Ein schöner Ort muss nicht, aber er kann inspirierend wirken. In jedem Fall bringt dieses spätklassizistische Stadtpalais mit seinem wunderbaren Park beste Voraussetzungen mit, dass eine Autorin oder ein Autor dort auf interessante Gedanken kommt. Der Kunstverein München und das Kulturreferat der Stadt haben jetzt eine sogenannte Writers Residency für das Ebenböckhaus an der gleichnamigen Pasinger Seitenstraße ausgeschrieben. Noch bis Sonntag, 19. Juli, können sich Autorinnen und Autoren für dieses Stipendium bewerben. Die oder der Auserwählte wird den Arbeitsaufenthalt dann vom Dienstag, 1. September, bis Donnerstag, 29. Oktober, in der Villa - davon ist auszugehen - genießen können.
Benannt ist das Haus nach seinen früheren Eigentümern. Die Ebenböcks betrieben in München eine florierende Wachszieherei. 1865 verlegten sie ihren Firmensitz in die Vorstadt, nach Pasing. 1926 wurde das Anwesen neu gestaltet, die Villa, die von der Familie überwiegend als Sommersitz genutzt wurde, und die großzügige Parkanlage wurden Ausdruck von Wohlstand und Selbstbewusstsein der Hofwachsfabrikanten und Lebkuchenbäcker, die sich stets auch als kunstsinnige Mäzene und Wohltäter verstanden. Künstler gingen hier seit jeher ein und aus, Carl Spitzweg wohnte um die Ecke, Karl Valentin war häufiger Gast. 1952 vermachte der letzte Nachkomme der Ebenböck-Dynastie den gesamten Grund der Stadt München, mit der Auflage, das Anwesen kulturell zu nutzen. Das Pasinger Archiv und das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung sind nun schon seit vielen Jahren im Schlösschen untergebracht, seit 2011 nutzt das Kulturreferat das Haus - neben der Villa Waldberta - als Künstlerresidenz. Verwaltet vom Team der Pasinger Fabrik, das heuer, im Corona-Sommer, den idyllischen Ebenböckpark zum Schauplatz seines "Sommerfrische-Programms" machen kann.
Im ersten Stock des Ebenböckhauses gibt es vier helle, geräumige Zimmer, Küche und Bad teilen sich die Künstler. Der Schriftsteller, der sich um das zweimonatige Stipendium bewirbt, sollte also WG-tauglich sein. Ausgeschrieben ist die Residency für professionelle Künstlerinnen und Künstler, deren Praxis auf Schreiben basiert, Autorinnen und Autoren sowie Kritikerinnen und Kritiker mit Wohnsitz außerhalb Bayerns. Sie richtet sich an Menschen jeder Nationalität und jeden Alters. Aufgrund der gegenwärtigen Situation ist die Writers Residency auf Bewerber mit Wohnsitz in Europa begrenzt. Die Auslober beziehen sich mit ihrem Angebot inhaltlich auf die Tradition der Stadtschreiber, das heißt, sie wollen der Autorin, dem Autor, die Möglichkeit zu Auseinandersetzung und Austausch mit der Stadt und ihren Menschen bieten. Das Ebenböckhaus ist zwar nicht barrierefrei, trotzdem hoffen die Organisatoren auch auf Bewerbungen von Menschen mit Behinderung. Man werde versuchen, "bei geeigneten Bewerbungen Lösungen für eine Teilnahme im Rahmen unserer Möglichkeiten zu finden".
Die Writers Residency beinhaltet neben dem mietfreien Aufenthalt die Übernahme von Reisekosten bis zu einer Höhe von 350 Euro sowie ein monatliches Stipendium von 1200 Euro. Fragen zu den Bewerbungsformalitäten richtet man an info@kunstverein-muenchen.de oder Gloria Hasnay, Kuratorin im Kunstverein München, Telefon 89 20 00 11 33 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr).