Bar-Restaurant Oskar:"Mit Schickimicki geht bei uns gar nix"

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Prost mit Heuschnaps: die Terrasse des Bar-Restaurants "Oskar" (Foto: Florian Peljak)

In der ehemaligen Alten Burg in Schwabing wagt Marko Huth mit einem Bar-Restaurant "einen letzten Tanz". Und obwohl auch "Prinzregent" Florian Gandlgruber dort seine Bühne findet, geht es dem Gastgeber vor allem um eins: Bodenständigkeit.

Von Sarah Maderer, München

Die Blicke der Vorbeiradelnden bleiben jedes Mal hängen am kastaniengesäumten Wirtsgarten, an seinen bunten Lichterketten und am roten Backstein der Bismarckstraße 21, wo am Montagabend das Bar-Restaurant "Oskar" gegenüber vom namensgebenden Oskar-von-Miller-Gymnasium Eröffnung feiert. Nach zwei Jahren On-off-Betrieb begrüßt Gastgeber Marko Huth, der das "Oskar" ursprünglich im Frühjahr 2020 eröffnen wollte, rund 100 Gäste in der Konzept-wechsel-dich-Location, vormals bekannt als "Alte Burg", wo die Spider Murphy Gang ihre ersten Auftritte spielte.

Mit geschichtsträchtigen Wänden kennt sich Huth aus, hat im "Oskar" die alten Burgmauern des Gastraums bis zum Grundstein freigelegt wie schon zuvor im "Goldenen Kalb", seinem ersten Projekt als Gastro-Quereinsteiger, das er 2011 am Standort des ehemaligen Schickeria-Treffpunkts "Kay's Bistro" eröffnete. Mit dem Steakhouse-Konzept des "Goldenen Kalb" hat Huth einen guten Riecher bewiesen, mit dem "Oskar" wolle er als Gastronom nun "einen letzten Tanz" wagen.

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Neben der postpandemischen Wiedereröffnung des "Oskar" steht an diesem Abend besonders Florian Gandlgruber im Fokus und das tut der selbstgekrönte "Prinzregent" gerne. Außer Architekt, Musiker und Künstler ist seine Majestät vor allem Ur-Schwabinger und weiß daher Nachbarschaftslokale "mit Herz und Seele" zu schätzen. Sein Einsatz zur Erhaltung der "Rheinpfalz" sei beispielsweise "reiner Selbsterhaltungstrieb" gewesen.

Mit dem "Oskar" hat Gandlgruber ein neues Stammlokal dazu gewonnen, mehrmals die Woche sitze er an der Bar und schreibe Gedichte. Nun gehört er er auch mit seiner fotografischen Selbstinszenierung "Münchner Selbstdarstellungen" für eine Weile zum Interieur. Fotografiert von Freund und Nachbar Adalbert Adaszynski setzt Gandlgruber seine Bildideen in Eigenregie um, da sei er "gewissermaßen ein Kind Helmut Dietls" und lasse sich nicht reinreden. Um eine pointierte Bildinschrift herum inszeniert sich Gandlgruber mal gesellschaftskritisch, mal ironisch als Zentrum der Fotografien, wie auch als Zentrum der Vernissage an diesem Abend, durch die er interessierte Zuhörer unermüdlich gleich einem Stadtführer bugsiert.

"Prinzregent" Florian Gandlgruber (rechts) und Fotograf Adalbert Adaszynski. (Foto: Florian Peljak)

"Ich hätt' sie nicht beschriftet, aber ich find' sie größtenteils gelungen. Da ist viel Humor dabei", merkt Luise Kinseher zu den Fotografien an. Die Kabarettistin ist an diesem Abend zum ersten Mal ins "Oskar" gekommen und lehnt mit einer Drink-Kreation der Südtiroler Brennerei "Villa Laviosa" an der Bar. Normalerweise würde sie zum Essen nicht vom Westend nach Schwabing radeln, das "Oskar" gefalle ihr aber gut. Wie Kinseher sind viele Freunde Gandlgrubers unter den geladenen Gästen, dazu kommen Stammgäste aus der Nachbarschaft, mit Marko Huth befreundete Gastronomen oder alte Weggefährten wie Moderator Florian Fischer-Fabian, den Huth noch aus seinen Eventmanager-Zeiten bei Prosieben kennt.

Trotz aller Schickeria-Vergangenheit seiner Standorte bemüht sich Huth um Bodenständigkeit im "Oskar", sowohl beim Ambiente als auch bei der Küche. "Mit Schickimicki geht bei uns gar nix", sagt er, präsentiert sich herzlich und nahbar, leger in Hemd und Sneaker wie viele seiner Gäste. Seine Liebe zum Essen, sagt er, entspringe auch seinen kroatischen Wurzeln, was sich in der mediterran interpretierten, alpenländischen Küche des "Oskar" niederschlägt.

Küchenchef Ivan Prjaduhha (vormals "La Boheme" und Schuhbecks "Fine Dining" im Boettners) kocht unprätentiöse, raffinierte Gerichte mit Schwerpunkt auf guter Qualität und Herkunft, wie Rindstartar mit Wachtelei oder Sardellen in Stracciatella, Tomaten und Croutons. Dazu kann man aus einer breit aufgestellten Weinkarte wählen oder hauseigene Getränkekreationen wie den "Heu Sour" aus Heuschnaps probieren, gereicht vom einem bestens gelaunten, doch pandemiebedingt überschaubaren Team. Trotz aller Startschwierigkeiten und aktueller Unsicherheiten, die er auch jetzt noch im Konsumverhalten seiner Gäste feststellt, ist Marko Huth mit Schwung in seinen letzten Tanz gestartet, das Schwabinger Parkett möge es ihm danken.

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