Amtsgericht München:Mutmaßlicher "Reichsbürger" untergetaucht, um Prozess zu entgehen

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Der Angeklagte sollte per Haftbefehl zur Verhandlung vorgeführt werden - doch offenbar ist er untergetaucht. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Geschichte um den Angeklagten Adolf T. begann relativ harmlos - mit einer fehlenden Corona-Maske in der Trambahn.

Von Susi Wimmer

Er soll Polizisten mit Messern bedroht und sie in seiner Wohnung regelrecht gefangen gehalten haben. Und er soll Ministerpräsident Markus Söder, weitere Amtsträger und Firmeninhaber mit fiktiven Millionenforderungen überzogen haben. Die Anklage gegen den mutmaßlichen Anhänger der "Reichsbürger"-Bewegung Adolf T. wiegt schwer. Doch für die Justiz ist er schwer zu fassen: Der 65-Jährige, der mittlerweile per Haftbefehl zur Verhandlung vorgeführt werden sollte, ist offenbar untergetaucht.

"Man konnte ihm nicht habhaft werden", sagt Amtsrichter Martin Seitz, der am Montag zum zweiten Mal vergeblich die Sitzung gegen Adolf T. aufrief. Bereits vergangene Woche war der Mann geladen gewesen und nicht erschienen, woraufhin das Gericht einen Hauptverhandlungs-Haftbefehl erließ. Der sollte Montagfrüh vollstreckt werden, aber Adolf T. war verschwunden.

Die Geschichte mit Adolf T. begann relativ harmlos mit einer fehlenden Corona-Maske in der Trambahn - und endete mit einer handfesten Bedrohungslage in seiner Wohnung. Im Juni 2021 hatten offenbar Fahrgäste einer Tram am Isartor die Polizei gerufen, weil sich ein Fahrgast weigerte, trotz geltender Regeln eine Schutzmaske zu tragen. Adolf T. soll sich absolut uneinsichtig und aggressiv verhalten haben und landete auf der Polizeiinspektion. Dort soll er immer wieder betont haben, die Polizisten hätten keinerlei Befugnis, sie seien eine "private Armee".

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Zu dieser Zeit, etwa von Mai bis Oktober 2021, tauchten Hunderte Schreiben auf, die T. verfasst hatte. Darin forderte er aufgrund von angeblichen Rechtsverletzungen ihm gegenüber Summen in Millionenhöhe. Die Schreiben gingen an Markus Söder, den Münchner Polizeipräsidenten oder auch einen Obergerichtsvollzieher. Dabei soll sich T. der sogenannten "Malta-Masche" bedient haben, ein Trick, der in der "Reichsbürger"-Szene gerne angewandt wird: Er basiert auf einem internationalen Schuldnerregister in den USA, in dem man online Einträge melden kann, die aber inhaltlich nicht geprüft werden. Alsdann sollen maltesische Gerichte im Eilverfahren entscheiden, um eine Vollstreckung zu ermöglichen.

Als Polizisten im November 2021 die Wohnung von T. durchsuchten, soll er sich in der Küche zwei Messer gegriffen und damit die Beamten bedroht haben. Diese zogen ihre Schusswaffen, Adolf T. soll angekündigt haben, sich erschießen zu lassen. Dann soll er die Eingangstür blockiert haben, damit die Polizisten die Wohnung nicht verlassen konnten. Erst 20 Minuten später überwältigte eine Sondereinheit den Mann mit einer Elektroschockpistole.

Für kommende Woche ist erneut ein Verhandlungstermin angesetzt.

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