Snowboard-Filmabend:Eine Lieferung der zentralen Schneevergabestelle inklusive

Lesezeit: 2 min

Die Boarder-Gemeinde in einem Glockenbach-Hinterhof (v. l.): Werni Stock, Miles Fallon, Griffin Siebert und Harrison Gordon. (Foto: Stephan Rumpf)

In einem Glockenbach-Hinterhof versammelt sich die internationale Snowboarder-Gemeinde zum Filmabend. Der chillige Ostwind kann ihnen natürlich nichts anhaben.

Von Thomas Becker

Wie bestellt kommt dieser abendliche Schneeschauer. Als hätte sich Frau Holle gedacht: "Okay, ihr tapferen Menschlein: Wenn ihr euch schon stundenlang in die Kälte stellt, nur um ein paar Snowboard-Filme anzuschauen, dann schicke ich euch auch ein paar Flöckchen. Sieht doch sonst komisch aus, oder?" So oder so ähnlich muss es Freitagabend in der zentralen Schneevergabestelle zugegangen sein, und so erhält die "Quiksilver Surf the Mountain"-Tour in einem Glockenbach-Hinterhof noch das adäquate Setting. Für die rund um die Feuerschale aufgestellten Liegestühle ist es bei zwei Grad und chilligem Ostwind doch eine Spur zu frisch.

Dem halben Hundert Unverfrorener könnten die Temperaturen jedoch nicht gleichgültiger sein, sind sie diese als Outdoor-Menschen doch gewohnt. Wichtiger sind der Boarder-Gemeinde, endlich wieder zusammen sein zu können, zu ratschen, Bierchen, gegrillte Halloumi-Burger und ein paar dieser unprätentiös-lässigen Snowboard-Videos, in denen so unverschämt viel gute Laune steckt. Wo die herrührt, erschließt sich schnell, wenn man sich mit den Fabrikanten der Kurz-Kunstwerke unterhält.

Werni Stock gilt mit Mitte 30 schon als Legende

Da ist zum Beispiel das fröhliche US-Trio: der aufgekratzte Miles Fallon, unlängst in Aspen, Colorado, Sechster bei den X-Games, was in der Szene fast mehr wert ist als eine olympische Medaille, dazu der Südkalifornier Harrison Gordon ("wie der Gin") und aus Salt Lake City, Utah, Griffin Siebert, der zwar nicht erklären kann, wo er diesen deutschen Namen her hat, sich aber über die Sprache scheckig lacht. "Look", sagt er, zückt sein Handy und zeigt seinen Schnappschuss. "Alles im Griff - like Griffin, you know."

Da muss auch Werni Stock lachen. Der Tiroler ist mit Mitte 30 der Alterspräsident und wird von Jungspund Fallon später als "Legende" vorgestellt. Viele Jahre gehörte der Mann aus Lanersbach im Tuxertal zu den weltbesten Slopestylern, schoss beim Air&Style-Spektakel im Münchner und später auch im Pekinger Olympiastadion über die Schanze. "Total verrückt", sagt er über die Events im "Vogelnest": "Wir hatten uns eine Atmosphäre mit Stimmung und Fans vorgestellt, aber es waren nur ein paar Chinesen da, die wahrscheinlich bezahlt wurden."

Gerade war er mit Olympiasiegerin Anna Gasser am Arlberg: "Sie hat erzählt, so wenig wie bei Olympia sei sie seit Jahren nicht mehr geboardet." So schön es gewesen sei, dank seiner Snowboardkünste durch die Welt zu fahren, "um so mehr schätzt man es, wie wir hier leben: Infrastruktur, Gesundheit, soziales Leben. Das ist es, was ich von all den Reisen mitgenommen habe: Wie schön wir es hier haben". Wohl wahr: Nach dem Filmabend steht für die Truppe am nächsten Morgen Surfen am Eisbach auf dem Programm, danach Shredden im "Skiparadies Sudelfeld". Life is good.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: