Wirtschaft in München:Wenn die Post spontan geschlossen hat

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Kurzfristig außer Betrieb: In München haben Kunden verschiedener Postbank-Zentren vergeblich versucht, Dienstleistungen zu erhalten. Mehrere Häuser waren geschlossen, das Unternehmen verweist auf Personalprobleme. (Foto: Stefan Zeitz/imago images)

Einige Postbank-Filialen in München machen gerade kurzfristig dicht - zum Ärger vieler Kundinnen und Kunden. Woran das liegt.

Von Berthold Neff

Einfach zu: Wer dieser Tage mal schnell in eine der 16 Postbank-Filialen in München will, um ein Einschreiben entgegenzunehmen oder ein Paket abzuholen oder zu verschicken, dem kann es passieren, dass er vor verschlossenen Türen steht. Das ist in den vergangenen Wochen vielen Kundinnen und Kunden passiert und wird von der Postbank auch bestätigt, zum Beispiel für die Postbank-Filiale an der Meistersingerstraße. Diese sei, so Pressesprecher Oliver Rittmaier von der Postbank-Zentrale in Bonn, "während des ganzen Jahres bisher stabil mit den regulären Öffnungszeiten für unsere Kundinnen und Kunden erreichbar" gewesen. "Sie war nur an wenigen Tagen, meist für wenige Stunden, eingeschränkt geöffnet."

Etwas größer waren die Probleme offenbar in der Postbank-Filiale an der Gotthardstraße in Laim. Diese sei zuletzt "aufgrund von Personalausfällen durch erkrankte Mitarbeitende nur eingeschränkt geöffnet oder vorübergehend geschlossen" gewesen. Inzwischen habe sich die Situation dort wieder entspannt. Man plane, die Filiale nun wieder "regulär zu öffnen", sagt Rittmaier und fügt hinzu, dass es in dieser Filiale in diesem Jahr "keine besonderen Auffälligkeiten" gab.

Als Grund für die zeitweisen Schließungen gibt die Postbank nicht die massiven IT-Probleme seit der Übernahme durch die Deutsche Bank an. Hauptgrund seien meist "Personalausfälle durch erkrankte Mitarbeitende", da die Personalplanung nicht stets durch sogenannte Springer oder Vertretungen aus anderen Filialen darauf reagieren könne. Die Postbank sei jedoch gehalten, aus Sicherheitsgründen für Kundinnen und Kunden sowie für das Personal stets das "Vier-Augen-Prinzip" zu gewährleisten. Dies gelte sowohl für die Kassenbereiche als auch für die Paketverwahrung. Die Verantwortlichen sowie die Belegschaft der Filialteams jedenfalls "tun mit einem Bündel von Maßnahmen alles, um einen stabilen Betrieb der Filialen zu ermöglichen". Dazu gehöre, dass die SB-Geräte auch dann zur Verfügung stünden, wenn die Filiale geschlossen sei.

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Just in diese ohnehin angespannte Lage verkündete die Deutsche Bank nun, dass fast die Hälfte der verbliebenen Postbank-Filialen geschlossen werden soll. Von derzeit bundesweit 550 Standorten würden in den kommenden zweieinhalb Jahren insgesamt 200 dichtgemacht, verkündete Claudio de Sanctis, der im Konzern das Privatkundengeschäft verantwortet. Diese Maßnahme trifft zum einen die Postbank-Kundschaft, aber auch diejenigen, die in einer solchen Filiale bisher Briefmarken kaufen, Einschreiben oder Pakete abholen oder versenden konnten.

Die Deutsche Post selbst, die vor etwa einem Dutzend Jahren ihre letzten eigenen Filialen und kürzlich auch ihren Namen aufgegeben hat (sie ist jetzt Teil der DHL Group) setzt ohnehin auf mehrere Partner, um ihre Dienstleistungen anzubieten. In München sind dies rund 130 sogenannte Partner-Filialen, 160 Paketshops und etwa 200 Packstationen, wie Pressesprecher Dieter Nawrath von der Regionalen Kommunikation Süd der DHL Group vorrechnet.

Der Gesetzgeber habe es zur Vorschrift gemacht, dass die Post in selbständigen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern und auch in Ortsteilen mit mehr als 2000 Einwohnern eine stationäre Poststelle betreiben muss. In größeren zusammenhängend bebauten Gebieten müsse gewährleistet sein, dass eine Filiale in einer Entfernung von maximal zwei Kilometern erreichbar ist. Nawrath: "An diese Vorgaben halten wir uns selbstverständlich auch in München." Man arbeite außerdem ständig daran, "unsere Services und Angebote weiter zu verbessern".

Es sei gelungen, das Servicenetz weiter auszubauen. Zwar sei bayernweit die Zahl der Postbank-Filialen mit Post-Service von 149 im Jahr 2007 auf 104 im vergangenen Jahr gesunken. Mehr als ausgeglichen wurde dies durch die gestiegene Zahl an Partnerfilialen. 2007 gab es 2064 davon, nun (Stand 2022) liegt die Zahl bei 2159. Damit seien, so Nawrath, "spürbare Serviceverbesserungen für die Kunden" verbunden, vor allem eine deutliche Erweiterung der Öffnungszeiten von im Schnitt 18 Stunden pro Woche im Jahr 1990 auf heute 55 Wochenstunden.

Die Deutsche Post werde daher die Kooperation mit Partnern aus dem Einzelhandel, etwa Schreibwarenläden, Lebensmittelhändlern und Tankstellen, fortsetzen. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre habe sich die Anzahl der Verkaufsstellen und Paketannahmepunkte mehr als verdoppelt. Der jährliche Kundenmonitor, die größte Privatkundenstudie in Deutschland, habe bestätigt, "dass über 94 Prozent der Kunden mit den Partner-Filialen im Einzelhandel zufrieden sind".

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