Prozess gegen Telefónica:Kunde bekommt 225 000 Euro Rabatt-Guthaben ausbezahlt

Urteil im Rechtsstreit um ´Easy-Money"-SIM-Karten von O2-Telefónica

Der Telekommunikationsanbieter Telefónica - hier die Zentrale am Mittleren Ring in München - hat einen Prozess um die Marketingaktion "Easy Money" verloren.

(Foto: dpa)
  • Seinen Kunden machte O2 einst das Angebot, pro Anruf zwei Cent gutzuschreiben.
  • Ein Münchner nutzte das, kaufte sich 508 Handy-Karten und rief sich mit Wahlwiederholungs-Apps permanent selbst an.
  • Doch der Mobilfunkbetreiber Telefónica sperrte die Karten und weigerte sich, das Guthaben auszubezahlen - vor Gericht wollte der Mann deshalb mehr als 300 000 Euro einklagen.
  • Das Oberlandesgericht hat ihm am Donnerstag 225 000 Euro zugesprochen.

Der Mobilfunkbetreiber Telefónica muss 225 000 Euro Handyguthaben an einen geschäftstüchtigen Kunden auszahlen, der dieses kleine Vermögen mit Gesprächsgutschriften angehäuft hat. Das Oberlandesgericht München (OLG) gab am Donnerstag nach mehrjährigem Rechtsstreit um "Easy Money"-Gutschriften dem Kunden recht. Der Münchner hatte einen Marketing-Gag wörtlich genommen, insgesamt 508 Prepaid-Karten der Marke O2 gekauft, und ein lukratives Geschäftsmodell entwickelt. Bei den "Easy Money"-Karten schrieb Telefónica Kunden für jeden eingehenden Anruf zwei Cent gut. Der Mann nutzte Wahlwiederholungs-Apps, um sich permanent selbst anzurufen.

Den Trick nutzten auch andere O2-Kunden, allerdings ist bisher kein Fall bekannt geworden, bei dem es um eine derart hohe Summe ging. Der Weg zum leicht verdienten Geld war dann aber schwierig und führte über zwei Gerichtsinstanzen: Telefónica hatte die 508 Karten zuerst sperren lassen, danach die Verträge gekündigt und schließlich die Auszahlung des Guthabens verweigert. Das Argument des Konzerns: Der Kunde habe sowohl gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen als auch gegen Treu und Glauben verstoßen. Letzteres bezieht sich darauf, dass die Zwei-Cent-Gutschrift pro Anruf nicht dafür gedacht war, dass sich die Kundschaft mit Computerhilfe tausendfach selbst anruft.

Mit der Frage, ob der Mann gegen Treu und Glauben verstoßen hat, hat sich das Gericht nicht beschäftigt - und das hat Telefónica sich offensichtlich selbst zuzuschreiben. Der Konzern hatte bis kurz vor Ende des Verfahrens keinerlei Dokumentation vorgelegt, wie die Guthaben auf den 508 Prepaid-Karten zustande gekommen waren. Ein Teil der 225 000 Euro war durch das reguläre Aufladen der Karten gespeichert worden, diese Summe stand ihm in jedem Fall zu. Die genaue Aufteilung habe Telefónica "erst eine Woche vor dem Termin vorgenommen", sagte der Vorsitzende Richter Herbert Lechner. Das war dem OLG zu spät. Revison ließ der 8. Zivilsenat nicht zu.

Telefónica hat die "Easy Money"-Tarife in der Zwischenzeit aus dem Angebot genommen, doch gebraucht werden die Karten für ein Vielfaches des ursprünglichen Preises immer noch gehandelt. Wie dem O2-Tarifarchiv im Internet zu entnehmen ist, kostete eine Karte ohne Handy ursprünglich 20 Euro. Aktuell sind die Karten auf Ebay für 500 Euro und mehr zu haben. Der klagende O2-Kunde hatte von Telefónica deshalb sogar über 300 000 Euro gefordert - allein den Wert seiner 508 Karten hatte er wegen der hohen Gebrauchtpreise mit 100 000 Euro veranschlagt. Das allerdings lehnte das Gericht ab.

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