Max Wagner sieht sich als sensiblen Menschen. Ein nicht unbemerkenswertes Geständnis für den Geschäftsführer eines der größten Kulturzentren Deutschlands, den Gasteig. Jeden Tag mache er Yoga und meditiere. Daneben musiziert der ausgebildete Sänger noch regelmäßig. "Wenn ich diese Dinge nicht gehabt hätte, hätte ich das wahrscheinlich nicht solange durchgehalten", sagt er. Damit meint er den Stress, den seine Arbeit mit sich bringt. Und der dürfte nicht unerheblich sein, ist doch die von Wagner in die Wege geleitete Generalsanierung des Gasteigs ein ständiges Sorgenkind und nun angeblich Grund für seinen Weggang im Winter.
Um Stress in spezifischem Sinne geht es auch bei Wagners neuster Kreation, dem "Mental Health Arts Festival". Die eintägige Veranstaltung am kommenden Samstag, 8. Juli, im Interimsgebäude HP8 widmet sich den Schnittstellen von Kunst und mentaler Gesundheit. Zum einen soll ja Kunst gegen psychische Erkrankung helfen. Zum anderen gelten Künstlerinnen und Künstler als besonders gefährdet, wenn es um mentale Gesundheit geht.
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Doch noch immer, so Wagner, herrsche ein Stigma um das Thema - Familien sprächen nicht darüber, Arbeitgeber hätten zu wenig Sensibilität dafür. Das soll das von der Beisheim-Stiftung geförderte Festival ändern. Von 12.30 Uhr bis 21.30 Uhr gibt es über die verschiedenen Räumlichkeiten des HP8 verteilt Workshops, Panels, Konzert, Lesung und Meditationssessions - alles kostenfrei.
Um die Veranstaltung niederschwellig zu gestalten, wählten Wagner und sein Team bewusst einen zweispurigen Zugang: spielerisches Ausprobieren einerseits, Information und Wissenschaft andererseits. In einem Comic-Workshop mit dem depressionserfahrenen Künstler Dominik Wieland können Teilnehmer etwa die Wirkung des Zeichnens auf ihr Befinden austesten. Das Gleiche gilt für den Kurs "Tanz als Ressource" oder den Workshop zum "Ur-Instrument Stimme" mit der Psychologin und Stimmlehrerin Melissa Salinas Rannenberg.
Währenddessen diskutieren einschlägige Experten in öffentlichen Gesprächen - etwa Anne Löhr, eine auf die Musikbranche spezialisierte Therapeutin, und Sebastian Scholz, Professor für Musizierendengesundheit, im Panel "Leistungsdruck & Burnout". Dabei geht es um Auftrittsstress, schlechte Bezahlung und "verkrustete Strukturen" in der Musikwelt. Mit dabei ist Popstar Antje Schomaker, Kritikerin der "seelenlosen deutschen Hit-Maschinerie".
Schomaker ist nicht der einzige Star des Tages: Oscarpreisträgerin Caroline Link spricht über die Darstellung psychischer Störungen in Film und Serie. Und die Poetry-Slammer Jule Weber und Yannik Sellmann sind bei der Festivaleröffnung um 12.30 Uhr live zu erleben. Auch Schomaker gibt abends noch ein Konzert - um 20 Uhr in der Isarphilharmonie. Kostenfreie Tickets sind buchbar auf www.muenchenticket.de.
Die Veranstaltung am Samstag dient als Pilotprojekt. Läuft es gut, soll daraus eine regelmäßige Sache werden. "Einen Termin für nächstes Jahr gibt es schon", sagt Wagner.
"Mental Health Arts Festival", Sa., 8. Juli, Gasteig HP8, Infos unter www.gasteig.de