Coeur Tagesbar:Bewusster Genuss statt kopflosem Exzess

Lesezeit: 2 min

Ein durchdachtes Lichtkonzept lässt die kleine Tagesbar in der Theresienstraße gemütlich wirken. (Foto: Stephan Rumpf)

Mit Drinks und Essen passend zur Jahreszeit wollen Philipp Fröhlich und Benjamin Bauer ihr zweites Lokal etablieren. Dabei setzen sie auf ein Konzept, das es so in der Maxvorstadt nicht allzu häufig gibt.

Von Jacqueline Lang

Klein, aber oho. Das beschreibt das "Coeur" vielleicht am besten. Denn die Tagesbar an der Theresienstraße, in der zuvor mehr als vier Jahrzehnte das Café Barcelona zu Hause war, ist nun wahrlich nicht groß. Eine riesige weiße Pendelleuchte in der Mitte des Raumes und Wände, die mit chromatiertem Stahl verkleidet sind und grün, blau, gelb und rosa leuchten, machen die Bar aber schon rein optisch zu einem echten Hingucker.

Wer genauer hinsieht, erkennt in den warmen Farben und dem Lichtkonzept vielleicht Parallelen zum Interieur des "Trisouxs" an der Müllerstraße im Glockenbachviertel. Das ist kein Zufall, denn der Designer ist in beiden Fällen Martino Hutz. Auch die Betreiber sind mit Philipp Fröhlich und Benjamin Bauer dieselben - und sie haben einmal mehr weder beim Design noch bei sonst einem Detail etwas dem Zufall überlassen. So schenken etwa zuvorkommende Kellnerinnen immer wieder Wasser nach.

Sechs Jahre haben sich die beiden Gastronomen Zeit mit der Eröffnung ihrer zweiten Bar gelassen. Und versteht man Fröhlich richtig, dann könnte es wohl auch noch einmal so lange dauern, bis man mit einem neuen Laden von ihnen rechnen darf. Er und Bauer wollen nämlich ganz bewusst nicht Lokal um Lokal aus dem Boden stampfen, sie setzen auf "nachhaltiges Wachstum". Und auf ein durchdachtes Konzept, das es so in der Maxvorstadt, in der es von Cafés und Bars nur so wimmelt, noch nicht allzu häufig gibt: eine Tagesbar.

Die Drinks auf der Karte wechseln je nach Saison. Gerade schmecken viele fruchtig-süß und fast so, als könnte man mit ihnen den Sommer konservieren. (Foto: Stephan Rumpf)
Bei der Einrichtung haben die Betreiber viel Wert auf Details gelegt. Beauftragt haben sie dafür, wie schon im Trisoux, Martino Hutz. (Foto: Stephan Rumpf)

Für das Coeur bedeutet das: Morgens gibt es Frühstück, mittags Lunch und abends kann man bis Mitternacht am Tresen oder einem der wenigen Tische verweilen, sich einen Drink genehmigen und dazu vielleicht eine Käseplatte oder ein belegtes Sandwich, aber eben nicht bis in die frühen Morgenstunden dort versacken. Statt kopflosem Exzess setzen Fröhlich und Bauer auf bewussten Genuss. Dazu passt eine reduzierte Karte, die laut Fröhlich in Zukunft nicht nur bei den Speisen auf Saisonalität setzen möchte.

Jetzt im Spätsommer findet man mit dem "Coeur Gimlet" (12,50 Euro) oder dem "Hydra" (13,50 Euro) Drinks mit Zitrus-, Honig- und Bergamottenoten darauf. Es sind fruchtig-süße Kreationen, die kurz hoffen lassen, man könnte den Sommer vielleicht doch konservieren - aber eben auch neugierig darauf machen, was Bar-Chef Fröhlich sich für den Herbst oder Winter überlegen wird.

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Übrigens: Noch bekommt man im Coeur selbst am Wochenende problemlos ein Plätzchen. Das mag zum einen an der Wiesn liegen, zum anderen daran, dass sich die Bar für ein sogenanntes Soft-Opening entschieden hat, also eine Eröffnung, ohne groß die Werbetrommel zu rühren. Von Mitte Oktober an, wenn die Bar offiziell ihren Einstand feiert, könnte es dann schon etwas voller werden. Viel Platz ist im Coeur schließlich nicht.

Coeur Tagesbar , Theresienstraße 38, 80333 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8 bis 0 Uhr, Samstag 10 bis 0 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr

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