Bauprojekte in Obersendling:Sorge vor Mega-Hochhäusern im Münchner Süden

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Das Siemens-Areal rund um das Siemens-Hochhaus in der Baierbrunner Straße in München (Foto: Stephan Rumpf)

Bisher war dort das Siemens-Hochhaus mit seinen 75 Meter das Maß der Dinge. Nun peilen Investoren neue Dimensionen an, die alles bisher Bekannte sprengen.

Von Jürgen Wolfram

Womöglich sollte man sich gegenwärtig eher Sorgen um die öffentlichen Verkehrsmittel machen. Denn noch immer schaukeln mächtige Gelenkbusse mit null bis zwei Fahrgästen an Bord durch die Straßen des Münchner Südens. Doch neben dem alles beherrschenden Schrecknis dieser Tage grassiert zumindest in Obersendling ein weiteres Virus: Höhenangst. Genauer gesagt handelt es sich in diesem Fall um Befürchtungen, der Stadtteil könnte demnächst zum Bauplatz für Hochhäuser werden, die alle bekannten Dimensionen sprengen.

Bisher galt im Münchner Südwesten das 1963 eröffnete Siemens-Hochhaus als unangefochtene Referenzgröße maximaler Höhenentwicklung im Viertel. Mit 75 Metern, die klotzig in den Himmel ragen, sahen manche schon in diesem Gebäude eine schwindelerregende Zumutung. Doch das dominante Bauwerk an der Baierbrunner Straße könnte nur der Vorläufer einer Entwicklung gewesen sein, die ungleich aufstrebender ausfällt.

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Schon plant ein Investor auf dem brachliegenden Gelände des ehemaligen Siemens- und Betonwerk-Areals im Geviert Boschetsrieder, Machtlfinger, Geisenhausener und Helfenriederstraße einen "profilüberragenden" 98-Meter-Hochpunkt. Und auch das könnte erst der Anfang gewesen sein, falls der Stadtrat das bisher gültige 100-Meter-Limit kippen sollte. Besorgte Anfragen häufen sich, sei es bei Info-Veranstaltungen, Stadtteilführungen oder in Kreisen der Lokalpolitik. Es wurde auch schon der Vorwurf laut, Grüne und SPD drückten sich um eine klare Aussage zur Frage, ob sie den Hochhausentscheid von 2004 zu kippen gedenken.

Noch richten sich die Augen vorrangig auf Pläne für die ehemalige Paketposthalle in Neuhausen. Dort können sich die Architekten Türme mit einer Höhe von 155 Metern vorstellen. Ein Fanal, wie Kritiker meinen. So fordert das Münchner Forum eine breite Debatte über die aktuelle Münchner Hochhausstudie. In dem Fachgutachten heißt es unter anderem, Hochhäuser könnten nur funktionieren und akzeptiert werden, wenn sie zu einem alltäglichen Teil der Stadt werden.

Für das Forum lautet daher eine entscheidende Frage, ob man solche Bauten akzeptiert, oder ob man ihnen "nur nicht mehr entkommt". Wenn sich das Coronavirus verzogen hat und sich die Busse wieder füllen, sind also neuerliche Diskussionen um Obergrenzen zu erwarten. Zumal in Obersendling.

© SZ vom 19.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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