Echt gut, dass es einen Zoo gibt in München. Artenerhalt hin, artgerechte Haltung her - aber wie sollten denn sonst gerade Stadtkinder herangeführt werden an die Geheimnisse und die Vielfalt der Natur? Als Hellabrunn pandemiebedingt geschlossen wurde, wuchsen die Ängste. Was wohl passieren würde, wenn man Mädchen und Jungen eines Tages bitten würde, ein Tier zu malen? Würden sie mintgrüne Elektromobile auf zwei Rädern zu Papier bringen? So wie früher alle dachten, dass Kühe wirklich lila sind und aus ihren Eutern Schokolade kommt?
"Die Fahrt mit einem Tier ist supereinfach", verspricht die Werbung, "und macht jede Menge Spaß." Roller, Mofas und Fahrräder mit E-Antrieb werden unter diesem Namen verliehen und stehen gefühlt an jeder Straßenecke. Man stelle sich die Enttäuschung vor, wenn sich herausstellt, dass es auch Tiere auf Beinen, mit Flügeln und Flossen gibt, auf denen man nicht so einfach herumfahren kann? Und an welcher Steckdose lädt man die überhaupt auf?
Für die Zoo-Bewohner war die Zeit der Pandemie umgekehrt auch nicht leicht, so ganz ohne Menschen. Gut, die Tierpflegerinnen und Tierpfleger waren da, ab und zu ein Arzt oder eine Ärztin, aber im Großen und Ganzen war es doch recht eintönig. Nur einmal gab es mehr Töne, da kam die Staatsoper vorbei und gab für die Tiere ein Konzert. Als das Ensemble wieder weg war, dachten alle noch sehr lange über die Lieder und Gedichte nach. Die Affen suchten nach geklauten Kokosnüssen, und in der Großvoliere fragten die Brautenten die anderen Vögel, ob sie mit ihnen Hochzeit spielen wollen.
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Irgendwann gründeten die Bewohner des Mühlendorfs eine Theater-AG, bestaunt von den Eisbären, Gorillas und Giraffen, die von so etwas noch nie gehört hatten. Am liebsten inszenierten die Tiere die Märchen der Menschen. Der Rote Vari wurde Regisseur und plärrte fortan Tag und Nacht Anweisungen vom höchsten Baum am Affenhaus. Es dauerte nicht lange, bis sich sieben Geißlein fanden, um sich selbst zu spielen. Doch dann starb Asslan, der Wolf. Fast wäre die Premiere geplatzt - hätte sich nicht Otto, der kleine Elefant, als Naturtalent erwiesen. Er sprang ein, gab den Wolf, und trat in der Rolle später auch noch mit drei kleinen Schweinchen auf. Er hustete und prustete und pustete. Das können Elefanten gut.
So ist das im Zoo, liebe Kinder, und nicht anders. Inzwischen haben sie dort auch wieder neue Wölfe, drei sogar. Darauf hat der Tierpark gerade hingewiesen. Otto, der Elefant, ist aber an der Rolle gewachsen. Er überlegt schon, welches Tier er gerne als nächstes sein würde. Ein Liszt-Äffchen vielleicht oder ein Känguru? Na, Hauptsache nichts mit Rädern.