Wetterexpertin:Warum München so oft im Nebel versinkt

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Münchens Stadtsilhouette gesehen - oder besser: erahnt vom Olympiaturm. (Foto: lukasbarth.com)

"Wie in einem Topf, in dem man nicht umrührt": Gudrun Mühlbacher vom Deutschen Wetterdienst weiß, woher die Nebelsuppe kommt.

Interview von Silke Lode

Jeder, der mehr als einen Winter in München verbracht hat, kennt das Phänomen: In der Stadt ist es tage-, manchmal gar wochenlang grau und kalt. Doch wer sich aufrafft und den nächsten Hausberg erklimmt, wird mit Sonne und Wärme belohnt.

Warum versinkt München jeden Herbst und Winter so oft im Nebel, während in den Bergen die Sonne scheint?

Gudrun Mühlbacher: Das liegt an den Inversions-Wetterlagen, die wir in München ziemlich oft haben. Normalerweise wird die Luft immer kälter, je höher man kommt. Bei einer Inversion kehrt sich das genau um: Mit der Höhe nimmt die Temperatur zu. Für München typisch ist eine sogenannte Bodeninversion. Durch die Ausstrahlung des Erdbodens bei Nacht kühlt die unmittelbar darüberliegende Luftschicht stärker aus als Schichten weiter oben. Aber wenn die Sonneneinstrahlung nicht so stark ist, lösen sich diese Inversionen schlechter auf.

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Unter welchen Bedingungen bildet sich die Nebelsuppe?

Vor allem bei wenig Wind, dann fehlt die Durchmischung. Das ist wie in einem Topf, in dem man nicht umrührt - die Temperaturunterschiede können ziemlich groß werden und die Schichten bilden sich aus. Solche windschwachen Lagen gibt es oft bei einem starken Hoch. Und wenn dann die Sonne wie im Winter tief steht, löst sich der Nebel nicht mehr auf.

Haben diese Wetterlagen auch etwas mit Smog zu tun?

Im Extremfall schon. Gerade im Winter, wenn überall geheizt wird und mehr Menschen vom Fahrrad aufs Auto umsteigen, können sich die Schadstoffe stark anreichern, weil der Luftaustausch fehlt.

Der Deutsche Wetterdienst, der seinen Hauptsitz in Offenbach am Main hat, unterhält in München eine eigene Dependance. Gudrun Mühlbacher ist die Leiterin der Münchner Niederlassung und des regionalen Klimabüros. (Foto: oh)

Ab welcher Höhe gibt es Chancen auf Sonnenstrahlen und frische Luft?

Über 1500 Metern ist man meistens recht sicher. In den Bergen ist es dann außerdem in der Regel wärmer - jeder kennt die Bilder von Skifahrern, die im Schnee in der Sonne liegen. Ab welcher Höhe man über den Wolken ist, hängt aber auch von der Art der Inversion ab. Im Harz zum Beispiel hängen die Wolken an den Gipfeln. Da ist man 300 Tage im Jahr im Nebel. Die Alpen sind einfach höher und es gibt dort andere Luftströmungssysteme.

Und wie können die Menschen in der Stadt wissen, dass oben am Berg die Sonne rauskommt?

In eine Webcam schauen hilft eigentlich ganz gut. Meistens werden Inversionslagen auch angesagt. Wenn es im Wetterbericht zum Beispiel heißt: "Heute ist es sehr windschwach." Und dann schaue ich raus und es ist neblig - dann ist die Chance meist sehr gut, dass es in den Bergen etwas schöner ist. Es kann aber auch sein, dass die Gipfel in den Wolken hängen. Mehrere Wettersysteme können sich auch überlagern.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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