wann die Verkehrsmittel des ÖPNV fahren - sondern auch, wenn es Störungen oder Unterbrechungen gibt.

In einer früheren Version des Textes hieß es, die A-Wagen werden bis 2029 ausgemustert. So lange will die MVG nicht warten. Richtig ist 2026.

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