Liederabend:Charme, Glanz und eine Botschaft

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Die Ägypterin Fatma Said begeistert im Prinzregententheater mit den Münchner Symphonikern ihr Publikum.

Von Klaus Kalchschmid

Was für hellwache Augen, was für ein Charme und welch' schöner, in allen Lagen schillernder und dabei so schlanker Sopran, aber auch, mit Verlaub, was für ein herrlich blau-schimmerndes Kleid: Fatma Said gab im Prinzregententheater mit den Münchner Symphonikern unter Marcus Merkel einen erfrischend heiteren, nur selten etwas schwermütig angehauchten Abend auf Spanisch, Arabisch, Deutsch und Englisch mit Musik zwischen Orient und Okzident, Zarzuela und Operette, Musical und Oper.

Wenn die junge Ägypterin den Mund aufmacht, öffnen sich Herz und Seele. Dann ist es egal, ob sie Gounods lebens- und liebestrunkene Julia verkörpert oder die überglückliche Eliza, die genauso selbstvergessen tanzen will; ob sie "Wiener Blut" in sich fließen spürt oder das einer Tänzerin von der Mutter geerbt hat, wie sie in Lehàrs "Mein Lippen, sie küssen so heiß" versichert. Aber sie wird auch buchstäblich von der Tarantel gestochen zu den überschäumenden Klängen von Gerónimo Gimenéz.

Ernst wird Fatma Said dann vor "Ad Ay Sa'ab", der arabischen Fassung von Ángel Villoldos argentinischem Tango "El choclo", und greift zum Mikro. Die junge Ägypterin, deren Vater ein einflussreicher liberaler Politiker in ihrem Heimatland war, widmet das Lied allen Frauen, die für ihre Rechte kämpfen müssen, denn "durch Wille und Würde schafft man alles!" Darauf versichert sie emphatisch singend, stellvertretend für alle Frauen dieser Welt: "Ich bin bereit für jede Auseinandersetzung!"

Da wird hinter dem lebenszugewandten Charme einer schönen Frau die Kämpferin sichtbar und man hört bewegt in Farid El Atrashs "Ya Zahratan Fi Khayali" - wieder mit Bandoneon und nun auch einer Solo-Geige - das so positiv klingende berührende Bekenntnis auf Arabisch: "Ich habe mein Leben meiner Stimme und meinen Melodien gewidmet und gesungen bis meine Wunden verheilt sind."

Die Münchner Symphoniker spielten unter Marcus Merkel viel Charme und Glanz, waren wunderbare Mitgestalter, gaben aber auch rein instrumental mit der Ouvertüre zu "Das Spitzentuch der Königin", dem Lehàr-Walzer "Gold und Silber" oder einer wirbelnden "Tarantella" von Respighi/Rossini blendendes Zeugnis ihrer Musizierlust.

Nach jeder Nummer gab es begeisterten Applaus, am Ende sogar Beifall im Stehen. Und jetzt möchte man Fatma Said, die mit ihrer Stimme und Persönlichkeit so viel zu erzählen weiß und immer wieder Ausblicke in weite Welten eröffnet, doch bitte auch mal in München auf der Opernbühne erleben.

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