Wahl zur Band des Jahres:Auf der Suche nach neuer Musik aus München

Lesezeit: 5 min

Im vergangenen Jahr hat die Redaktion der Junge-Leute-Seite die Band "INLIER" zur Band des Jahres gewählt. Hier ein Foto von ihrem Auftritt beim "Sound-of-Munich-Now"-Festival. (Foto: Florian Peljak)

Welche Musikerinnen und Musiker fallen in München auf? Jeden Dienstag stellen wir auf der Junge-Leute-Seite die "Band der Woche" vor. Zehn Gruppen, die in den vergangenen Monaten von sich reden machten, stehen nun zur Wahl für die "Band des Jahres" - ein Überblick.

Von Sina Nachtrub

Bei Musik in München kennen wir uns aus: Wir streifen durch Münchner Clubs, Proberäume und Social Media, um die Bands zu finden, die in München auffallen und von denen man schon bald mehr hören wird. Finden kann man diese Musikerinnen und Musiker nahezu jeden Dienstag in unserer Rubrik "Band der Woche". Zum Jahresende gehen wir noch einen Schritt weiter und suchen die Band, die uns in diesem Jahr am meisten überzeugt hat mit der Wahl zur "Band des Jahres". Diese zehn Bands haben wir 2023 zur Abstimmung ausgesucht.

Sophie Hallberg

Sophie Hallberg. (Foto: Jonas Heintschel)

Sophie Haslberger ist kein unbekanntes Gesicht in der Münchner Musikszene: Zwölf Jahre lang spielte sie mit ihrer Schwester in der Band Sweet Lemon. Dann kam die Trennung, doch im Rückblick war es für Sophie Haslberger eher eine "Befreiung", wie sie selbst sagt.

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Inzwischen ist sie solo als Sophie Hallberg unterwegs und singt mit warmer, rauchiger Stimme von "Momentaufnahmen ihres Lebens". Denn genau das sollen ihre neuen, melancholischen Pop-Songs sein. Inspirieren lässt sie sich von ihren Erfahrungen und ihrer Gefühlswelt. "Ich versuche, so ehrlich es geht, mein Innerstes nach außen zu kehren", sagt sie. Mitte des Jahres veröffentlichte sie ihr erstes Album "Criminal".

filt

filt. (Foto: Adrian Kohl)

Nur wenige schaffen es, ihre Kindheitsträume zu verwirklichen. Für Philipp Siegert wurde der Wunschberuf Pilot zur Realität. Sieben Jahre lang flog er Passagiere um die Welt, doch dann kam die Corona-Pandemie. Die Flugzeuge blieben am Boden, und Philipp Siegert erhielt die Kündigung. Um nicht an seiner Situation zu verzweifeln, begann er, Musik zu machen.

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Als Ein-Mann-Projekt mit Künstlernamen filt macht er seit 2021 komplexen Indie-Pop. Mit seinen Songs will er Menschen erreichen, die auch das Gefühl haben, in einer perspektivlosen Situation zu stecken. "Wahrscheinlich kann ich durch meine Musik niemandem die negativen Gefühle nehmen, aber immerhin kann ich das Gefühl vermitteln, dass man dabei nicht allein ist", sagt der Sänger. Filt veröffentlichte 2023 seine erste kleine EP "On my Windowsill".

Greenwald

Greenwald. (Foto: Laura Weber)

Als Musikjournalistin kennt sich Gloria Grünwald mit Newcomern und der bayerischen Musikszene aus. Doch eigentlich wollte sie selbst schon seit ihrer Kindheit auch als Künstlerin und nicht nur als Moderatorin im Radio zu hören sein. "Songs geschrieben habe ich eigentlich schon immer", sagt Gloria. "Aber ich habe lange nicht den Mut gehabt, diese auch zu veröffentlichen."

