Energiekosten:"Eine Halbierung des Stromverbrauchs ist gut möglich"

Lesezeit: 3 min

Ohne Strom funktioniert nicht mehr viel, und die Preise steigen. (Foto: Rolf Kosecki/imago)

Energie ist so teuer wie nie. Berater Norbert Endres erklärt, wo Verbraucher am meisten sparen können, wie groß ein Kühlschrank sein sollte und wann sich neue Haushaltsgeräte lohnen.

Interview von Julian Meier

Strom kostet so viel wie noch nie, die Stadtwerke haben die Preise zum Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Viele fragen sich, wie sie die Kosten senken können. Norbert Endres, Energieberater für die Verbraucherzentrale Bayern, hat sich bereits lange davor mit dem Thema Stromsparen auseinandergesetzt. Endres ist staatlich geprüfter Umweltschutztechniker und seit 1999 als freiberuflicher Energieberater mit Schwerpunkt Stromeffizienz in privaten Haushalten und dem Dienstleistungsgewerbe tätig.

SZ: Herr Endres, waren Sie schon jemals so gefragt wie heute?

Norbert Endres: Nein ( lacht). In den letzten 24 Monaten sind die Anfragen stetig mehr geworden. Man kommt kaum noch hinterher - und das bei dem eigentlich verrufenen Thema Stromsparen. Ich spreche gerne über die Möglichkeiten zum Einsparen von Strom. Das geht nicht selten ohne Komfortverlust. Ausgehend vom durchschnittlichen Stromverbrauch in einem privaten Haushalt ist mindestens eine Halbierung möglich.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Wo im Haushalt steckt denn das größte Einsparpotenzial?

Das ist eine häufig gestellte Frage, die ich nur statistisch beantworten kann. Untersuchungen von Energieagenturen haben ergeben, dass der größte Einzelverbrauch mit rund 20 Prozent im Bereich Kühlen und Gefrieren zu finden ist. Das sind Geräte, die man nach dem Kauf einsteckt und erst wieder aussteckt, wenn man sie zum Wertstoffhof bringt. In der Zwischenzeit laufen die Geräte thermostatisch gesteuert rund um die Uhr. Und es gibt auch viele Haushalte, in denen es nicht nur ein Kühl- oder Gefriergerät gibt.

Ihr Tipp?

Ein Hauptfehler ist, wenn die Bewohnerzahl sich ändert, dass immer noch alle Kühl- und Gefriergeräte weiterlaufen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt 50 Liter Nutzvolumen pro Person und pro Haushalt. Bei zwei Personen in einem Haushalt sind das dreimal 50 Liter. Der Kühlschrank für zwei Personen wäre dann 80 Zentimeter hoch, 60 breit und 60 tief. Das Ziel muss sein, dass das Gerät so voll wie möglich ist, damit beim Öffnen wenig von der aufwendig mit Strom gekühlten Luft rausfällt.

Norbert Endres arbeitet seit 1999 als freiberuflicher Energieberater mit Schwerpunkt Stromeffizienz. (Foto: privat)

Welche Raumtemperatur empfehlen Sie beim Thema Heizen?

So einfach ist das nicht. Es verbietet sich geradezu, eine Raumtemperatur zu empfehlen, weil die richtige Raumtemperatur extrem unterschiedlich ist, je nach Bauwerk. Und sie ist auch abhängig von den Bewohnern: Wenn jemand bettlägerig und pflegebedürftig ist, kann es durchaus sein, dass er sich auch bei 30 Grad noch nicht wohlfühlt. Jemand, der aber sportlich ist, der kann sich auch bei 19 Grad im selben Haus sehr wohlfühlen. Aber für die meisten Personen in den meisten Häusern sind Temperaturen um die 20 Grad zu empfehlen. Der menschliche Körper strahlt 36 Grad Wärme überall dorthin, wo es kühler ist. Dort wo es besonders kühl ist, spürt man es im schlimmsten Fall sogar körperlich in Form von Verspannungen, wenn man zum Beispiel zu lange in der kühlen Außenecke eines Raumes sitzt. So ist es manchmal sehr hilfreich zu überlegen, wo man über längere Zeit sitzt und ob man nicht vielleicht besser den Schreibtisch oder das Sofa verschiebt zu einer wärmeren Innenwand.

Welche weiteren Bereiche sollte man angehen?

Eigentlich jeden Bereich, in dem Strom verbraucht wird. Die großen Haushaltsgeräte, also auch Waschen, Spülen und Trocknen, stellen im Schnitt die Hälfte eines durchschnittlichen Stromverbrauchs dar. Somit kann man nicht sagen, dass in einem Bereich schon genügend getan ist, sondern man muss überall ansetzen. Bei Großgeräten muss man früher oder später an einen Neukauf denken, vorwiegend bei Kühl- und Gefriergeräten, weil sich da in den letzten Jahrzehnten einiges in Sachen Effizienz getan hat.

Gilt das auch in anderen Bereichen?

Es gibt noch andere Stromsparpotenziale, die man schneller nutzen kann, zum Beispiel bei der elektrischen Beleuchtung. Hier kann ich einen Großteil einsparen, indem ich überlege, welche Lampen und Leuchten täglich länger als eine Stunde im Betrieb sind. Wenn ich dort überall effiziente, langlebige LED-Beleuchtung einsetze, dann habe ich schon einen Großteil vom Beleuchtungsstromverbrauch eingespart. Ein größeres Thema als Beleuchtungsstrom ist Stand-by. Stand-by-Verbräuche sind zwar sehr unterschiedlich - bei modernen Fernsehern sind sie kaum noch messbar - aber es gibt auch in jungen Haushalten viele Geräte, die man aus dem früheren Haushalt mitgebracht hat. Somit ist es ein Thema, das uns noch länger begleiten wird.

Wenn ich das alles umsetze: Wie viel Geld können Haushalte dann sparen?

Eine Halbierung eines durchschnittlichen Stromverbrauchs ist immer gut möglich, und das ohne Komfortverzicht. Wir sprechen hier von mehreren Hundert Euro. Je größer die Haushalte sind, umso eher kann es auch in einen vierstelligen Bereich gehen. Für alle Investitionen, die man tätigen muss, um die Stromrechnung zu halbieren, liegt die mittlere Amortisationszeit unter drei Jahren. Bei Stromsparmaßnahmen ist also eine sehr hohe Wirtschaftlichkeit gegeben.

Diesen Dienstag, 28. Februar, 18 Uhr, hält Norbert Endres einen Online-Vortrag zum Thema "Strom sparen im Haushalt: Kleiner Aufwand - große Wirkung". Der Infoabend wird organisiert vom Bauzentrum München in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Bayern. Die Teilnahme ist kostenlos, es ist aber eine Online-Anmeldung auf der Seite des Bauzentrums notwendig.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusStudie zur Wohnsituation
:So wohnt München

In welchem Viertel leben die reichsten Münchner? Wo gibt es die meisten Singles? Und in welchem Stadtteil sind die Wohnungen am größten? Einblicke in den Münchner Wohnungsmarkt.

Von Sebastian Krass und Jonas Jetzig

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: