Nahverkehr in München:Neues MVV-Tarifsystem gilt - im Schnitt wird es gut sieben Prozent billiger

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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (3. v. li.) hat den Söhnen des Münchner Landrats Christoph Göbel (li.) die ersten Stücke der Tarifreform-Jubeltorte gereicht - zum Gaudium von Landräten und Verkehrsminister. (Foto: Catherina Hess)
  • Nach jahrelanger Diskussionen gilt von nun an das neue MVV-Tarifsystem. Dadurch wird vieles einfacher - und über alle Tickets hinweg auch um rund sieben Prozent günstiger.
  • 70 Millionen Euro lassen sich Stadt, Freistaat und Landkreise die Reform jährlich kosten.
  • Einen Überblick über die Neuerungen im Fahrplan finden Sie hier, alle Info zu den neuen Preise hier.

Von Tom Soyer, München

Glaubt man den Berechnungen des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV), dann bekommen ja die Nutzerinnen und Nutzer von S- und U-Bahn, Bus und Tram im Großraum München das beste Stück vom Kuchen ab: Über das gesamte Tarifsortiment hinweg gelten seit diesem Sonntag um rund sieben Prozent gesenkte Preise - bei größeren Geltungsbereichen und einer "deutlich einfacheren Tarifstruktur". Aber diejenigen, die das als Gesellschafter des MVV seit fünf Jahren am Ende mit überraschendem Erfolg so ausgehandelt haben, haben sich zum Start der neuen Tarifwelt am Sonntag auch selbst Torte gegönnt, und zwar nicht zu knapp: ein 200 Kilogramm schweres Prachtstück, mit Wappen und S-Bahn-Netzplan in buntem Marzipan.

"Die größte Schwierigkeit der ganzen Reform", scherzte MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch im MVG-Laden im Marienplatz-Untergeschoss, sei es ja gewesen, diese Riesentorte "sicher ein Stockwerk nach unten zu transportieren". Bester Laune pries er die "MVV-Revolution" und verriet in einem Nebensatz, was Kenner immer schon wussten: Die alte Tarifstruktur war zu kompliziert, nun heiße es beispielsweise "weg mit dem XXL-Ticket, das eh keiner verstanden hat". Bus- und Bahnfahren, so das Ziel aller aktuellen Verbesserungen, "muss so attraktiv werden wie das Autofahren".

Ob das gelungen ist, wird die Kundschaft selbst befinden. Aber richtig ist sicherlich, dass die Gesellschafter sich da einen gewaltigen Ruck gegeben haben - mit freundlicher Finanzspritze des Freistaats Bayern. Denn erst, als der Freistaat am Ende seine Bereitschaft signalisierte, einen Deckungsbeitrag fürs Defizit beizusteuern, haben murrende Landräte dem Tarifwerk zustimmen können. Erst dann waren die Preise auch in der Region attraktiv. Deshalb durfte Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) am Sonntag stolz davon sprechen, dass da in gemeinsamer Anstrengung ein gordischer Knoten durchschlagen worden sei.

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) präsentierte sich mit glücklichem Gesicht: "Es ist uns etwas gelungen, was es noch nicht gab, seit es den MVV gibt - es wird einfacher, und es wird günstiger!" Er dankte der Staatsregierung ausdrücklich, die mit ihrem Defizit-Anteil erst die Wende in den Verhandlungen ermöglicht habe. Mit einiger Süffisanz sagte Reiter deshalb auch: "Man kann - schönen Gruß nach Berlin! - auch über alle Parteigrenzen hinweg gute Politik machen."

Diese Politik sieht nun vor, dass alle Gesellschafter des MVV jährlich 70 Millionen Euro zuschießen, auf dass das Defizit gedeckt oder - wie man's sehen möchte - die günstigen Tarife ermöglicht werden. Durch das bereits geplante vergünstigte Ausbildungsticket voraussichtlich ab August 2020, so führte Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) als Sprecher der Verbundlandkreise aus, geben die Gesellschafter künftig weitere 30 Millionen in den MVV-Topf. Neun Tage vor Heiligabend sei das "eine große Bescherung". Und: "Wir sind ein starkes, territorien-übergreifendes politisches Bündnis geworden", lobte Niedergesäß. Vor fünf Jahren habe das noch ganz anders ausgesehen.

Einig waren sich die acht Landräte auch bei der Wahl des Verkehrsmittels: Alle kamen mit der S-Bahn - bis auf Josef Niedermaier aus Bad Tölz. Bis zu ihm fährt die S-Bahn nicht. "Noch nicht", sagt er und grinst. Da geht noch was...

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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