Nachruf auf Kurt Mühlhäuser:Ein Leben voller Energie

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Kurt Mühlhäuser ist im Alter von 76 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben. (Foto: privat)

Kurt Mühlhäuser machte aus den hochdefizitären Münchner Stadtwerken ein modernes, ökologisch geprägtes Unternehmen. Nun ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.

Von Andreas Schubert

Für viele war er jahrelang "Mister Stadtwerke" - und als er sich Ende 2012 in den Ruhestand verabschiedete, titelte die Süddeutsche Zeitung: "Immer unter Strom". Die Überschrift passte zu einem Mann, für dessen Beschreibung das Adjektiv "engagiert" noch als untertrieben gelten muss. Kurt Mühlhäuser war mehr als das. Der begeisterte Freizeitsportler nahm auch seine beruflichen Herausforderungen sportlich. Und als er 1995 die Leitung der Stadtwerke München (SWM) übernahm, hatte er durchaus einige Hürden zu meistern - was ihm auch gelang. Aus einem hochdefizitären Betrieb, der jährlich einen zuverlässigen Verlust von 110 Millionen Mark hinterlassen hatte, machte er ein modernes, ökologisch geprägtes Energieunternehmen, das bis heute von seiner Leistung profitiert. 2009 wurde Mühlhäuser von einem Magazin zum Energiemanager des Jahres gekürt.

Dabei setzte er nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern auf wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit. Der promovierte Jurist und Diplom-Kaufmann aus dem schwäbischen Plochingen gilt als Pionier der Energiewende. Er vollzog bei den SWM früh und konsequent den strategischen Wandel hin zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Als "Meilenstein" bezeichnen die SWM heute den frühen Einstieg in die Nutzung von On- und Offshore-Windkraft, die Erschließung der Geothermie in München sowie die langfristige Absicherung des Gasbezugs durch die Beteiligung an Bayerngas Norge und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung.

Dabei war sein Wirken im Rathaus nicht immer unumstritten. Vor allem die CSU giftete gelegentlich gegen den Manager und Sozialdemokraten, den der Stadtrat gegen ihre Stimmen ins Amt gewählt hatte. "Münchner Heuschrecke" wetterten die Christsozialen einmal und warfen ihm "Abzocke" vor, wenn die Preise für Strom oder Gas stiegen. Mühlhäuser, ganz Sportsmann, parierte solche Attacken mit Zeitungsanzeigen, in denen er die "bewusste Miesmache" der CSU geißelte - was die CSU erst Recht wütend machte. So warf ihm der damalige Fraktionsvize Hans Podiuk 2007 "dreckige Wahlkampfhilfe mit den Kundengeldern der Münchner" vor und forderte seine Entlassung.

Politische Gefechte wie diese konnten Mühlhäuser aber nichts anhaben, sein Arbeitsumfeld war stets ein politisches. Seine Laufbahn begann er 1972 im von der CSU dominierten bayerischen Finanzministerium, zwei Jahre später wechselte er in die Münchner Stadtkämmerei, von 1978 an arbeitete er für die SPD-Stadtratsfraktion. Bekannt wurde Mühlhäuser von 1986 an als Vorsitzender des Mietervereins, dessen Mitgliederzahl er bis 1997 auf 50 000 verdoppelte und dem er bis 2019 ehrenamtlich als Revisor beistand.

Am vergangenen Samstag ist Mühlhäuser im Alter von 76 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau, zwei Töchter und drei Enkelkinder. Nachfolger Florian Bieberbach würdigt ihn als "großes Vorbild", Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mietervereins, nennt ihn einen "beharrlichen Kämpfer für Mieterrechte". Für Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war Mühlhäuser ein "guter Freund und Ratgeber", der immer Idealist mit einem hohen ehrenamtlichen Engagement geblieben sei.

© SZ vom 24.04.2020 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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