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Doch in diesem Jahr erfüllt sie sich selbst einen Traum, als ihr Debütsong "Fighter" im Radio läuft. Unter dem Künstlernamen Greenwald singt sie darin von den Erfahrungen in einer ungesunden Beziehung. Im November eröffnete Greenwald das Neon-Music-Festival in der Olympiahalle.

Kokonelle

Kokonelle. (Foto: Andreas Roppel)

Der Tod George Floyds bewegte Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, es entstand die Protestbewegung "Black Lives Matter". Auch für Kharis Ikoko alias Kokonelle stand nach dem Tod des Afroamerikaners fest: Sie will aktivistisch sein, sie will etwas verändern, sie will Musik mit Message machen. So entstand ihre einzigartige Mischung aus Hip-Hop, Afro-Pop und Soul mit gesellschaftskritischen Texten, in denen sie über Selbstbestimmung, Rassismus und das Leben als schwarze Frau spricht. "Ich sage empowernde Wörter, die ich gerne gehört hätte, die vielleicht auch andere schwarze Frauen gerne hören würden", sagt Kokonelle.

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Mit ihren teils rhythmisch treibenden, teils gefühlsbetonten Songs ist Kokonelle auf den Münchner Bühnen Stammgast, so spielte sie im November auch auf dem Sound-of-Munich-Now-Festival.

Johnny Fab Kaufmann

Johnny Fab Kaufmann. (Foto: Louise Klemptner)

Eine Hommage an die Neunzigerjahre: So kann man die Musik der Band Johnny Fab Kaufmann beschreiben. Entspannter Indie-Sound mit Einflüssen aus Jazz, Soul, Funk und Folk. Auch improvisatorische Elemente spielen eine große Rolle, immerhin studieren alle Bandmitglieder außer der Sängerin Sofia Lainovic Jazz. Die Frontfrau spielte bereits 2020 - damals noch als Solo-Künstlerin - auf dem "Sound of Munich Now". Nun ist Johnny Fab Kaufmann das neue Herzensprojekt der fünfköpfigen Truppe, momentan arbeiten sie an ihrer ersten EP. In den ersten Debütsong "Wild Child" kann man schon auf der Instagram-Seite der Band hineinhören. Weitere werden folgen. "Ich muss mich von dem Gedanken lösen, dass ein anderes Interface noch besser hätte sein können und so weiter. Immerhin haben wir mehr als 26 Songs da liegen, die auf Releases warten", sagt Sänger, Gitarrist und Songwriter Sebastian Woodman.

Freak

Freak. (Foto: Paul Acosta)

"Freak is Vision", ist der Slogan und Instagram-Name der Münchner Band Freak. "Der Freak ist so ein bisschen die Zukunft oder die Vision von der Zukunft", sagt Frontmann Benito Altmann. Freak machen Future-Punk, verbinden futuristische Elemente elektronischer Musik mit dem rohen Sound des Punks.

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Freak ist ein Konzept, eine Idee. "Der Freak, wie wir ihn uns vorstellen, ist ganz viel von dem, was vielleicht auch aufstößt, was irritiert, was viele sich nicht trauen zu zeigen. Es kann eine große Entlastung sein, sich mit so einer Figur zu identifizieren", sagt Pianist Nico Christ. Im Sommer erschien ihr erstes Album "The Streets of Fiesta", im November spielten sie auf dem "Sound of Munich Now".

Annika Lisia

Annika Lisia. (Foto: Lea Fischer)

Grillenzirpen, das Piepen der Behandlungsgeräte im Krankenhaus, Wasserrauschen. Das sind keine Geräusche, die man normalerweise in einem Pop-Song erwartet, doch Annika Lange, besser bekannt als Annika Lisia, baut diese alltäglichen Tonschnipsel mit in ihre Songs ein.

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So auch einen Regenschauer, vielleicht während die Sonne schien und ein Regenbogen entstand? Denn um die Farben des Regenbogens geht es in ihrem Debütalbum "ROYGBIV", in dem die Musikerin Pop, Soul und R'n'B verbindet. In ihrem Song "Rainbow in your pocket" fordert die Künstlerin alle auf, "so zu leben, als hätte man die ganze positive Kraft eines gigantischen Regenbogens immer griffbereit in seiner Hosentasche."

