Kritik:Kollegiale Virtuosen

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Beim Akademiekonzert im Nationaltheater rücken die hauseigenen Solisten in den Mittelpunkt.

Von Michael Stallknecht

Wolfgang Amadé Mozart rechnet zu den Hausgöttern des Bayerischen Staatsorchesters, seit die damalige Münchner Hofkapelle seine Opern "La finta giardiniera" und "Idomeneo" zur Uraufführung gebracht hat. Ihm im Festjahr des 500-jährigen Bestehens ein eigenes Akademiekonzert unter Leitung von Robert Jindra zu widmen, ist schon deshalb eine stimmige Idee. Auch, weil bei dieser Gelegenheit einmal die hauseigenen Solisten in den Vordergrund beziehungsweise auf die Bühne des Nationaltheaters rücken können.

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Also spielen Paolo Taballione und Gaël Gandino zu Beginn mit ihrem Orchester das Konzert für Flöte und Harfe KV 299. Der Soloflötist phrasiert es nicht nur ausgesprochen lebendig, sondern hat auch gleich selbst die Kadenzen geschrieben: drei sehr feine kammermusikalische Einschübe, die der Soloharfenistin ebenso kollegialen Platz einräumen. Giorgi Gvantseladze (Oboe), Andreas Schablas (Klarinette), Moritz Winker (Fagott) und Johannes Dengler (Horn) zeigen gemeinsam, warum die Sinfonia concertante KV 297b sonst selten zu hören ist: weil sie nicht nur vier echte Virtuosen braucht, sondern diese miteinander auch so homogen klingen müssen, wie man das im jahrelangen gemeinsamen Spiel im Orchestergraben lernt. Und die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller, die Rezitativ und Arie "Bella mia fiamma, addio" KV 528 singt, ist zwar inzwischen weltweit unterwegs, hat ihre ersten Schritte aber im Opernstudio und Ensemble der Staatsoper gemacht.

Dem Dirigenten Robert Jindra kommt man dafür zum Schluss des Abends geographisch entgegen. Schließlich ist er Musikdirektor des Nationaltheaters Prag, in dem Mozart einst seine 38. Symphonie KV 504 zur Uraufführung gebracht hat, die, eben, "Prager Symphonie". Jindra geht sie mit dem Staatsorchester stürmisch an, in klaren Konturen und kraftvollen Akzenten, auf der Höhe des zeitgenössischen Mozart-Verständnisses. Die Hausgötter wachen noch.

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