Theater:Auf Wohlfühlkurs

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Sie sind am Residenztheater die drei Hausregisseure in der kommenden Saison: Nora Schlocker, Elsa-Sophie Jach und Thom Luz (v. li.). (Foto: Adrienne Meister)

Das Residenztheater stellt die kommende Spielzeit vor: Die 16 Premieren aus Klassikern, Uraufführungen und Romanadaptionen verbindet alle das Thema "Freiheit".

Von Yvonne Poppek, München

Eine Wohlfühlwelle schwappt einem in der Schönen Aussicht des Residenztheaters entgegen. Das mag vielleicht am Flokati liegen, der zum Bühnenbild der Inszenierung "Bitches" gehört und sehr prominent den Raum einnimmt. Aber hauptsächlich liegt es doch an denjenigen, die da auf dem Flokati und dem dazugehörigen Sofa hocken. Allen voran Intendant Andreas Beck, der gemeinsam mit Chefdramaturgin Almut Wagner und den drei Hausregisseuren Nora Schlocker, Thom Luz und - neu dazugekommen - Elsa-Sophie Jach das Programm für die Spielzeit 2022/2023 vorstellt. Aus ihnen spricht keine zaghafte Hoffnung, sondern beschwingte Überzeugung, dass es diesmal alles so klappt mit den Planungen. Dass die Phase der geschlossenen Häuser, der reduzierten Zuschauerzahlen, der Premierenverschiebungen endlich einmal vorbei ist. Zeit wird's.

"Wir für euch" steht da also einladend und fröhlich am Anfang des Spielzeitheftes. Dafür hat man sich für einen ernsten Überbau für diese Saison entschieden. Das Thema "Freiheit" gilt als das verbindende Element. Die Stücke untersuchen aus jeweils anderen Perspektiven die Frage, wann und wie der Mensch frei ist. Soweit zumindest die Theorie.

Praktisch ist die erste Premiere dieser Spielzeit eine Uraufführung, die sich mit den Olympischen Spielen auseinandersetzt: "Die Spiele müssen weitergehen - München 1972" ist eine gemeinsame Arbeit des Dokumentartheater-Regisseurs Hans-Werner Kroesinger mit Regine Dura. Sie kommt am 24. September im Marstall heraus. Einen Tag zuvor soll nach drei Jahren Verzögerung die Basler Produktion "Engel in Amerika" von Simon Stone übernommen werden. Da trifft dann also das noch nicht abgerufene Programm auf die frischen Spielzeitideen. Das macht aber grundsätzlich gar nichts. Schließlich würde sonst auch nicht die "Kopenhagen-Trilogie" nach den Romanen von Tove Ditlevsen im Plan stehen. Regie führt - anders als ursprünglich in anderer Spielzeit gedacht - Karin Henkel.

Staatsintendant Andreas Beck stellt die kommende Spielzeit auf dem flauschigen Flokati vor. (Foto: B. Lindenthaler/Imago)

16 Premieren kündigen der Intendant und sein Team an, darunter sechs Uraufführungen. Am Residenztheater, das unter Beck für Autorentheater steht, gibt es zusätzlich Romanadaptionen wie eben die Kopenhagen-Trilogie. Oder auch "Spitzenreiterinnen" der Münchner Autorin Jovana Reisinger, ein Episodenroman, in dem Männer nicht einmal eine Nebenrolle spielen. Stefan Bachmann wird zudem Lion Feuchtwangers "Erfolg" für die Bühne bearbeiten. Und Regisseurin Claudia Bauer verbindet Texte von Karl Valentin mit neuen des Augsburger Autors Michel Decar.

Thom Luz wird sich in der kommenden Spielzeit einmal mehr Motiven eines großen Dramatikers widmen. Auf Aristophanes folgt nun Anton Tschechow am 8. Oktober mit "Unvollständige Partitur für ein mechanisches Klavier". Sophokles, Goethe, Kleist, Hofmannsthal stehen im Programm, für die Klipp-Klapp-Komödie Labiche. Und dann auch Herzensprojekte der Hausregisseurinnen: Auf langen Spaziergängen in der Pandemie sei gemeinsam mit Autor Kevin Rittberger die Idee entstanden, utopische Stoffe für die Bühne zu finden, erzählt Nora Schlocker. Voilà: Am 9. Dezember kommt in ihrer Regie "Der Entrepreneur" heraus. Und Elsa-Sophie Jach holt die Uraufführung von "Archiv der Tränen" von Magdalena Schrefel ans Haus. Klingt, als könne sich jeder hier wohlfühlen.

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