Fahrlaend

"Er weiß definitiv, was er da tut, und es ist vom Sound mal etwas anderes in München", sagt Laura Glauber über "Fahrlaend". (Foto: Paul Ambrusch/xfinalchapterx)

In seinen Songs gibt es keine Tabus. Daniel Fahrländer alias Fahrlaend singt über mentale Gesundheit und den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema. Seine Botschaft: "Wir müssen alle mit etwas klarkommen. Lass uns gemeinsam klarkommen." Mit den treibenden Beats und gesellschaftskritischen Texten seiner Elektro-Pop-Songs will er für seine Zuhörer da sein und ungeschönt auch über die schmerzhaftesten Erfahrungen sprechen.

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Auf dem "Sound of Munich Now" konnte er erstmals seine erste EP "Innensein" präsentieren, doch Fahrländer ist nicht neu im Musikgeschäft. Erst 2022 löste sich seine Band "Youth Okay" auf.

Lyder

Lyder. (Foto: Benedict Hempel)

Jazz und Techno, passt das zusammen? Sehr gut sogar, wie die Münchner Band Lyder beweist. "Wir sind sonst eigentlich auf verschiedenen Planeten unterwegs", sagt Moritz Stahl, "aber ich glaube, das macht es auch so spannend." Die Bandmitglieder sind keine unbekannten Gesichter in der Musikszene, Niklas Bühler und Lindsey Wang haben unter anderem das Plattenlabel IO gegründet, Moritz ist Jazz-Saxophonist. Durch das Label Jazz-o-Tech kamen sie zusammen und begannen gleich bei der ersten Jam-Session, das Debütalbum zu planen. Dieses erschien 2023 unter dem Titel "Vivacity".

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Mit ihrer Musik wollen sie sowohl Techno-Fans als auch Instrumental- und Jazzhörer überzeugen: "Du gehst gern Techno hören im Club, hörst unsere Musik und denkst: Cool, da ist etwas Neues. Oder du hörst gerne Jazz und hast das Gefühl: Ah das kann ich mir geben, ich finde das nicht stupide. Das fände ich nice", sagt Moritz.

Allan Chari

Allan Chari. (Foto: Alex Witzinger)

Liebe, Freundschaft, Alltag: Darum geht es in den Songs von Elan Chari alias Allan Chari. Der Künstler verbindet entspannten und auch mal tanzbaren R'n'B-Sound mit Inhalten aus seinem Leben. Dabei sind ihm besonders seine Texte wichtig: "Du kannst zu meiner Musik weinen, lachen, an der Isar chillen, kochen. Aber du kannst auch bewusst auf den Text hören und merken, dass er rund ist, ich würfele nicht einfach irgendwas zusammen", sagt der Musiker.

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In Zukunft will der Politikwissenschaftler in seinen Songs noch stärker auf Themen wie Feminismus oder Rassismus eingehen. "Du bist mit deiner Musik Vorbild. Du bist deren Freitagabend, Samstagabend, vielleicht auch Sonntagnachmittag. Also sag' was Cooles!"

Die Abstimmung zur Band des Jahres erfolgt in zwei Schritten. In unserem Instagramfeed (@szjungeleute) findet sich zu allen Bands ein Post. Hier kann man seinem Favoriten bis zum 10. Januar 2024 ein Like geben. Die Band mit den meisten Likes bekommt zehn Punkte, die Bands mit den wenigsten Likes einen Punkt. Alle Künstlerinnen werden aber auch von einer Fachjury bewertet, auch hier werden Punkte vergeben. Das Voting der Leserinnen und Leser sowie der Jury wird gleich gewichtet. Bekannt gegeben, wer unsere Band des Jahres ist, wird dann am 30. Januar.

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