Draußenfeiern in München:1532 Anrufe wegen Ruhestörungen

In der Türkenstraße sind die Bürgersteige so voll, dass die Leute auf die Straße gespült werden. Deshalb sperrt die Polizei den Zugang. (Foto: Catherina Hess)

Welch wichtige Rolle Clubs im Nachtleben der Stadt spielen, das zeigen auch Zahlen der Polizei: Anwohner und Nachbarn riefen im Juni deutlich häufiger den Notruf als vor der Pandemie.

Von Sophia Oberhuber

Anwohner und Nachbarn haben im Juni 2021 im Vergleich zum Vor-Pandemie-Sommer 2019 deutlich häufiger den Notruf gewählt, um Ruhestörungen zu melden. In der Spitze riefen im vergangenen Monat dreimal mehr lärmgeplagte Münchner die Polizei, als es 2019 der Fall gewesen war. An den vier Wochenenden im Juni 2019 - damit vor der Pandemie - gingen 901 Anrufe bei der Polizei ein, in denen sich über Partys in benachbarten Wohnungen oder lautstarke Feierlichkeiten auf Plätzen und Straßen beschwert wurde. Im Juni 2021 wurde aus den gleichen Gründen 1532 Mal die 110 gewählt.

Die Zahlen beziehen sich auf die Nächte von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag, jeweils von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens. An jedem Juni-Wochenende beschwerten sich mehr Menschen als vor zwei Jahren, der Höchstwert wurde an dem Wochenende erreicht, an dem die deutsche Fußball-Nationalelf bei der EM auf Portugal traf. An diesem gingen 569 Anrufe bei der Polizei ein. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es am vergleichbaren Wochenende 178 gewesen.

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Eine Statistik, wie viele Beschwerden sich auf private Feiern bezogen und wie viele auf den öffentlichen Raum, existiert nicht. "Man erkennt die soziale Funktion von Clubs. Es ist eine komplexe Gemengelage", sagt Polizeisprecher Sven Müller. Bei schönem Wetter werde viel auf öffentlichen Plätzen gefeiert, bei schlechtem Wetter eher dort, wo es auch im Winter rund geht: in den Wohnungen.

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