Maxvorstadt:Zoff um die Stufen am Josephsplatz

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Anwohner wehrten sich mit Blumenkübeln gegen eine Zerstörung der Stufen zum Brunnen-Denkmal. Die Gruppe blieb anonym. (Foto: Sebastian Gabriel)

Anwohner liegen schon länger im Clinch mit Skatern, die die Stufen des Brunnens für Tricks nutzen. Doch die städtische Konfliktstelle kann erst jetzt aktiv werden - weil ein Denkmal-Liebhaber aus der Deckung kommt.

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Im schier endlosen Streit zwischen Skatern und Anwohnern am Josephsplatz deutet sich ein neuer Schlichtungsversuch in der an Vermittlungsanläufen reichen Konflikthistorie rund um den Franziskusbrunnen an. Nachdem ein Anwohner dem Bezirksausschuss (BA) von erheblicher Sachbeschädigung an dem Brunnendenkmal berichtet hatte, wollen sich die Mitarbeiter der städtischen Stelle "Allparteiliches Konfliktmanagement" (Akim) erneut bemühen, zumindest einzelne Akteure für einen Ausgleich an einen Tisch zu bekommen. "Wir waren immer bereit, wieder aktiv zu werden. Und das tun wir jetzt", sagt Eva Jüsten vom Akim-Leitungsteam.

Der Zoff um das, was zwischen Hiltenspergerstraße und der Kirche St. Joseph verboten oder erduldet werden soll, hat eine längere Vorgeschichte. Seit geraumer Zeit beschweren sich Anwohner an diesem Platz im Stadtbezirk Maxvorstadt über jugendliche Skater, welche auf der Freifläche rund um den Brunnen am Nordwesteck des Platzes mit ihren Boards herumbrettern. Es geht, wie auch andernorts in München, um den damit verbundenen Krach, doch auch um Schäden am Brunnen - denn die Skater nutzen die Stufen des Bauwerks als Parcourselement für ihre Tricks. Im Sommer 2019 entschied sich eine Anwohnergruppe, die sich selbst "Freunde des Franziskusbrunnens" nannte, zu einer Art Guerilla-Aktion: Sie platzierte Pflanzentröge am Brunnen, sodass man nicht mehr über die Kanten schlittern konnte. Unbekannte entfernten daraufhin einige Tröge, worauf die "Freunde des Franziskusbrunnens" wieder neue hinstellten. Die Gruppe blieb anonym, ließ Offerten für Schlichtungsgespräche unbeantwortet. Einstweilen einigten sich Stadt und BA-Politiker auf eine liberale Gangart zu Gunsten der Skater. Sie sollen mitnichten vertrieben werden und ihren Sport auf dem Platz ausüben dürfen, hieß es. So entfernte die Stadt die Blumenkübel, der Fall kam zu den Akten - und die Skater fingen im Frühling 2020 wieder munter an, auf dem öffentlichen Platz herumzuboarden.

Sie verursachen dabei jedoch "massive Schäden am Brunnen", wie Tilman Seibert jetzt in der BA-Sitzung berichtete. Er wohnt seit gut 15 Jahren am Josephsplatz und hat mit den "Freunden des Franziskusbrunnens" nichts zu tun. Er teilt mit der Gruppe jedoch den Ärger über die Beschädigungen am Brunnen-Bauwerk. Diese hat er mit Fotos dokumentiert: Zu sehen sind aufgebrochne Fugen, lädierte Stufenkanten, abgebrochene Ecken. "Ich habe die Skater oft darauf angesprochen, wurde aber lächerlich gemacht und beschimpft." Der 68-jährige Rentner zeigte sich "zutiefst frustriert", dass die Stadtverwaltung die Sachbeschädigung hinnehme und forderte den BA zum Handeln auf.

Sonderlich ausgeprägt ist die Lust darauf allerdings bei den Lokalpolitikern nicht, wie die Wortbeiträge zeigten. Ihrerseits sprach Gremiumschefin Svenja Jarchow (Grüne) von "extrem frustrierenden" Gesprächsangeboten an die Anwohner, die allesamt ins Leere gelaufen seien. Dennoch: Mit großem Wohlwollen wurde aufgenommen, dass Beschwerdeführer Seibert - anders als die "Freunde des Franziskusbrunnens" - persönlich vorsprach. "Jetzt haben wir endlich einen Ansprechpartner", formulierte es Felix Lang (SPD). Und als solcher will sich Seibert zur Verfügung stellen - zur großen Freude auch der Profi-Konfliktlöser von Akim. "Nun haben wir jemanden, mit dem wir sprechen können", sagt Eva Jüsten.

Ihre Behördenstelle kann nun den nächsten Versuch starten, im Dialog eine Lösung zu finden - und zwar eine, welche die Situation für alle Beteiligten entspannt, wie Jüsten betont. Zunächst will sich ein Akim-Mitarbeiter mit Tilmann Seibert am Brunnen treffen; parallel wird - wieder einmal - bei Münchner Skater-Verbänden angefragt. "Vielleicht kommen ja noch mehr Anwohner aus der Deckung", sagt Jüsten. Anwohner Seibert ist eher pessimistisch, was den Erfolg eines Dialogs angeht. "Das ist keine homogene Skater-Gruppe, sondern viele einzelne Individuen", schildert er seine Beobachtung. Indes will er die Skater keinesfalls vertrieben haben; sie sollen den Platz ruhig nutzen - aber eben den Franziskusbrunnen nicht in Mitleidenschaft ziehen. Er glaubt, das könne man wohl nur erreichen, wenn das Umfeld des Brunnens so gestaltet wird, dass er als Parcoursobjekt für Skater ausfällt. Der BA bleibt unterdessen erst einmal bei seiner Pro-Skater-Haltung: Das Gremium will von der Stadt zunächst ein Gutachten einholen lassen, ob die Schäden überhaupt von den Skateboards herrühren.

© SZ vom 08.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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