Schwabing-West:Hochpunkt statt Riegel

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Nachverdichtung, ohne grüne Innenhöfe zu zerstören? Die GWG präsentiert zwei Varianten, wie das an der Düsseldorfer Straße gelingen könnte - zur Freude der Anwohner.

Von Ellen Draxel

Marina Burwitz war zunächst skeptisch, als sie hörte, dass die GWG an der Düsseldorfer Straße 10 nachverdichten will. "Ich muss gestehen", sagt die Grünen-Politikerin im Westschwabinger Bezirksausschuss, "ich dachte anfangs, diese Versiegelung im Innenhof geht gar nicht." Hinter der Fassade befindet sich eine grüne Oase. Aber die städtische Wohnungsbaugesellschaft habe gezeigt, dass sie "sehr verantwortungsvoll" mit dem Grün umgehe.

Burwitz ist beim Thema Nachverdichtung ein gebranntes Kind. Nicht nur, weil sie in Schwabing-West lebt, dem Stadtbezirk, der in München am dichtesten besiedelt ist - und dessen Innenhöfe dennoch in rasanter Geschwindigkeit zugebaut werden. Burwitz kämpft auch selbst mit ihren Mitbewohnern seit Monaten dafür, dass das Grün in dem Karree zwischen Karl-Theodor-, Ansprenger-, Unertl- und Degenfeldstraße, in dem sie wohnt, nicht so drastisch weichen muss wie geplant. Erst vor wenigen Tagen hat die Mietergemeinschaft eine Petition beim Landtag eingereicht.

Das Bauvorhaben an der Düsseldorfer Straße aber, betont Burwitz, das sei anders. Dort gehe es "tatsächlich nicht darum, das Maximum herauszuholen". Das Ziel sei vielmehr, "ein immer noch lebenswertes Konzept zu realisieren". Dieses Konzept sieht den Bau von 34 Wohnungen vor, zu vergeben entweder an Pflegepersonal des benachbarten Klinikums Schwabing oder an Senioren und Familien. Fest steht das noch nicht, denn bisher ist der Entwurf nicht mehr als ein Vorbescheidsantrag, der helfen soll auszuloten, was überhaupt möglich sein könnte.

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Die Varianten, die die GWG-Vertreter den Bürgervertretern präsentiert haben, zeigen zwei alternative Gebäudetypen: Einen fünfstöckigen Riegel, situiert parallel zur Karl-Theodor-Straße, für den sechs Bäume gefällt werden müssten. Oder ein Punkthaus, sieben Stockwerke hoch, dafür auf weniger zu versiegelnder Fläche errichtet. Für diesen Bau müssten lediglich vier Bäume weichen. Dazu soll es einen Parktower für maximal zwölf Stellplätze geben, angeordnet an einer unbegrünten Ecke der Bonner Straße.

Solch ein Parkhaus funktioniert wie ein Paternoster: Autos fahren hinein und werden vollautomatisch in der Höhe verstaut. "Für uns wäre das ein Erstling, eine ganz neue Art von Umgang mit ruhendem Verkehr", sagt Susanne Kraus, Leiterin der Abteilung Projektentwicklung bei der GWG. Diese Lösung hätte lediglich einen ökologischen Fußabdruck von zwei Stellplätzen, sei begrünbar und bei Bedarf auch problemlos wieder abzubauen. Eine Tiefgarage mit viel Beton an diesem grünen Hof zu versenken, betont sie, sei für die GWG "undenkbar".

Im Bezirksausschuss plädieren sie für den Hochpunkt und fordern zusätzliche Photovoltaik und eine Fassadenbegrünung. Außerdem sollte der Neubau in Holz- oder Hybridbauweise errichtet werden. Das Ganze, so der Vorsitzende des Unterausschusses Bauen und Wohnen, Markus Meiler (CSU), sei ein "stimmiges, rundes Konzept". Die Stadtteilvertreter hatten anfangs überlegt, ob man statt der Innenhofbebauung nicht besser den Bestand aufstocken sollte. Doch das würde laut den GWG-Vertretern zu lange dauern. Und auch deutlich weniger bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Gibt es keine Verzögerungen, könnte das Bauvorhaben 2025 starten. Einzugstermin: frühestens 2027.

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