Schwanthalerhöhe:"Die meisten Anwohner werden froh sein, wenn der Schandfleck endlich weg ist"

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Verhüllen, demontieren, abreißen: Vor 15 Jahren haben die letzten Mieter das "Döner-Haus" verlassen, nun wird es verschwinden. (Foto: Catherina Hess)

Jahrelanger Leerstand, Ratten, Einsturzgefahr: Das "Döner-Haus" an der Schwanthalerstraße machte immer wieder Schlagzeilen. Im April soll es einem Neubau Platz machen.

Von Christina Seipel, Schwanthalerhöhe

"Döner macht schöner" - dieser Slogan zierte bis zuletzt die Fassade des mattgelben Gebäudes an der Schwanthalerstraße/ Ecke Schießstättstraße. Er erinnerte an die Zeit, als sich dort eine Döner-Braterei befand. Das ist nun rund 15 Jahre her. Seitdem stand das Haus in bester Lage nahe der Theresienwiese zum Verdruss von Bürgern und Kommunalpolitikern leer und verfiel zusehends. Nun aber kommt Bewegung in die unrühmliche Geschichte: Die im Viertel "Döner-Haus" genannte Immobilie hinter dem Einkaufskomplex Schwanthaler Forum wird demnächst abgerissen. Im April sollen die Abbrucharbeiten beginnen. Damit neigt sich ein jahrelanger Leerstand, der über die Grenzen des Stadtviertels hinaus Schlagzeilen machte, dem Ende zu. "Eine Abrissanzeige liegt vor", bestätigt Ingo Trömer vom Planungsreferat auf SZ-Anfrage.

Die Vorbereitungen für den Abbruch haben bereits begonnen. Derzeit werde das marode Gebäude entrümpelt und dekontaminiert, sagt der zuständige Architekt Christof Hilzinger. Wie das neue Gebäude im Einzelnen aussehen soll und welche Art von Nutzung der Bauträger vorsieht, sei jedoch noch völlig offen. "Wir sind in der Planungsphase", sagt Eigentümer Josef Biermeier. Im Mai vergangenen Jahres hatte der Münchner Bauträger Biermeier Bauwerte GmbH das Anwesen für 4,85 Millionen Euro in einer Zwangsversteigerung erworben. Da das Eckhaus in einem Mischgebiet liegt, kommen mehrere Nutzungen in Frage. Vorstellbar sei, dort ein reines Wohnhaus oder auch ein Bürogebäude zu errichten. "Einschränkungen haben wir nicht", erläutert Biermeier. Lediglich Größe und Höhe des Neubaus seien durch den Baugrund und die Nachbarhäuser vorgegeben. Nach Biermeiers Einschätzung könnte das neue Haus wohl sechs Etagen bekommen.

Schwanthalerhöhe
:4,85 Millionen Euro für das Döner-Haus

Ein Münchner Bauträger sichert sich die Immobilie an der Schwanthalerstraße bei einer Zwangsversteigerung. Der lange Leerstand war im Viertel immer wieder heftig kritisiert worden.

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Der frühere Hausbesitzer wollte die Bauruine an der Schwanthalerstraße 119 abreißen und an der Stelle ein Hotel mit Gastronomie, Tiefgarage und Wohnungen im Obergeschoss errichten. Eine Baugenehmigung lag bereits vor. Doch der damalige Eigentümer konnte seine Pläne über mehrere Jahre hinweg nicht realisieren, 2019 kam das Haus dann unter den Hammer.

Eine Hotelnutzung sieht der neue Bauträger nicht vor. Die Entscheidung, ob ein Wohnhaus oder ein Bürogebäude errichtet werde, hänge letztlich auch von den möglichen Folgen der Corona-Krise auf den Immobilienmarkt ab. Ausschlaggebend sei zudem der Stellplatzschlüssel, in dem die Stadt vorgibt, wie viele Pkw-Stellplätze für Wohnungen und Gewerbe errichtet werden müssen. Die Planung gestalte sich aufgrund der sehr begrenzten Fläche des 200 Quadratmeter kleinen Eckgrundstücks schwierig, erklärt Christof Hilzinger, der Architekt des Bauträgers. Um Platz zu sparen will der neue Eigentümer ein vollautomatisches Parksystem errichten lassen, das Fahrzeuge auf beweglichen Parkplattformen mit Hilfe einer Fördertechnik horizontal parkt. Im Frühsommer will der neue Eigentümer den Bauantrag stellen: "Wenn wir Glück haben, können wir noch Ende dieses Jahres anfangen zu bauen."

Auch wenn noch vieles offen ist, steht eines wohl jetzt schon fest: "Die meisten Anwohner werden froh sein, wenn der Schandfleck endlich weg ist", vermutet Biermeier. In den vergangen Jahren war die Immobilie zusehends verfallen. Nachbarn klagten über Ratten und Tauben in dem leerstehenden Gebäude. Wegen seines gefährlich maroden Zustandes hatte die Stadt die Gehsteige entlang der Bauruine zum Schutz der Passanten abgesperrt. Einem Gutachten zufolge, das im Auftrag des Amtsgerichts erstellt wurde, ist das denkmalgeschützte Anwesen um 1864 erbaut worden. Die letzten Mieter haben das Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss sich einst die Gaststätte Riedwirt, dann ein Döner-Imbiss befand, 2005 verlassen.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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