Verkehrschaos:Wie die DB die beschädigte Oberleitung reparierte

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Ein Bagger steht am Bahnhof Laim unterhalb einer abgerissenen Oberleitung. Die Polizei ermittelt nun gegen den 25-jährigen Baggerfahrer. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Ein 25 Jahre alter Baggerfahrer kam offenbar mit der Baggerschaufel in die Oberleitung. Ein Entstörteam der Deutschen Bahn arbeitete bis Donnerstagnacht daran, die Störung zu beheben.

Von Andreas Schubert

Es war eine der größten Eisenbahnstörungen der jüngeren Zeit. Elf Stunden ist am Donnerstag der S-Bahnverkehr auf der Stammstrecke großteils ausgefallen, Fernzüge konnten acht Stunden lang, bis auf wenige Ausnahmen, weder vom Münchner Hauptbahnhof ab- noch ihn anfahren.

Nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) waren Hunderte Züge betroffen, an den Bahnsteigen drängelten sich die Passagiere in Massen. Zunächst war vielen unklar, ob und wann es weitergeht. Auch Außenministerin Annalena Baerbock, die zu Besuch auf der IAA war, konnte nicht wie geplant den Zug nach Berlin nehmen.

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Die Ursache für die Störung war offenbar der Fehler eines Baggerfahrers, der bei den Bauarbeiten zur zweiten Stammstrecke am Laimer Bahnhof zugange war. Beim Ausbaggern des Schotters am Bahnhof kam die Schaufel gegen 11.05 Uhr aus bisher ungeklärten Gründen in die Oberleitung und beschädigte dabei das Quertragwerk, an dem auf diesem Streckenabschnitt elf Oberleitungen befestigt sind. Eine Oberleitung riss ab und fiel auf eine S2, die auf Gleis 2 in Fahrtrichtung Leuchtenbergring stand.

Laut Stephan Schmidt, bei der DB-Netz Leiter Anlagen- und Instandhaltungsmanagement Region Süd, kommen solche Unfälle nur selten vor. Nachdem die Schadensmeldung bei der Notfallleitstelle eingegangen war, wurden die sogenannte Entstörmannschaft, die Bundespolizei und Rettungskräfte alarmiert. Die Oberleitungen wurden komplett abgeschaltet, doch bevor die rund 350 Passagiere der halb am Bahnsteig stehenden S-Bahn aussteigen konnten, vergingen etwa 90 Minuten.

Denn um eine Gefahr durch Stromschläge auszuschließen - so eine Oberleitung hat eine Spannung von 15 000 Volt - mussten die betroffenen Oberleitungen zunächst geerdet werden. Das erledigen die DB-Fachleute vom Entstörungsteam mit sechs Meter langen, sogenannten Erdungsstangen. Vorher dürfen die Lokführer die Türen nicht öffnen. Über die Freigabe entscheidet ein Notfallmanager.

Gegen 12.30 Uhr waren laut Schmidt alle betroffenen Züge geräumt respektive an den Bahnsteigen angekommen. Nachdem die S-Bahn evakuiert war, musste sie von einer Diesellok abgeschleppt werden, damit die DB-Leute mit ihrer Arbeit beginnen konnten.

Zunächst hatte die DB befürchtet, die Arbeiten würden sich noch den ganzen Freitag hinziehen, doch dann ging es schneller als gedacht, was aus Sicht einer Bahnsprecherin einen "enormen Kraftakt" bedeutete. Das Entstörteam musste ein neues Richtseil spannen und alle elf Oberleitungen Gleis für Gleis wieder neu einhängen. Anschließend wird deren Funktion überprüft.

Gegen 22 Uhr waren die Arbeiten erledigt. Und wie immer bei größeren Störungen kam es bei der DB noch zu langen Folgeverzögerungen und Ausfällen. Noch am Freitagvormittag waren der S-Bahn- und der Regionalverkehr betroffen.

Wie der Unfall passieren konnte, ist bislang noch nicht geklärt. Normalerweise haben Bagger eine Hubbegrenzung, damit sie an Oberleitungen keinen Schaden anrichten können. Gegen den 25-jährigen Baggerfahrer, der bei einer externen Firma beschäftigt ist, ermittelt die Bundespolizei Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

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