Sport in München:Ein klares Jein zu Olympia

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Die Podiumsdiskussion zu einer möglichen Olympiabewerbung stieß auf großes Interesse. (Foto: Catherina Hess)

Wie könnte eine neuerliche Bewerbung Münchens aussehen? In der Kleinen Olympiahalle wird am Sonntagnachmittag diskutiert, mit dem Ergebnis: Es kommt darauf an, Bürger und IOC mit einem nachhaltigen und menschennahen Angebot zu überzeugen.

Von Philipp Crone

Der Sieger steht schon vor Beginn der Diskussion fest: München schlägt Leipzig und Hamburg. In den beiden Städten hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schon Halt gemacht, um mit Interessierten über die Frage zu sprechen, ob man sich in der jeweiligen Region für Olympische Spiele bewerben solle. Der zumindest personelle Zuspruch war dort übersichtlich. Allein in dieser Hinsicht ist der Blick in die Kleine Olympiahalle am Sonntagmittag interessant.

Zur Diskussion kommen gut 250 Besucher, weit mehr als in Leipzig und Hamburg, und sie hören teils zwar erwartbare Aussagen, aber auch ein ziemlich eindeutiges Stimmungsbild.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) etwa sagt, er sei zwar zunächst nicht ganz so begeistert gewesen bei der Frage nach einer weiteren Olympia-Bewerbung, nachdem die vergangenen ja schon nicht erfolgreich waren. Aber wenn bei dieser am Ende die Bürger entscheiden und ja schon auch noch ein wenig Zeit für Überzeugungsarbeit ist, sei er doch guter Dinge, die Münchner überzeugen zu können. Dass München Olympia kann, sei bekannt. Und Großereignisse ohnehin. Reiter kann sich aber auch gut vorstellen, eine Bewerbung "mit zwei bis drei deutschen Städten" anzustreben, also eher eine deutsche Bewerbung.

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Und beim Thema Nachhaltigkeit, dem immer wichtigeren Faktor, muss Reiter nur nach draußen zeigen. "Wir haben über die Jahre eine halbe Milliarde ausgegeben, um den Olympiapark auf einem guten Stand zu halten." Reiter wünscht sich eine Bewerbung, aber "keine, bei der wir das reinschreiben, von dem wir glauben, dass es das IOC hören will", sondern das, was auch die Bevölkerung überzeugt und wohinter sie steht. 40 Prozent der Münchnerinnen und Münchner sei in einem Verein sportlich aktiv, weit mehr als der Durchschnitt.

Nicht weit von Reiter steht Marion Schöne, Chefin des Olympiaparks und Organisatorin der European Championships im vergangenen Jahr, die an diesem Nachmittag immer wieder als positives Beispiel für ein gelungenes sportliches Großereignis hervorgehoben werden. Auch Schöne ist eine große Bewerbungs-Befürworterin und sagt: "Die zwei größten Faktoren für die Leute sind aus meiner Sicht die Kosten und das IOC." Das Internationale Olympische Komitee, das einen ähnlich guten sprich miserablen Ruf genießt wie der Weltfußballverband FIFA. Schöne sagt: "Die Spiele von 2036 sind weg, denke ich. Aber für 2040 sehe ich Chancen." 2036 soll nach Mumbai gehen, für 2040 ist aber auch schon Katar im Gespräch.

Joachim Herrmann, Bayerns Innenminister und für den Sport zuständig, preist erwartungsgemäß zunächst die "bayerische Landeshauptstadt" und wünscht sich dann, "der Welt ein Angebot zu machen, wie wir uns vorstellen, dass man im 21. Jahrhundert Olympische Spiele ausrichtet".

Nahezu alle im Saal wünschen sich eine Bewerbung

Zu Beginn der Podiumsdiskussion geht erst einmal die Frage in den Saal, wer sich denn eine Bewerbung wünscht. Da gehen nahezu alle Hände hoch. Verena Bentele, reich mit Gold-Medaillen dekorierte Paralympics-Teilnehmerin und Vize-Präsidentin des DOSB, schwärmt von der Atmosphäre für die Sportler. Nachwuchs-Judoka Kilian Kappelmeier spricht von einem Traum. Als Spielverderber sitzt Sport-Journalist Markus Harm vom ZDF auf dem Podium, der erklärt, warum die Bevölkerung beim letzten Versuch bei den Bürgerentscheiden für die Winterspiele 2022 dagegen gestimmt hat.

Für viele stand damals Olympia und das IOC für Gigantismus, wie dann auch zu sehen war bei den "absurdesten Spielen, denen von 2014 in Sotschi, die mehr als 50 Milliarden Dollar gekostet haben". Harm bekommt auch den ersten Applaus, als er zur Erläuterung für die Skepsis der Menschen bei Sport-Großverbänden das Beispiel der Vergabe der Fußball-WM nach Saudi-Arabien nennt, die gerade bekannt wurde.

Keine Bewerbung um jeden Preis, darüber besteht Konsens

Der Sonntagnachmittag bringt dann am Ende aber schon auch ein paar Erkenntnisse. Etwa die von Harm, der die Runde zustimmt, dass eine Bewerbung für Winterspiele größere Chancen hätte. Oder auch die, dass Reiter überraschend vehement gegen Winterspiele und für die im Sommer wirbt. Es zeichnet sich ein Konsens ab bei den überwiegend sehr sport-affinen Besuchern, den Bentele so auf den Punkt bringt: "Keine Bewerbung um jeden Preis." Reiter sagt, die verbale Vorlage von Herrmann aufnehmend: "Wenn wir ein Angebot machen, das mit den Bürgern abgestimmt ist", sehe er eine Chance.

Die Frage, ob das IOC am Ende wirklich Spiele nach München oder Deutschland vergibt, ist das Eine. Aber man hat an diesem Nachmittag schon den Eindruck: Eine gute Bewerbung, nachhaltig, selbstbewusst, modern und menschennah, könnte, selbst wenn sie scheitert, in der hiesigen Sportlandschaft etwas zum Positiven verändern.

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